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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Ja wohl, antwortete der Rekrute; ein leibhafter
Engel! Und nun sah er's wieder wehmütig an.

Heh! rief ein Werber, Herr Wirth! Was
gibt er mir für die beyden Hasen? Habs eben ge-
schossen. Sieht er, was sie Fett aufm Leib haben!

Wirth. Je nu, Herr Feldwaibel; ich däch-
te, funfzehn Kreuzer wären wol genug. 'S gibt
jetzt der Hasen viel, und 's Geld ist rar --

Werber. Geh er! Jst der Herr ein Narr?
Funßehn Kreutzer, für zwey Haasen! Das ist,
meiner Treu, der Balg werth. Da eß' ich sie lie-
ber selber. Sieben Batzen soll er mir geben! Keinen
Heller weniger! Jst das noch mehr, als zu
billig.

Wirth. Nun, schau er, Herr Feldwaibel;
Sechs Batzen will ich geben, und ein Schlückchen
Kirschenwasser oben drein; Weils Er ist, und weil
er so fleißig bey mir einspricht.

Werber. Meinetwegen! Hol er nur ein
Gläschen! Aber vom Guten, hört ers?

Gerg. (Heimlich zu Michel, indem der
Wirth abgeht.) Siehst den Teufelskerl? Da weiß
er so schön zu predigen, und thut selber nicht dar-
nach. Nun soll er mir noch ein Wort sagen, daß



Ja wohl, antwortete der Rekrute; ein leibhafter
Engel! Und nun ſah er’s wieder wehmuͤtig an.

Heh! rief ein Werber, Herr Wirth! Was
gibt er mir fuͤr die beyden Haſen? Habs eben ge-
ſchoſſen. Sieht er, was ſie Fett aufm Leib haben!

Wirth. Je nu, Herr Feldwaibel; ich daͤch-
te, funfzehn Kreuzer waͤren wol genug. ’S gibt
jetzt der Haſen viel, und ’s Geld iſt rar —

Werber. Geh er! Jſt der Herr ein Narr?
Funſzehn Kreutzer, fuͤr zwey Haaſen! Das iſt,
meiner Treu, der Balg werth. Da eß’ ich ſie lie-
ber ſelber. Sieben Batzen ſoll er mir geben! Keinen
Heller weniger! Jſt das noch mehr, als zu
billig.

Wirth. Nun, ſchau er, Herr Feldwaibel;
Sechs Batzen will ich geben, und ein Schluͤckchen
Kirſchenwaſſer oben drein; Weils Er iſt, und weil
er ſo fleißig bey mir einſpricht.

Werber. Meinetwegen! Hol er nur ein
Glaͤschen! Aber vom Guten, hoͤrt ers?

Gerg. (Heimlich zu Michel, indem der
Wirth abgeht.) Siehſt den Teufelskerl? Da weiß
er ſo ſchoͤn zu predigen, und thut ſelber nicht dar-
nach. Nun ſoll er mir noch ein Wort ſagen, daß

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[174/0178] Ja wohl, antwortete der Rekrute; ein leibhafter Engel! Und nun ſah er’s wieder wehmuͤtig an. Heh! rief ein Werber, Herr Wirth! Was gibt er mir fuͤr die beyden Haſen? Habs eben ge- ſchoſſen. Sieht er, was ſie Fett aufm Leib haben! Wirth. Je nu, Herr Feldwaibel; ich daͤch- te, funfzehn Kreuzer waͤren wol genug. ’S gibt jetzt der Haſen viel, und ’s Geld iſt rar — Werber. Geh er! Jſt der Herr ein Narr? Funſzehn Kreutzer, fuͤr zwey Haaſen! Das iſt, meiner Treu, der Balg werth. Da eß’ ich ſie lie- ber ſelber. Sieben Batzen ſoll er mir geben! Keinen Heller weniger! Jſt das noch mehr, als zu billig. Wirth. Nun, ſchau er, Herr Feldwaibel; Sechs Batzen will ich geben, und ein Schluͤckchen Kirſchenwaſſer oben drein; Weils Er iſt, und weil er ſo fleißig bey mir einſpricht. Werber. Meinetwegen! Hol er nur ein Glaͤschen! Aber vom Guten, hoͤrt ers? Gerg. (Heimlich zu Michel, indem der Wirth abgeht.) Siehſt den Teufelskerl? Da weiß er ſo ſchoͤn zu predigen, und thut ſelber nicht dar- nach. Nun ſoll er mir noch ein Wort ſagen, daß

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/178>, abgerufen am 22.11.2024.