Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.wart! sagte Kronhelm. Ja, es ist ein liebes Mädchen, antwortete Xaver, und sah seinen Kronhelm lächelnd an. Jndem kam der alte Siegwart auch aufs Zimmer, und schlug unsern beyden Freunden vor, ob sie den Nachmittag mit seiner Tochter zu einem benachbarten Amtmann fahren wollten, der sein guter Freund sey? Er wollte gern auch mit fahren, aber seine Geschäfte liessens nicht zu. Sie nahmen den Vorschlag mit Freuden an, und erzählten ihn Theresen, als sie mit dem Kaffee wieder hereinkam. Sie war auch froh darüber, weil des Amtmanns beyde Töchter ihre gute Freundinnen waren, die sie schon seit dem Frühjahr nicht gesehen hatte. Sie mach- te Anstalt, daß das Essen beyzeiten fertig wur- de, weil sie etwas früh wegfahren wollten. Aber eine Stunde drauf kam der Hauptmann von Northern mit einem jungen Lieutenant zu Pferd- um den Amtmann zu besuchen. Dies war Sieg- wart und Kronhelm auch lieb, weil sie ihn schon lang gern hätten kennen lernen. Er hatte, wegen seines ungezwungenen Betragens, das Vertrauen der beyden Jünglinge gar bald; Sie gewannen auch das seinige durch ihre Artigkeit und Be- scheidenheit. Siegwart bat ihn sogleich, er wart! ſagte Kronhelm. Ja, es iſt ein liebes Maͤdchen, antwortete Xaver, und ſah ſeinen Kronhelm laͤchelnd an. Jndem kam der alte Siegwart auch aufs Zimmer, und ſchlug unſern beyden Freunden vor, ob ſie den Nachmittag mit ſeiner Tochter zu einem benachbarten Amtmann fahren wollten, der ſein guter Freund ſey? Er wollte gern auch mit fahren, aber ſeine Geſchaͤfte lieſſens nicht zu. Sie nahmen den Vorſchlag mit Freuden an, und erzaͤhlten ihn Thereſen, als ſie mit dem Kaffee wieder hereinkam. Sie war auch froh daruͤber, weil des Amtmanns beyde Toͤchter ihre gute Freundinnen waren, die ſie ſchon ſeit dem Fruͤhjahr nicht geſehen hatte. Sie mach- te Anſtalt, daß das Eſſen beyzeiten fertig wur- de, weil ſie etwas fruͤh wegfahren wollten. Aber eine Stunde drauf kam der Hauptmann von Northern mit einem jungen Lieutenant zu Pferd- um den Amtmann zu beſuchen. Dies war Sieg- wart und Kronhelm auch lieb, weil ſie ihn ſchon lang gern haͤtten kennen lernen. Er hatte, wegen ſeines ungezwungenen Betragens, das Vertrauen der beyden Juͤnglinge gar bald; Sie gewannen auch das ſeinige durch ihre Artigkeit und Be- ſcheidenheit. Siegwart bat ihn ſogleich, er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0363" n="359"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> wart! ſagte <hi rendition="#fr">Kronhelm.</hi> Ja, es iſt ein liebes<lb/> Maͤdchen, antwortete <hi rendition="#fr">Xaver,</hi> und ſah ſeinen<lb/> Kronhelm laͤchelnd an. Jndem kam der alte<lb/><hi rendition="#fr">Siegwart</hi> auch aufs Zimmer, und ſchlug unſern<lb/> beyden Freunden vor, ob ſie den Nachmittag mit<lb/> ſeiner Tochter zu einem benachbarten Amtmann<lb/> fahren wollten, der ſein guter Freund ſey? Er<lb/> wollte gern auch mit fahren, aber ſeine Geſchaͤfte<lb/> lieſſens nicht zu. Sie nahmen den Vorſchlag mit<lb/> Freuden an, und erzaͤhlten ihn <hi rendition="#fr">Thereſen,</hi> als ſie<lb/> mit dem Kaffee wieder hereinkam. Sie war<lb/> auch froh daruͤber, weil des Amtmanns beyde<lb/> Toͤchter ihre gute Freundinnen waren, die ſie ſchon<lb/> ſeit dem Fruͤhjahr nicht geſehen hatte. Sie mach-<lb/> te Anſtalt, daß das Eſſen beyzeiten fertig wur-<lb/> de, weil ſie etwas fruͤh wegfahren wollten. Aber<lb/> eine Stunde drauf kam der Hauptmann von<lb/><hi rendition="#fr">Northern</hi> mit einem jungen Lieutenant zu Pferd-<lb/> um den Amtmann zu beſuchen. Dies war <hi rendition="#fr">Sieg-<lb/> wart</hi> und <hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> auch lieb, weil ſie ihn ſchon<lb/> lang gern haͤtten kennen lernen. Er hatte, wegen<lb/> ſeines ungezwungenen Betragens, das Vertrauen<lb/> der beyden Juͤnglinge gar bald; Sie gewannen<lb/> auch das ſeinige durch ihre Artigkeit und Be-<lb/> ſcheidenheit. <hi rendition="#fr">Siegwart</hi> bat ihn ſogleich, er<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [359/0363]
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Maͤdchen, antwortete Xaver, und ſah ſeinen
Kronhelm laͤchelnd an. Jndem kam der alte
Siegwart auch aufs Zimmer, und ſchlug unſern
beyden Freunden vor, ob ſie den Nachmittag mit
ſeiner Tochter zu einem benachbarten Amtmann
fahren wollten, der ſein guter Freund ſey? Er
wollte gern auch mit fahren, aber ſeine Geſchaͤfte
lieſſens nicht zu. Sie nahmen den Vorſchlag mit
Freuden an, und erzaͤhlten ihn Thereſen, als ſie
mit dem Kaffee wieder hereinkam. Sie war
auch froh daruͤber, weil des Amtmanns beyde
Toͤchter ihre gute Freundinnen waren, die ſie ſchon
ſeit dem Fruͤhjahr nicht geſehen hatte. Sie mach-
te Anſtalt, daß das Eſſen beyzeiten fertig wur-
de, weil ſie etwas fruͤh wegfahren wollten. Aber
eine Stunde drauf kam der Hauptmann von
Northern mit einem jungen Lieutenant zu Pferd-
um den Amtmann zu beſuchen. Dies war Sieg-
wart und Kronhelm auch lieb, weil ſie ihn ſchon
lang gern haͤtten kennen lernen. Er hatte, wegen
ſeines ungezwungenen Betragens, das Vertrauen
der beyden Juͤnglinge gar bald; Sie gewannen
auch das ſeinige durch ihre Artigkeit und Be-
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