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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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heftigern Charakters alles Vortrefliche und Schö-
ne laut bewunderte. Sie sah auch nur ihn an,
wenn sie ein Stück ausgespielt hatte, weil sie
auf sein Lob am meisten achtete. Sie bat ihn
um ein paar Arien, die er heut im Singspiel
gesungen hatte. Er hatte sie noch bey sich, und
legte sie ihr vor. Sie spielte sie vom Blatt
weg, und er sang dazu. Der Vater freute sich
darüver ungemein, und sah bald den P. Philipp,
bald unsern Kronhelm lächelnd an. Endlich
gieng die Gesellschaft, ziemlich spat, nach Haus.

Zween Tage drauf giengen unsre beyden
Jünglinge zum alten Siegwart, der sie, nebst
Theresen, mehrmals dringend eingeladen hatte.
Es ward ihnen eine Kutsche geschikt, um sie ab-
zuholen. Sie kehrten unterwegs in dem Wirts-
hause ein, wo Siegwart ehemals den Streit
über die Wildschützen mit angehört hatte. Dies-
mal war niemand da, als eine alte Zigeunerinn,
die unsern Jünglingen mit Gewalt wahrsagen
wollte. Sie weigerten sich eine Zeitlang; aber,
als sie nicht nachließ, hielt endlich Kronhelm
seine Hand hin. Ey, Ey, Junker, lauter Glück,
lauter grosses Glück! rief die Frau. Viel Geld

Y



heftigern Charakters alles Vortrefliche und Schoͤ-
ne laut bewunderte. Sie ſah auch nur ihn an,
wenn ſie ein Stuͤck ausgeſpielt hatte, weil ſie
auf ſein Lob am meiſten achtete. Sie bat ihn
um ein paar Arien, die er heut im Singſpiel
geſungen hatte. Er hatte ſie noch bey ſich, und
legte ſie ihr vor. Sie ſpielte ſie vom Blatt
weg, und er ſang dazu. Der Vater freute ſich
daruͤver ungemein, und ſah bald den P. Philipp,
bald unſern Kronhelm laͤchelnd an. Endlich
gieng die Geſellſchaft, ziemlich ſpat, nach Haus.

Zween Tage drauf giengen unſre beyden
Juͤnglinge zum alten Siegwart, der ſie, nebſt
Thereſen, mehrmals dringend eingeladen hatte.
Es ward ihnen eine Kutſche geſchikt, um ſie ab-
zuholen. Sie kehrten unterwegs in dem Wirts-
hauſe ein, wo Siegwart ehemals den Streit
uͤber die Wildſchuͤtzen mit angehoͤrt hatte. Dies-
mal war niemand da, als eine alte Zigeunerinn,
die unſern Juͤnglingen mit Gewalt wahrſagen
wollte. Sie weigerten ſich eine Zeitlang; aber,
als ſie nicht nachließ, hielt endlich Kronhelm
ſeine Hand hin. Ey, Ey, Junker, lauter Gluͤck,
lauter groſſes Gluͤck! rief die Frau. Viel Geld

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[337/0341] heftigern Charakters alles Vortrefliche und Schoͤ- ne laut bewunderte. Sie ſah auch nur ihn an, wenn ſie ein Stuͤck ausgeſpielt hatte, weil ſie auf ſein Lob am meiſten achtete. Sie bat ihn um ein paar Arien, die er heut im Singſpiel geſungen hatte. Er hatte ſie noch bey ſich, und legte ſie ihr vor. Sie ſpielte ſie vom Blatt weg, und er ſang dazu. Der Vater freute ſich daruͤver ungemein, und ſah bald den P. Philipp, bald unſern Kronhelm laͤchelnd an. Endlich gieng die Geſellſchaft, ziemlich ſpat, nach Haus. Zween Tage drauf giengen unſre beyden Juͤnglinge zum alten Siegwart, der ſie, nebſt Thereſen, mehrmals dringend eingeladen hatte. Es ward ihnen eine Kutſche geſchikt, um ſie ab- zuholen. Sie kehrten unterwegs in dem Wirts- hauſe ein, wo Siegwart ehemals den Streit uͤber die Wildſchuͤtzen mit angehoͤrt hatte. Dies- mal war niemand da, als eine alte Zigeunerinn, die unſern Juͤnglingen mit Gewalt wahrſagen wollte. Sie weigerten ſich eine Zeitlang; aber, als ſie nicht nachließ, hielt endlich Kronhelm ſeine Hand hin. Ey, Ey, Junker, lauter Gluͤck, lauter groſſes Gluͤck! rief die Frau. Viel Geld Y

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/341>, abgerufen am 22.11.2024.