Siegwart. Geh! Da hast du falsch gesehn! Wie könnten sie so was thun?
Kreutzner. Aber doch nicht falsch gehört hab ich, als ich vorgestern an des Paters Thüre vorbey gieng. Da war dir ein lautes Gelächter in der Stube. Jch dachte, du must doch hören, was da drinnen vorgeht, und lausch' an der Thüre. Da giengs über dich her, daß ich glaubt', ich müßt hineingehen, und sie drum zur Rede stellen. Der Kronhelm kratzte was jämmerliches auf der Violin her, und sagte, so machts Siegwart; und dann schlugen beyde ein lautes Gelächter auf. -- Und wie singt er denn? sagte P. Philipp. Kronhelm krächzte was, daß die Ohren einem gällten, und da ward noch unbändiger gelacht. (Siegwart, der einen edeln Ehrgeiz hatte, wurde hier roth und aufgebracht. Kreutzner, der das merkte, fuhr fort:) Glaub mir, Xaver! Sie meynens gar nicht ehrlich mit dir; ich weiß, daß sie's schon meh- rern eben so gemacht haben. Der Pater schmei- chelt sich bey den Söhnen ein, um von den Aeltern brav Geschenke zu bekommen. Denn wo hätt er sonst die vielen Bücher her? Wer nichts giebt,
ſchmunzeln ſie ſich zu, und winken mit den Augen.
Siegwart. Geh! Da haſt du falſch geſehn! Wie koͤnnten ſie ſo was thun?
Kreutzner. Aber doch nicht falſch gehoͤrt hab ich, als ich vorgeſtern an des Paters Thuͤre vorbey gieng. Da war dir ein lautes Gelaͤchter in der Stube. Jch dachte, du muſt doch hoͤren, was da drinnen vorgeht, und lauſch’ an der Thuͤre. Da giengs uͤber dich her, daß ich glaubt’, ich muͤßt hineingehen, und ſie drum zur Rede ſtellen. Der Kronhelm kratzte was jaͤmmerliches auf der Violin her, und ſagte, ſo machts Siegwart; und dann ſchlugen beyde ein lautes Gelaͤchter auf. — Und wie ſingt er denn? ſagte P. Philipp. Kronhelm kraͤchzte was, daß die Ohren einem gaͤllten, und da ward noch unbaͤndiger gelacht. (Siegwart, der einen edeln Ehrgeiz hatte, wurde hier roth und aufgebracht. Kreutzner, der das merkte, fuhr fort:) Glaub mir, Xaver! Sie meynens gar nicht ehrlich mit dir; ich weiß, daß ſie’s ſchon meh- rern eben ſo gemacht haben. Der Pater ſchmei- chelt ſich bey den Soͤhnen ein, um von den Aeltern brav Geſchenke zu bekommen. Denn wo haͤtt er ſonſt die vielen Buͤcher her? Wer nichts giebt,
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ſchmunzeln ſie ſich zu, und winken mit den
Augen.
Siegwart. Geh! Da haſt du falſch geſehn!
Wie koͤnnten ſie ſo was thun?
Kreutzner. Aber doch nicht falſch gehoͤrt
hab ich, als ich vorgeſtern an des Paters Thuͤre
vorbey gieng. Da war dir ein lautes Gelaͤchter
in der Stube. Jch dachte, du muſt doch hoͤren,
was da drinnen vorgeht, und lauſch’ an der Thuͤre.
Da giengs uͤber dich her, daß ich glaubt’, ich muͤßt
hineingehen, und ſie drum zur Rede ſtellen. Der
Kronhelm kratzte was jaͤmmerliches auf der Violin
her, und ſagte, ſo machts Siegwart; und dann
ſchlugen beyde ein lautes Gelaͤchter auf. — Und
wie ſingt er denn? ſagte P. Philipp. Kronhelm
kraͤchzte was, daß die Ohren einem gaͤllten, und da
ward noch unbaͤndiger gelacht. (Siegwart, der
einen edeln Ehrgeiz hatte, wurde hier roth und
aufgebracht. Kreutzner, der das merkte, fuhr
fort:) Glaub mir, Xaver! Sie meynens gar
nicht ehrlich mit dir; ich weiß, daß ſie’s ſchon meh-
rern eben ſo gemacht haben. Der Pater ſchmei-
chelt ſich bey den Soͤhnen ein, um von den Aeltern
brav Geſchenke zu bekommen. Denn wo haͤtt er
ſonſt die vielen Buͤcher her? Wer nichts giebt,
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/199>, abgerufen am 28.11.2024.
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