und ich mich mit einem Gericht davon abkühlen kann.
Therese. Ey der Tausend! Jhre Erbsen sind ja schon so hoch; sie blühen bald.
Pfarrer.. Ja, Jungferchen, das sind Zuk- tererbsen, aus des Barons Garten. Die hab ich auch selbst gepflanzt. Auf den Herbst kann ich ihr wol auch Körner davon geben, sie muß sie aber weit auseinander stecken, weil sie starkes Kraut geben. Und was sagt sie denn zu meinen Kartof- feln? Kommen die nicht schön heraus? Man dürfte wol mehr bey uns pflanzen, weil's ein kost- bar Essen ist, und einem recht aushilft, wenn Gott einen Miswachs beym Getraide schickt. Jch hab auch meinen Leuten schon viel gegeben, und sie pflanzen's häufig. Die armen Leute könnten man- ches besser einrichten, wenn mans ihnen nur sagte, und sie mit Rath unterstützen wollte.
Xaver. Ja, so machts der Pater Anton, der lehrt die Bauren allerley Handgriffe beym Ackerbau.
Pfarrer. Brav! brav! Gott segn' ihn da- für! Jch sag immer, man muß für den Leib, wie für die Seele sorgen, wenn man ein rechtschaff- ner Pfarrer seyn will; denn was ist die Seel' ohne
und ich mich mit einem Gericht davon abkuͤhlen kann.
Thereſe. Ey der Tauſend! Jhre Erbſen ſind ja ſchon ſo hoch; ſie bluͤhen bald.
Pfarrer.. Ja, Jungferchen, das ſind Zuk- tererbſen, aus des Barons Garten. Die hab ich auch ſelbſt gepflanzt. Auf den Herbſt kann ich ihr wol auch Koͤrner davon geben, ſie muß ſie aber weit auseinander ſtecken, weil ſie ſtarkes Kraut geben. Und was ſagt ſie denn zu meinen Kartof- feln? Kommen die nicht ſchoͤn heraus? Man duͤrfte wol mehr bey uns pflanzen, weil’s ein koſt- bar Eſſen iſt, und einem recht aushilft, wenn Gott einen Miswachs beym Getraide ſchickt. Jch hab auch meinen Leuten ſchon viel gegeben, und ſie pflanzen’s haͤufig. Die armen Leute koͤnnten man- ches beſſer einrichten, wenn mans ihnen nur ſagte, und ſie mit Rath unterſtuͤtzen wollte.
Xaver. Ja, ſo machts der Pater Anton, der lehrt die Bauren allerley Handgriffe beym Ackerbau.
Pfarrer. Brav! brav! Gott ſegn’ ihn da- fuͤr! Jch ſag immer, man muß fuͤr den Leib, wie fuͤr die Seele ſorgen, wenn man ein rechtſchaff- ner Pfarrer ſeyn will; denn was iſt die Seel’ ohne
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und ich mich mit einem Gericht davon abkuͤhlen
kann.
Thereſe. Ey der Tauſend! Jhre Erbſen ſind
ja ſchon ſo hoch; ſie bluͤhen bald.
Pfarrer.. Ja, Jungferchen, das ſind Zuk-
tererbſen, aus des Barons Garten. Die hab ich
auch ſelbſt gepflanzt. Auf den Herbſt kann ich ihr
wol auch Koͤrner davon geben, ſie muß ſie aber
weit auseinander ſtecken, weil ſie ſtarkes Kraut
geben. Und was ſagt ſie denn zu meinen Kartof-
feln? Kommen die nicht ſchoͤn heraus? Man
duͤrfte wol mehr bey uns pflanzen, weil’s ein koſt-
bar Eſſen iſt, und einem recht aushilft, wenn Gott
einen Miswachs beym Getraide ſchickt. Jch hab
auch meinen Leuten ſchon viel gegeben, und ſie
pflanzen’s haͤufig. Die armen Leute koͤnnten man-
ches beſſer einrichten, wenn mans ihnen nur ſagte,
und ſie mit Rath unterſtuͤtzen wollte.
Xaver. Ja, ſo machts der Pater Anton,
der lehrt die Bauren allerley Handgriffe beym
Ackerbau.
Pfarrer. Brav! brav! Gott ſegn’ ihn da-
fuͤr! Jch ſag immer, man muß fuͤr den Leib, wie
fuͤr die Seele ſorgen, wenn man ein rechtſchaff-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/157>, abgerufen am 24.11.2024.
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