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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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als von Sibyllen und von Silberling, dem der
Angstschweiß ausbrach. Er rückte auf seinem
Stuhl hin und her, und wäre so gern weggegan-
gen, wenn er nur nicht die Anmerkungen und
Spöttereyen der Edelleute gefürchtet hätte. Si-
bylle
durfte nicht weggehen, weil sie aufwarten
muste; denn Kunigunde nahm immer in Gesell-
schaft die Mine der gnädigen Frau an, und be-
wegte sich nicht von ihrer Stelle. Dabey war
ihr der saftige Scherz der Edelleute viel zu ange-
nehm; sie konnte hier alle ihre Gaben auskra-
men, und das ihrige treulich hinzuthun. Regine
gab im Garten Kronhelm selbst ihre Hand, und
sagte: Lassen Sie uns hier, statt des ewigen Ge-
lerms, der stillen und ruhigen Natur geniessen!
Jch bin des Aufenthalts bey meinem Großpapa
so satt, daß ichs Jhnen nicht genug sagen kann.
Und nun ist noch der abgeschmackte Silberling
da. Jch kann ihn nicht anders nennen, so gern
ich auch von andern sonst gelind urtheile. Den
ganzen Tag hüpft er um mich her, und ich bin
keinen Augenblick vor ihm sicher.

Siegwart. Erlauben Sie, ist er schon lang
bey Jhnen, gnädiges Fräulein?

Regina. Bald vierzehn Tage; und wie
lang's noch währen wird? weiß der Himmel.



als von Sibyllen und von Silberling, dem der
Angſtſchweiß ausbrach. Er ruͤckte auf ſeinem
Stuhl hin und her, und waͤre ſo gern weggegan-
gen, wenn er nur nicht die Anmerkungen und
Spoͤttereyen der Edelleute gefuͤrchtet haͤtte. Si-
bylle
durfte nicht weggehen, weil ſie aufwarten
muſte; denn Kunigunde nahm immer in Geſell-
ſchaft die Mine der gnaͤdigen Frau an, und be-
wegte ſich nicht von ihrer Stelle. Dabey war
ihr der ſaftige Scherz der Edelleute viel zu ange-
nehm; ſie konnte hier alle ihre Gaben auskra-
men, und das ihrige treulich hinzuthun. Regine
gab im Garten Kronhelm ſelbſt ihre Hand, und
ſagte: Laſſen Sie uns hier, ſtatt des ewigen Ge-
lerms, der ſtillen und ruhigen Natur genieſſen!
Jch bin des Aufenthalts bey meinem Großpapa
ſo ſatt, daß ichs Jhnen nicht genug ſagen kann.
Und nun iſt noch der abgeſchmackte Silberling
da. Jch kann ihn nicht anders nennen, ſo gern
ich auch von andern ſonſt gelind urtheile. Den
ganzen Tag huͤpft er um mich her, und ich bin
keinen Augenblick vor ihm ſicher.

Siegwart. Erlauben Sie, iſt er ſchon lang
bey Jhnen, gnaͤdiges Fraͤulein?

Regina. Bald vierzehn Tage; und wie
lang’s noch waͤhren wird? weiß der Himmel.

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[284/0288] als von Sibyllen und von Silberling, dem der Angſtſchweiß ausbrach. Er ruͤckte auf ſeinem Stuhl hin und her, und waͤre ſo gern weggegan- gen, wenn er nur nicht die Anmerkungen und Spoͤttereyen der Edelleute gefuͤrchtet haͤtte. Si- bylle durfte nicht weggehen, weil ſie aufwarten muſte; denn Kunigunde nahm immer in Geſell- ſchaft die Mine der gnaͤdigen Frau an, und be- wegte ſich nicht von ihrer Stelle. Dabey war ihr der ſaftige Scherz der Edelleute viel zu ange- nehm; ſie konnte hier alle ihre Gaben auskra- men, und das ihrige treulich hinzuthun. Regine gab im Garten Kronhelm ſelbſt ihre Hand, und ſagte: Laſſen Sie uns hier, ſtatt des ewigen Ge- lerms, der ſtillen und ruhigen Natur genieſſen! Jch bin des Aufenthalts bey meinem Großpapa ſo ſatt, daß ichs Jhnen nicht genug ſagen kann. Und nun iſt noch der abgeſchmackte Silberling da. Jch kann ihn nicht anders nennen, ſo gern ich auch von andern ſonſt gelind urtheile. Den ganzen Tag huͤpft er um mich her, und ich bin keinen Augenblick vor ihm ſicher. Siegwart. Erlauben Sie, iſt er ſchon lang bey Jhnen, gnaͤdiges Fraͤulein? Regina. Bald vierzehn Tage; und wie lang’s noch waͤhren wird? weiß der Himmel.

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/288>, abgerufen am 27.11.2024.