draussen mit mir durch. Jch rief ihm immer zu, und gab ihm die Sporn, aber die Bestie wollte doch nicht halten.
Veit. (mit grossem Lachen) Das glaub ich, Herr! Wenn man d' Sporn gibt, lauft ein Pferd, so weit es sieht. Jch seh wol, 's Reiten ist eben Jhre Sache nicht. Auf Parforcejagden müssen Sie auch nicht viel mit gewesen seyn. Da hilft 's Spornen etwas, aber nicht, wenn ein Gaul halten soll. Ha ha ha! Aber da sagten Sie vorhin was von Limonad; was ist das? Das kennt man hier zu Land nicht. Da, wenn man warm ist, nimmt man einen Schluck Kirschen- wasser. Wollen Sie davon? Jch hab ächtes Lindauer. Sibylle, hol doch die Bouteille!
Silberling. Jch bleib gehorsamst verbun- den; das möchte mir zu stark seyn.
Veit. Ey, was? Possen! 's kommt mir auf ein Glas nicht an. Da, trinken Sie nur brav! Prosit! -- Der Teufel! Sie machen ja ein Maul, als ob Sie Gift tränken! 's ist gut? Nicht wahr?
Silberling. O ja ... Nur ein Bischen zu stark ... prr ...
drauſſen mit mir durch. Jch rief ihm immer zu, und gab ihm die Sporn, aber die Beſtie wollte doch nicht halten.
Veit. (mit groſſem Lachen) Das glaub ich, Herr! Wenn man d’ Sporn gibt, lauft ein Pferd, ſo weit es ſieht. Jch ſeh wol, ’s Reiten iſt eben Jhre Sache nicht. Auf Parforcejagden muͤſſen Sie auch nicht viel mit geweſen ſeyn. Da hilft ’s Spornen etwas, aber nicht, wenn ein Gaul halten ſoll. Ha ha ha! Aber da ſagten Sie vorhin was von Limonad; was iſt das? Das kennt man hier zu Land nicht. Da, wenn man warm iſt, nimmt man einen Schluck Kirſchen- waſſer. Wollen Sie davon? Jch hab aͤchtes Lindauer. Sibylle, hol doch die Bouteille!
Silberling. Jch bleib gehorſamſt verbun- den; das moͤchte mir zu ſtark ſeyn.
Veit. Ey, was? Poſſen! ’s kommt mir auf ein Glas nicht an. Da, trinken Sie nur brav! Proſit! — Der Teufel! Sie machen ja ein Maul, als ob Sie Gift traͤnken! ’s iſt gut? Nicht wahr?
Silberling. O ja … Nur ein Bischen zu ſtark … prr …
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0271"n="267"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
drauſſen mit mir durch. Jch rief ihm immer zu,<lb/>
und gab ihm die Sporn, aber die Beſtie wollte<lb/>
doch nicht halten.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Veit.</hi> (mit groſſem Lachen) Das glaub<lb/>
ich, Herr! Wenn man d’ Sporn gibt, lauft ein<lb/>
Pferd, ſo weit es ſieht. Jch ſeh wol, ’s Reiten<lb/>
iſt eben Jhre Sache nicht. Auf Parforcejagden<lb/>
muͤſſen Sie auch nicht viel mit geweſen ſeyn.<lb/>
Da hilft ’s Spornen etwas, aber nicht, wenn ein<lb/>
Gaul halten ſoll. Ha ha ha! Aber da ſagten Sie<lb/>
vorhin was von Limonad; was iſt das? Das<lb/>
kennt man hier zu Land nicht. Da, wenn man<lb/>
warm iſt, nimmt man einen Schluck Kirſchen-<lb/>
waſſer. Wollen Sie davon? Jch hab aͤchtes<lb/>
Lindauer. Sibylle, hol doch die Bouteille!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Silberling.</hi> Jch bleib gehorſamſt verbun-<lb/>
den; das moͤchte mir zu ſtark ſeyn.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Veit.</hi> Ey, was? Poſſen! ’s kommt mir<lb/>
auf ein Glas nicht an. Da, trinken Sie nur<lb/>
brav! Proſit! — Der Teufel! Sie machen ja ein<lb/>
Maul, als ob Sie Gift traͤnken! ’s iſt gut?<lb/>
Nicht wahr?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Silberling.</hi> O ja … Nur ein Bischen<lb/>
zu ſtark … prr …</p><lb/></div></body></text></TEI>
[267/0271]
drauſſen mit mir durch. Jch rief ihm immer zu,
und gab ihm die Sporn, aber die Beſtie wollte
doch nicht halten.
Veit. (mit groſſem Lachen) Das glaub
ich, Herr! Wenn man d’ Sporn gibt, lauft ein
Pferd, ſo weit es ſieht. Jch ſeh wol, ’s Reiten
iſt eben Jhre Sache nicht. Auf Parforcejagden
muͤſſen Sie auch nicht viel mit geweſen ſeyn.
Da hilft ’s Spornen etwas, aber nicht, wenn ein
Gaul halten ſoll. Ha ha ha! Aber da ſagten Sie
vorhin was von Limonad; was iſt das? Das
kennt man hier zu Land nicht. Da, wenn man
warm iſt, nimmt man einen Schluck Kirſchen-
waſſer. Wollen Sie davon? Jch hab aͤchtes
Lindauer. Sibylle, hol doch die Bouteille!
Silberling. Jch bleib gehorſamſt verbun-
den; das moͤchte mir zu ſtark ſeyn.
Veit. Ey, was? Poſſen! ’s kommt mir
auf ein Glas nicht an. Da, trinken Sie nur
brav! Proſit! — Der Teufel! Sie machen ja ein
Maul, als ob Sie Gift traͤnken! ’s iſt gut?
Nicht wahr?
Silberling. O ja … Nur ein Bischen
zu ſtark … prr …
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/271>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.