Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.Buch dort auf; auf dem Miste! und bringt mirs! Jch hab ehmals auch so ein Buch gehabt, 's heist der Döbel. 'S steht manches gutes drinn; aber 's meiste hab ich schon gewust. Man muß im Forst lernen, wenn man will ein rechter Waidmann werden. -- Das verfluchte Zipperlein hat mich so zu Schanden geritten! Jch kann heut nicht 'naus, und 's ist doch so ein herrlicher Tag. Aber dafür wollen wir doch die Zeit nicht ganz ungenutzt vorbey streichen las- len. Kommt nur! Jch will euch viel rares zeigen! -- Erst führte er sie in seine Gewehr- kammer. -- Seht mir einmal! was das für ein Vorrath ist! Nicht wahr? Der darf sich sehen lassen? Jch nehms mit jedem Churfürsten auf, ob ers besser hat? -- Da seht! Das ist das Konterfait, von dem ich gestern g'sagt hab. Jst das nicht ein ehr- liches Gesicht? Mit dem Schnurrbart, und dem krausen Backenbart! -- Und da, das Windspiel! 's ist meiner Seel! zum Küssen! Jch wollt viel drum geben, wenn ichs so im Leben hätte! -- Ja, seht euch nur recht um! So was extraschönes kriegt ihr nicht so bald wieder zu sehen. Aber das Zeug, wie's so da ist, ist mich auch über tausend Thaler ge- kommen. -- Wundert euch nur nicht! 'S ist war- Buch dort auf; auf dem Miſte! und bringt mirs! Jch hab ehmals auch ſo ein Buch gehabt, ’s heiſt der Doͤbel. ’S ſteht manches gutes drinn; aber ’s meiſte hab ich ſchon gewuſt. Man muß im Forſt lernen, wenn man will ein rechter Waidmann werden. — Das verfluchte Zipperlein hat mich ſo zu Schanden geritten! Jch kann heut nicht ’naus, und ’s iſt doch ſo ein herrlicher Tag. Aber dafuͤr wollen wir doch die Zeit nicht ganz ungenutzt vorbey ſtreichen laſ- len. Kommt nur! Jch will euch viel rares zeigen! — Erſt fuͤhrte er ſie in ſeine Gewehr- kammer. — Seht mir einmal! was das fuͤr ein Vorrath iſt! Nicht wahr? Der darf ſich ſehen laſſen? Jch nehms mit jedem Churfuͤrſten auf, ob ers beſſer hat? — Da ſeht! Das iſt das Konterfait, von dem ich geſtern g’ſagt hab. Jſt das nicht ein ehr- liches Geſicht? Mit dem Schnurrbart, und dem krauſen Backenbart! — Und da, das Windſpiel! ’s iſt meiner Seel! zum Kuͤſſen! Jch wollt viel drum geben, wenn ichs ſo im Leben haͤtte! — Ja, ſeht euch nur recht um! So was extraſchoͤnes kriegt ihr nicht ſo bald wieder zu ſehen. Aber das Zeug, wie’s ſo da iſt, iſt mich auch uͤber tauſend Thaler ge- kommen. — Wundert euch nur nicht! ’S iſt war- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0284" n="280"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Buch dort auf; auf dem Miſte! und bringt<lb/> mirs! Jch hab ehmals auch ſo ein Buch gehabt,<lb/> ’s heiſt der <hi rendition="#fr">Doͤbel.</hi> ’S ſteht manches gutes<lb/> drinn; aber ’s meiſte hab ich ſchon gewuſt.<lb/> Man muß im Forſt lernen, wenn man will ein<lb/> rechter Waidmann werden. — Das verfluchte<lb/> Zipperlein hat mich ſo zu Schanden geritten!<lb/> Jch kann heut nicht ’naus, und ’s iſt doch ſo<lb/> ein herrlicher Tag. Aber dafuͤr wollen wir doch<lb/> die Zeit nicht ganz ungenutzt vorbey ſtreichen laſ-<lb/> len. Kommt nur! Jch will euch viel rares<lb/> zeigen! — Erſt fuͤhrte er ſie in ſeine Gewehr-<lb/> kammer. — Seht mir einmal! was das fuͤr<lb/> ein Vorrath iſt! Nicht wahr? Der darf ſich ſehen<lb/> laſſen? Jch nehms mit jedem Churfuͤrſten auf, ob ers<lb/> beſſer hat? — Da ſeht! Das iſt das Konterfait, von<lb/> dem ich geſtern g’ſagt hab. Jſt das nicht ein ehr-<lb/> liches Geſicht? Mit dem Schnurrbart, und dem<lb/> krauſen Backenbart! — Und da, das Windſpiel!<lb/> ’s iſt meiner Seel! zum Kuͤſſen! Jch wollt viel<lb/> drum geben, wenn ichs ſo im Leben haͤtte! — Ja,<lb/> ſeht euch nur recht um! So was extraſchoͤnes kriegt<lb/> ihr nicht ſo bald wieder zu ſehen. Aber das Zeug,<lb/> wie’s ſo da iſt, iſt mich auch uͤber tauſend Thaler ge-<lb/> kommen. — Wundert euch nur nicht! ’S iſt war-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [280/0284]
Buch dort auf; auf dem Miſte! und bringt
mirs! Jch hab ehmals auch ſo ein Buch gehabt,
’s heiſt der Doͤbel. ’S ſteht manches gutes
drinn; aber ’s meiſte hab ich ſchon gewuſt.
Man muß im Forſt lernen, wenn man will ein
rechter Waidmann werden. — Das verfluchte
Zipperlein hat mich ſo zu Schanden geritten!
Jch kann heut nicht ’naus, und ’s iſt doch ſo
ein herrlicher Tag. Aber dafuͤr wollen wir doch
die Zeit nicht ganz ungenutzt vorbey ſtreichen laſ-
len. Kommt nur! Jch will euch viel rares
zeigen! — Erſt fuͤhrte er ſie in ſeine Gewehr-
kammer. — Seht mir einmal! was das fuͤr
ein Vorrath iſt! Nicht wahr? Der darf ſich ſehen
laſſen? Jch nehms mit jedem Churfuͤrſten auf, ob ers
beſſer hat? — Da ſeht! Das iſt das Konterfait, von
dem ich geſtern g’ſagt hab. Jſt das nicht ein ehr-
liches Geſicht? Mit dem Schnurrbart, und dem
krauſen Backenbart! — Und da, das Windſpiel!
’s iſt meiner Seel! zum Kuͤſſen! Jch wollt viel
drum geben, wenn ichs ſo im Leben haͤtte! — Ja,
ſeht euch nur recht um! So was extraſchoͤnes kriegt
ihr nicht ſo bald wieder zu ſehen. Aber das Zeug,
wie’s ſo da iſt, iſt mich auch uͤber tauſend Thaler ge-
kommen. — Wundert euch nur nicht! ’S iſt war-
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