Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.Jobst auf einem alten Klepper hergesprengt; stieg, ohn ein Wort zu reden ab, führte seine Mähre in den Stall, und sagte nun: Auf den Nachmit- tag werde Junker Seilberg, Fräulein Regine, Baron Striebel, und der kleine Herr von Sil- berling mit seinem Haarbeutel zum Besuch kom- men. Brav, brav! rief Junker Veit; die kom- men mir eben recht bey meinem Zipperlein! Den Einen hats verlassen, und den andern nimmts beym Schopf. -- Kommen Sie zu Wagen? Freylich, sagte Jobst, Silberling kommt ja im Haarbeutel. Aber, Herr Bruder, nun schaff mir was zu trinken! Denn ich bin verteufelt durstig. Veit bestellte gleich im Stall eine Bouteille, die Jobst ohne viele Umstände austrank. -- Bis zum Essen wurde von Geschichten aus der Ge- gend, und Jagdangelegenheiten gesprochen, die zum Anführen zu unwichtig sind. Bey Tisch wurden die Rebhühner aufgetragen, die Kronhelm und Siegwart geschossen hatten, denn das Schwein muste erst in der Stadt gebrannt werden. Die Rebhühner gaben Junkern Veit zu manchem Spaß und zu vielen Gesundheiten Anlaß, so daß er heute vor der Zeit stark berauscht wurde, wo- zu der Verdruß über sein Podagra auch viel bey- Jobſt auf einem alten Klepper hergeſprengt; ſtieg, ohn ein Wort zu reden ab, fuͤhrte ſeine Maͤhre in den Stall, und ſagte nun: Auf den Nachmit- tag werde Junker Seilberg, Fraͤulein Regine, Baron Striebel, und der kleine Herr von Sil- berling mit ſeinem Haarbeutel zum Beſuch kom- men. Brav, brav! rief Junker Veit; die kom- men mir eben recht bey meinem Zipperlein! Den Einen hats verlaſſen, und den andern nimmts beym Schopf. — Kommen Sie zu Wagen? Freylich, ſagte Jobſt, Silberling kommt ja im Haarbeutel. Aber, Herr Bruder, nun ſchaff mir was zu trinken! Denn ich bin verteufelt durſtig. Veit beſtellte gleich im Stall eine Bouteille, die Jobſt ohne viele Umſtaͤnde austrank. — Bis zum Eſſen wurde von Geſchichten aus der Ge- gend, und Jagdangelegenheiten geſprochen, die zum Anfuͤhren zu unwichtig ſind. Bey Tiſch wurden die Rebhuͤhner aufgetragen, die Kronhelm und Siegwart geſchoſſen hatten, denn das Schwein muſte erſt in der Stadt gebrannt werden. Die Rebhuͤhner gaben Junkern Veit zu manchem Spaß und zu vielen Geſundheiten Anlaß, ſo daß er heute vor der Zeit ſtark berauſcht wurde, wo- zu der Verdruß uͤber ſein Podagra auch viel bey- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0286" n="282"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#fr">Jobſt</hi> auf einem alten Klepper hergeſprengt; ſtieg,<lb/> ohn ein Wort zu reden ab, fuͤhrte ſeine Maͤhre<lb/> in den Stall, und ſagte nun: Auf den Nachmit-<lb/> tag werde Junker <hi rendition="#fr">Seilberg,</hi> Fraͤulein <hi rendition="#fr">Regine,</hi><lb/> Baron <hi rendition="#fr">Striebel,</hi> und der kleine Herr von <hi rendition="#fr">Sil-<lb/> berling</hi> mit ſeinem Haarbeutel zum Beſuch kom-<lb/> men. Brav, brav! rief Junker <hi rendition="#fr">Veit;</hi> die kom-<lb/> men mir eben recht bey meinem Zipperlein! Den<lb/> Einen hats verlaſſen, und den andern nimmts<lb/> beym Schopf. — Kommen Sie zu Wagen?<lb/> Freylich, ſagte <hi rendition="#fr">Jobſt, Silberling</hi> kommt ja im<lb/> Haarbeutel. Aber, Herr Bruder, nun ſchaff mir<lb/> was zu trinken! Denn ich bin verteufelt durſtig.<lb/><hi rendition="#fr">Veit</hi> beſtellte gleich im Stall eine Bouteille, die<lb/><hi rendition="#fr">Jobſt</hi> ohne viele Umſtaͤnde austrank. — Bis<lb/> zum Eſſen wurde von Geſchichten aus der Ge-<lb/> gend, und Jagdangelegenheiten geſprochen, die zum<lb/> Anfuͤhren zu unwichtig ſind. Bey Tiſch wurden<lb/> die Rebhuͤhner aufgetragen, die <hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Siegwart</hi> geſchoſſen hatten, denn das Schwein<lb/> muſte erſt in der Stadt gebrannt werden. Die<lb/> Rebhuͤhner gaben Junkern <hi rendition="#fr">Veit</hi> zu manchem<lb/> Spaß und zu vielen Geſundheiten Anlaß, ſo daß<lb/> er heute vor der Zeit ſtark berauſcht wurde, wo-<lb/> zu der Verdruß uͤber ſein Podagra auch viel bey-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [282/0286]
Jobſt auf einem alten Klepper hergeſprengt; ſtieg,
ohn ein Wort zu reden ab, fuͤhrte ſeine Maͤhre
in den Stall, und ſagte nun: Auf den Nachmit-
tag werde Junker Seilberg, Fraͤulein Regine,
Baron Striebel, und der kleine Herr von Sil-
berling mit ſeinem Haarbeutel zum Beſuch kom-
men. Brav, brav! rief Junker Veit; die kom-
men mir eben recht bey meinem Zipperlein! Den
Einen hats verlaſſen, und den andern nimmts
beym Schopf. — Kommen Sie zu Wagen?
Freylich, ſagte Jobſt, Silberling kommt ja im
Haarbeutel. Aber, Herr Bruder, nun ſchaff mir
was zu trinken! Denn ich bin verteufelt durſtig.
Veit beſtellte gleich im Stall eine Bouteille, die
Jobſt ohne viele Umſtaͤnde austrank. — Bis
zum Eſſen wurde von Geſchichten aus der Ge-
gend, und Jagdangelegenheiten geſprochen, die zum
Anfuͤhren zu unwichtig ſind. Bey Tiſch wurden
die Rebhuͤhner aufgetragen, die Kronhelm und
Siegwart geſchoſſen hatten, denn das Schwein
muſte erſt in der Stadt gebrannt werden. Die
Rebhuͤhner gaben Junkern Veit zu manchem
Spaß und zu vielen Geſundheiten Anlaß, ſo daß
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