freute sich heimlich in der Seele, daß er nun bald eines Bruders los werden sollte, auf den der Va- ter so viel hielt, den seine Schwester über alles lieb- te, und von dem er fürchtete, der Vater möchte, zu seinem Nachtheil, nur zu viel an ihn wenden. Wilhelm war alles gleichgültig, und er wuste nicht einmal, wann sein Bruder abgehen würde?
Der alte Siegwart sagte seinem Sohn, in drey oder viertehalb Jahren könn' er, wenn er's nicht am gehörigen Fleiß fehlen lasse, sich auf der Schule die nötigen Kentnisse erwerben, um auf die Universität zu gehen. Dort könn' er dann auch drey bis viertehalb Jahre bleiben; indessen sey er zwanzig Jahr alt, welches, wenn er noch Lust dazu bezeuge, gerade die Zeit sey, in der es einem Jüngling frey stehe in einen Orden zu tre- ten. Er fügte noch viel gute Lehren, und drin- gende väterliche Ermahnungen hinzu, Gott getreu und rechtschaffen zu bleiben, sich vor Verführungen zu hüten, und seine Zeit und Geld wohl anzu- wenden. Xaver versprachs mit Thränen, und mit einem tiefbewegten Herzen; er gieng auf sein Zimmer, brach in einen Strom von Thränen aus über seines Vaters Zärtlichkeit und gütige Gesin-
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freute ſich heimlich in der Seele, daß er nun bald eines Bruders los werden ſollte, auf den der Va- ter ſo viel hielt, den ſeine Schweſter uͤber alles lieb- te, und von dem er fuͤrchtete, der Vater moͤchte, zu ſeinem Nachtheil, nur zu viel an ihn wenden. Wilhelm war alles gleichguͤltig, und er wuſte nicht einmal, wann ſein Bruder abgehen wuͤrde?
Der alte Siegwart ſagte ſeinem Sohn, in drey oder viertehalb Jahren koͤnn’ er, wenn er’s nicht am gehoͤrigen Fleiß fehlen laſſe, ſich auf der Schule die noͤtigen Kentniſſe erwerben, um auf die Univerſitaͤt zu gehen. Dort koͤnn’ er dann auch drey bis viertehalb Jahre bleiben; indeſſen ſey er zwanzig Jahr alt, welches, wenn er noch Luſt dazu bezeuge, gerade die Zeit ſey, in der es einem Juͤngling frey ſtehe in einen Orden zu tre- ten. Er fuͤgte noch viel gute Lehren, und drin- gende vaͤterliche Ermahnungen hinzu, Gott getreu und rechtſchaffen zu bleiben, ſich vor Verfuͤhrungen zu huͤten, und ſeine Zeit und Geld wohl anzu- wenden. Xaver verſprachs mit Thraͤnen, und mit einem tiefbewegten Herzen; er gieng auf ſein Zimmer, brach in einen Strom von Thraͤnen aus uͤber ſeines Vaters Zaͤrtlichkeit und guͤtige Geſin-
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freute ſich heimlich in der Seele, daß er nun bald
eines Bruders los werden ſollte, auf den der Va-
ter ſo viel hielt, den ſeine Schweſter uͤber alles lieb-
te, und von dem er fuͤrchtete, der Vater moͤchte,
zu ſeinem Nachtheil, nur zu viel an ihn wenden.
Wilhelm war alles gleichguͤltig, und er wuſte nicht
einmal, wann ſein Bruder abgehen wuͤrde?
Der alte Siegwart ſagte ſeinem Sohn, in
drey oder viertehalb Jahren koͤnn’ er, wenn er’s
nicht am gehoͤrigen Fleiß fehlen laſſe, ſich auf der
Schule die noͤtigen Kentniſſe erwerben, um auf
die Univerſitaͤt zu gehen. Dort koͤnn’ er dann
auch drey bis viertehalb Jahre bleiben; indeſſen
ſey er zwanzig Jahr alt, welches, wenn er noch
Luſt dazu bezeuge, gerade die Zeit ſey, in der es
einem Juͤngling frey ſtehe in einen Orden zu tre-
ten. Er fuͤgte noch viel gute Lehren, und drin-
gende vaͤterliche Ermahnungen hinzu, Gott getreu
und rechtſchaffen zu bleiben, ſich vor Verfuͤhrungen
zu huͤten, und ſeine Zeit und Geld wohl anzu-
wenden. Xaver verſprachs mit Thraͤnen, und mit
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Zimmer, brach in einen Strom von Thraͤnen aus
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/165>, abgerufen am 22.11.2024.
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