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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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andern nachgeben wollen; aber ich dächte, Xaver
und meine Schwester könnten da so eine Art von
Friedensstiftern abgeben. Sie erkundigten sich
beyeinander, was wir machten? Ob einem von
uns etwas fehle, weil wir so lang nicht zusam-
men gekommen seyen? Man liesse dann einander
entsernt grüssen. Jch gieng einmal von unge-
fähr bey ihrer Einsiedeley vorbey; brächte Jh-
nen ein Kaninchen, das sich verlaufen hätte;
thät aber übrigens ganz kalt; sähe Sie nur seit-
wärts an, bis endlich ein Wort das andre
gäbe.

Therese. Gut! So würd ichs auch ma-
chen. Jch stellte mich, als ob ich Jhre Schwe-
ster besuchen wollte. Mit Jhnen spräch ich an-
fangs gar nichts, das versteht sich. Oder ich
gieng bey Jhrer Hütte vorbey; säh sorgsältig auf
die Erde, als ob ich etwas verloren hätte. Sie
fragten mich vielleicht, oder hülfen mir aus Höf-
lichkeit wol gar suchen. Das würde mich dann
rühren, und so würden wir wieder gute Freunde,
bis ein neuer Zank angienge.

Xaver. Herrlich! Herrlich! Und ich bau
eine Laube auf die Höhe dort, wo wir Abends
gemeinschaftlich sitzen, und pflanze Buchen und



andern nachgeben wollen; aber ich daͤchte, Xaver
und meine Schweſter koͤnnten da ſo eine Art von
Friedensſtiftern abgeben. Sie erkundigten ſich
beyeinander, was wir machten? Ob einem von
uns etwas fehle, weil wir ſo lang nicht zuſam-
men gekommen ſeyen? Man lieſſe dann einander
entſernt gruͤſſen. Jch gieng einmal von unge-
faͤhr bey ihrer Einſiedeley vorbey; braͤchte Jh-
nen ein Kaninchen, das ſich verlaufen haͤtte;
thaͤt aber uͤbrigens ganz kalt; ſaͤhe Sie nur ſeit-
waͤrts an, bis endlich ein Wort das andre
gaͤbe.

Thereſe. Gut! So wuͤrd ichs auch ma-
chen. Jch ſtellte mich, als ob ich Jhre Schwe-
ſter beſuchen wollte. Mit Jhnen ſpraͤch ich an-
fangs gar nichts, das verſteht ſich. Oder ich
gieng bey Jhrer Huͤtte vorbey; ſaͤh ſorgſaͤltig auf
die Erde, als ob ich etwas verloren haͤtte. Sie
fragten mich vielleicht, oder huͤlfen mir aus Hoͤf-
lichkeit wol gar ſuchen. Das wuͤrde mich dann
ruͤhren, und ſo wuͤrden wir wieder gute Freunde,
bis ein neuer Zank angienge.

Xaver. Herrlich! Herrlich! Und ich bau
eine Laube auf die Hoͤhe dort, wo wir Abends
gemeinſchaftlich ſitzen, und pflanze Buchen und

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[352/0356] andern nachgeben wollen; aber ich daͤchte, Xaver und meine Schweſter koͤnnten da ſo eine Art von Friedensſtiftern abgeben. Sie erkundigten ſich beyeinander, was wir machten? Ob einem von uns etwas fehle, weil wir ſo lang nicht zuſam- men gekommen ſeyen? Man lieſſe dann einander entſernt gruͤſſen. Jch gieng einmal von unge- faͤhr bey ihrer Einſiedeley vorbey; braͤchte Jh- nen ein Kaninchen, das ſich verlaufen haͤtte; thaͤt aber uͤbrigens ganz kalt; ſaͤhe Sie nur ſeit- waͤrts an, bis endlich ein Wort das andre gaͤbe. Thereſe. Gut! So wuͤrd ichs auch ma- chen. Jch ſtellte mich, als ob ich Jhre Schwe- ſter beſuchen wollte. Mit Jhnen ſpraͤch ich an- fangs gar nichts, das verſteht ſich. Oder ich gieng bey Jhrer Huͤtte vorbey; ſaͤh ſorgſaͤltig auf die Erde, als ob ich etwas verloren haͤtte. Sie fragten mich vielleicht, oder huͤlfen mir aus Hoͤf- lichkeit wol gar ſuchen. Das wuͤrde mich dann ruͤhren, und ſo wuͤrden wir wieder gute Freunde, bis ein neuer Zank angienge. Xaver. Herrlich! Herrlich! Und ich bau eine Laube auf die Hoͤhe dort, wo wir Abends gemeinſchaftlich ſitzen, und pflanze Buchen und

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/356>, abgerufen am 22.11.2024.