meiner Sänger; wozu ihm sein zärtliches Gefühl und sein empfindungsvolles Herz, das jedem Ton den rechten und einzigwahren Ausdruck gab, viel half.
Kreutzner, der in Siegwarts Zuneigung zu ihm eine so plötzliche und starke Abnahme bemerk- te, sann nun auf neue Kunstgriffe, ihn wieder an sich zu ziehen. Er war schlau, und sah wohl, daß ihn P. Philipp und Kronhelm ihm abgeneigt machren; er suchte ihm also zuförderst ein Mis- trauen gegen diese einzuflössen. -- Hast du heut bey Tisch auf Pater Philipp und Kronhelm Acht ge- geben? fieng er einmal an. Nein, warum? ant- worte Siegwart.
Kreutzner. Du hast also nicht gesehen, wie sie zu einander lachten, und das Maul verzogen, als du vom Pfarrer Windenheim erzältest?
Siegwart. Nicht das mindeste.
Kreutzner. Nun, so muß ich dirs eben sa- gen, wenn du's ihnen nicht wieder ausplaudern willst; denn ich hab dich viel zu lieb. Sie ma- chen sich über dich lustig; ich habs schon hundert- mal bemerkt; so bald du den Mund aufthust, stos- sen sie sich an, und lauren dir auf jedes Wort, ob du's recht sagest? Und sobald du dich versprichst,
meiner Saͤnger; wozu ihm ſein zaͤrtliches Gefuͤhl und ſein empfindungsvolles Herz, das jedem Ton den rechten und einzigwahren Ausdruck gab, viel half.
Kreutzner, der in Siegwarts Zuneigung zu ihm eine ſo ploͤtzliche und ſtarke Abnahme bemerk- te, ſann nun auf neue Kunſtgriffe, ihn wieder an ſich zu ziehen. Er war ſchlau, und ſah wohl, daß ihn P. Philipp und Kronhelm ihm abgeneigt machren; er ſuchte ihm alſo zufoͤrderſt ein Mis- trauen gegen dieſe einzufloͤſſen. — Haſt du heut bey Tiſch auf Pater Philipp und Kronhelm Acht ge- geben? fieng er einmal an. Nein, warum? ant- worte Siegwart.
Kreutzner. Du haſt alſo nicht geſehen, wie ſie zu einander lachten, und das Maul verzogen, als du vom Pfarrer Windenheim erzaͤlteſt?
Siegwart. Nicht das mindeſte.
Kreutzner. Nun, ſo muß ich dirs eben ſa- gen, wenn du’s ihnen nicht wieder ausplaudern willſt; denn ich hab dich viel zu lieb. Sie ma- chen ſich uͤber dich luſtig; ich habs ſchon hundert- mal bemerkt; ſo bald du den Mund aufthuſt, ſtoſ- ſen ſie ſich an, und lauren dir auf jedes Wort, ob du’s recht ſageſt? Und ſobald du dich verſprichſt,
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meiner Saͤnger; wozu ihm ſein zaͤrtliches Gefuͤhl
und ſein empfindungsvolles Herz, das jedem Ton
den rechten und einzigwahren Ausdruck gab, viel
half.
Kreutzner, der in Siegwarts Zuneigung zu
ihm eine ſo ploͤtzliche und ſtarke Abnahme bemerk-
te, ſann nun auf neue Kunſtgriffe, ihn wieder an
ſich zu ziehen. Er war ſchlau, und ſah wohl, daß
ihn P. Philipp und Kronhelm ihm abgeneigt
machren; er ſuchte ihm alſo zufoͤrderſt ein Mis-
trauen gegen dieſe einzufloͤſſen. — Haſt du heut bey
Tiſch auf Pater Philipp und Kronhelm Acht ge-
geben? fieng er einmal an. Nein, warum? ant-
worte Siegwart.
Kreutzner. Du haſt alſo nicht geſehen, wie
ſie zu einander lachten, und das Maul verzogen,
als du vom Pfarrer Windenheim erzaͤlteſt?
Siegwart. Nicht das mindeſte.
Kreutzner. Nun, ſo muß ich dirs eben ſa-
gen, wenn du’s ihnen nicht wieder ausplaudern
willſt; denn ich hab dich viel zu lieb. Sie ma-
chen ſich uͤber dich luſtig; ich habs ſchon hundert-
mal bemerkt; ſo bald du den Mund aufthuſt, ſtoſ-
ſen ſie ſich an, und lauren dir auf jedes Wort, ob
du’s recht ſageſt? Und ſobald du dich verſprichſt,
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/198>, abgerufen am 25.11.2024.
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