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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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(wir Deutsche nennen's Hure) -- Da, Jungfer
Kunigund, da sieht sie einen Kerl vor sich, der
hundert Baiersche Junker übersieht; Der hat die
Sau g'schossen, auf die wir ausgangen sind; und
das da ist mein Jung -- Bück dich brav, Fried-
rich!
Sie ist mein Alles und Alles. -- So, nun
geb sie brav Wein her, denn ich bin so durstig,
wie 'n Brunfthirsch! -- Nu, angstossen, junger
Herr! Es leb d' Jagd und der Krieg! Jch bin
auch Soldat gwest, muß er wissen, hab drey Jahr
am Rhein gstanden; aber da war blutwenig z'
machen, die Teufelsfranzosen hatten alles schon weg-
g'schossen. -- Heh! wo ist denn der Michel und der
Steffen? Die Kerls sollen mir 's Jägerlied bla-
sen: (Er sang)

Das Jagen ist mein' gröste Lust
Ziehs allem andern für!
Man ist so frisch
Rennt durchs Gebüsch,
Und springt, als wie ein Thier!

Ey, wie wärs, Jungfer Gundel, wenn sie
mit dem Xaver da tanzte! Mach sie keine Um-
ständ! der Jung ists wehrt! -- Nun muste Sieg-



(wir Deutſche nennen’s Hure) — Da, Jungfer
Kunigund, da ſieht ſie einen Kerl vor ſich, der
hundert Baierſche Junker uͤberſieht; Der hat die
Sau g’ſchoſſen, auf die wir ausgangen ſind; und
das da iſt mein Jung — Buͤck dich brav, Fried-
rich!
Sie iſt mein Alles und Alles. — So, nun
geb ſie brav Wein her, denn ich bin ſo durſtig,
wie ’n Brunfthirſch! — Nu, angſtoſſen, junger
Herr! Es leb d’ Jagd und der Krieg! Jch bin
auch Soldat gweſt, muß er wiſſen, hab drey Jahr
am Rhein gſtanden; aber da war blutwenig z’
machen, die Teufelsfranzoſen hatten alles ſchon weg-
g’ſchoſſen. — Heh! wo iſt denn der Michel und der
Steffen? Die Kerls ſollen mir ’s Jaͤgerlied bla-
ſen: (Er ſang)

Das Jagen iſt mein’ groͤſte Luſt
Ziehs allem andern fuͤr!
Man iſt ſo friſch
Rennt durchs Gebuͤſch,
Und ſpringt, als wie ein Thier!

Ey, wie waͤrs, Jungfer Gundel, wenn ſie
mit dem Xaver da tanzte! Mach ſie keine Um-
ſtaͤnd! der Jung iſts wehrt! — Nun muſte Sieg-

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[248/0252] (wir Deutſche nennen’s Hure) — Da, Jungfer Kunigund, da ſieht ſie einen Kerl vor ſich, der hundert Baierſche Junker uͤberſieht; Der hat die Sau g’ſchoſſen, auf die wir ausgangen ſind; und das da iſt mein Jung — Buͤck dich brav, Fried- rich! Sie iſt mein Alles und Alles. — So, nun geb ſie brav Wein her, denn ich bin ſo durſtig, wie ’n Brunfthirſch! — Nu, angſtoſſen, junger Herr! Es leb d’ Jagd und der Krieg! Jch bin auch Soldat gweſt, muß er wiſſen, hab drey Jahr am Rhein gſtanden; aber da war blutwenig z’ machen, die Teufelsfranzoſen hatten alles ſchon weg- g’ſchoſſen. — Heh! wo iſt denn der Michel und der Steffen? Die Kerls ſollen mir ’s Jaͤgerlied bla- ſen: (Er ſang) Das Jagen iſt mein’ groͤſte Luſt Ziehs allem andern fuͤr! Man iſt ſo friſch Rennt durchs Gebuͤſch, Und ſpringt, als wie ein Thier! Ey, wie waͤrs, Jungfer Gundel, wenn ſie mit dem Xaver da tanzte! Mach ſie keine Um- ſtaͤnd! der Jung iſts wehrt! — Nun muſte Sieg-

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/252>, abgerufen am 24.11.2024.