Den Nachmittag giengen sie nach Winden- heim. Auf dem Weg dahin kamen sie durch ein schönes Tannenwäldchen, das mit jungen Eichen von hellgrünem Laub durchmischt war. Zuwei- len war es ganz dunkel und schauderlich. Ey, dies Wäldchen will ich mir zueignen, und ein Einsiedler drinn werden, sagte Kronhelm. Da will ich mich ganz von der Welt absondern, und recht still und ruhig leben. Unter den Men- schen ist doch nichts anzufangen; Da ist soviel Kultur, Cärimonie und Bosheit; hier soll mich nichts in meiner Einsamkeit stören! -- Als ich allenfalls, sagte Therese. Denn glauben Sie, ich soll Jhnen das Wäldchen, und den guten Ein- fall so allein lassen? Nein, ich lieb auch die Ein- samkeit, und will mir auch eine Zelle bauen! Um die Einsiedeley her leg ich ein Gärtchen an; pflanze Kohl, Salat, und Fruchtbäume drum her; halt mir etlich Schäfchen, mach die Reh im Wäld- chen zahm, und die Nachtigallen, und die an- dern Vögel. Jch will ihnen schon brav Futter streuen, daß sie zahm werden müssen. Auch Kanin- chen halt ich mir, weisse und rothgesprengte; keinen Menschen aus der Stadt, oder aus dem Dorfe laß ich zu mir. O, das soll ein herrliches Leben seyn!
Den Nachmittag giengen ſie nach Winden- heim. Auf dem Weg dahin kamen ſie durch ein ſchoͤnes Tannenwaͤldchen, das mit jungen Eichen von hellgruͤnem Laub durchmiſcht war. Zuwei- len war es ganz dunkel und ſchauderlich. Ey, dies Waͤldchen will ich mir zueignen, und ein Einſiedler drinn werden, ſagte Kronhelm. Da will ich mich ganz von der Welt abſondern, und recht ſtill und ruhig leben. Unter den Men- ſchen iſt doch nichts anzufangen; Da iſt ſoviel Kultur, Caͤrimonie und Bosheit; hier ſoll mich nichts in meiner Einſamkeit ſtoͤren! — Als ich allenfalls, ſagte Thereſe. Denn glauben Sie, ich ſoll Jhnen das Waͤldchen, und den guten Ein- fall ſo allein laſſen? Nein, ich lieb auch die Ein- ſamkeit, und will mir auch eine Zelle bauen! Um die Einſiedeley her leg ich ein Gaͤrtchen an; pflanze Kohl, Salat, und Fruchtbaͤume drum her; halt mir etlich Schaͤfchen, mach die Reh im Waͤld- chen zahm, und die Nachtigallen, und die an- dern Voͤgel. Jch will ihnen ſchon brav Futter ſtreuen, daß ſie zahm werden muͤſſen. Auch Kanin- chen halt ich mir, weiſſe und rothgeſprengte; keinen Menſchen aus der Stadt, oder aus dem Dorfe laß ich zu mir. O, das ſoll ein herrliches Leben ſeyn!
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Den Nachmittag giengen ſie nach Winden-
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ſchoͤnes Tannenwaͤldchen, das mit jungen Eichen
von hellgruͤnem Laub durchmiſcht war. Zuwei-
len war es ganz dunkel und ſchauderlich. Ey,
dies Waͤldchen will ich mir zueignen, und ein
Einſiedler drinn werden, ſagte Kronhelm. Da
will ich mich ganz von der Welt abſondern, und
recht ſtill und ruhig leben. Unter den Men-
ſchen iſt doch nichts anzufangen; Da iſt ſoviel
Kultur, Caͤrimonie und Bosheit; hier ſoll mich
nichts in meiner Einſamkeit ſtoͤren! — Als ich
allenfalls, ſagte Thereſe. Denn glauben Sie,
ich ſoll Jhnen das Waͤldchen, und den guten Ein-
fall ſo allein laſſen? Nein, ich lieb auch die Ein-
ſamkeit, und will mir auch eine Zelle bauen! Um die
Einſiedeley her leg ich ein Gaͤrtchen an; pflanze
Kohl, Salat, und Fruchtbaͤume drum her; halt
mir etlich Schaͤfchen, mach die Reh im Waͤld-
chen zahm, und die Nachtigallen, und die an-
dern Voͤgel. Jch will ihnen ſchon brav Futter
ſtreuen, daß ſie zahm werden muͤſſen. Auch Kanin-
chen halt ich mir, weiſſe und rothgeſprengte; keinen
Menſchen aus der Stadt, oder aus dem Dorfe laß ich
zu mir. O, das ſoll ein herrliches Leben ſeyn!
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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