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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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den Leib? -- Mit den Cichorien hier will ich ei-
ne Probe machen. Man rühmt so viel davon,
daß sie einen herrlichen und gesunden Trank ge-
ben. Wenn das ist, so brauchen wir nicht so viel
Geld ausser Lands zu schicken, zumal da der ge-
wöhnliche Kaffee für uns gar nicht gesund ist. --
Da seht einmal den herrlichen Apfelbaum! Sieht
er nicht aus, wie das liebe Morgenroth? Mein
Gott! Die Augen vergehen einem, wenn man ihn
lange ansieht. . Und wie süß er duftet! -- -- Da
leben nun von Einem Baum tausend Würmchen,
Käfer, und Bienen, die sich ihres Daseyns freuen,
und im Duft herumtaumeln; und hintennach ha-
ben wir den vollen Segen davon einzuerndten. .
Hier im Baumgarten hab ich nun mein rechtes
Leben; da gibts immer was zu thun; Raupen ab-
zunehmen, nach der Wurzel und dem Stamm zu
sehen, daß er nicht brandig wird; Zweige einzuim-
pfen, und im Herbste säg ich die verdorrten, oder
überflüßigen Aeste ab, um den andern Luft zu ma-
chen. Da verschaff ich mir Bewegung, und er-
halte mich gesund. So kann man sich das Land-
leben angenehm und unterhaltend machen, daß
man sich nie nach der Stadt sehnt. Jungfer The-
rese weis das wohl.



den Leib? — Mit den Cichorien hier will ich ei-
ne Probe machen. Man ruͤhmt ſo viel davon,
daß ſie einen herrlichen und geſunden Trank ge-
ben. Wenn das iſt, ſo brauchen wir nicht ſo viel
Geld auſſer Lands zu ſchicken, zumal da der ge-
woͤhnliche Kaffee fuͤr uns gar nicht geſund iſt. —
Da ſeht einmal den herrlichen Apfelbaum! Sieht
er nicht aus, wie das liebe Morgenroth? Mein
Gott! Die Augen vergehen einem, wenn man ihn
lange anſieht. . Und wie ſuͤß er duftet! — — Da
leben nun von Einem Baum tauſend Wuͤrmchen,
Kaͤfer, und Bienen, die ſich ihres Daſeyns freuen,
und im Duft herumtaumeln; und hintennach ha-
ben wir den vollen Segen davon einzuerndten. .
Hier im Baumgarten hab ich nun mein rechtes
Leben; da gibts immer was zu thun; Raupen ab-
zunehmen, nach der Wurzel und dem Stamm zu
ſehen, daß er nicht brandig wird; Zweige einzuim-
pfen, und im Herbſte ſaͤg ich die verdorrten, oder
uͤberfluͤßigen Aeſte ab, um den andern Luft zu ma-
chen. Da verſchaff ich mir Bewegung, und er-
halte mich geſund. So kann man ſich das Land-
leben angenehm und unterhaltend machen, daß
man ſich nie nach der Stadt ſehnt. Jungfer The-
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[154/0158] den Leib? — Mit den Cichorien hier will ich ei- ne Probe machen. Man ruͤhmt ſo viel davon, daß ſie einen herrlichen und geſunden Trank ge- ben. Wenn das iſt, ſo brauchen wir nicht ſo viel Geld auſſer Lands zu ſchicken, zumal da der ge- woͤhnliche Kaffee fuͤr uns gar nicht geſund iſt. — Da ſeht einmal den herrlichen Apfelbaum! Sieht er nicht aus, wie das liebe Morgenroth? Mein Gott! Die Augen vergehen einem, wenn man ihn lange anſieht. . Und wie ſuͤß er duftet! — — Da leben nun von Einem Baum tauſend Wuͤrmchen, Kaͤfer, und Bienen, die ſich ihres Daſeyns freuen, und im Duft herumtaumeln; und hintennach ha- ben wir den vollen Segen davon einzuerndten. . Hier im Baumgarten hab ich nun mein rechtes Leben; da gibts immer was zu thun; Raupen ab- zunehmen, nach der Wurzel und dem Stamm zu ſehen, daß er nicht brandig wird; Zweige einzuim- pfen, und im Herbſte ſaͤg ich die verdorrten, oder uͤberfluͤßigen Aeſte ab, um den andern Luft zu ma- chen. Da verſchaff ich mir Bewegung, und er- halte mich geſund. So kann man ſich das Land- leben angenehm und unterhaltend machen, daß man ſich nie nach der Stadt ſehnt. Jungfer The- reſe weis das wohl.

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/158>, abgerufen am 22.11.2024.