Sie kamen nun aus Pfarrhaus; der Predi- ger, der eben im Fenster lag, kam ihnen mit un- gemeiner Freundlichkeit entgegen. Nun, meine Tochter, (so nannte er Theresen) das heiß ich recht Wort gehalten! Seyd mir tausendmal will- kommen, lieben Kinder! Setzt Euch, wenn ihr mü- de seyd! Womit kann ich aufwarten? Sagt's nur frey heraus, ob ihr lieber Wein, oder Kaffee wollt? Alles steht Euch |hier zu Diensten. Was beliebt euch?
Therese. Nichts als frische Milch, wenn wir bitten dürfen. Sie wissen, Herr Pfarrer, daß ich nicht um Essens und Trinkens willen zu Jhnen komme.
Pfarrer. Nun ja; Milch sollt ihr nachher auch bekommen, wenn wir ins Gärtchen gehen. Susanne! (zu der Haushälterinn) mach sie nur indessen eine Schaale Kaffee! -- Und wie stehts denn zu Hause? der Papa ist doch gesund?
Xaver. Ja; Er läßt sich Jhnen empfehlen, Herr Pfarrer!
Pfarrer. Vielen Dank, junger Herr! Nun, in ein paar Tagen wirds wohl abgehen, in die Stadt? Ja, ja! Gott segne seinen Entschluß! Und laß den Papa Freud an ihm erleben!
Sie kamen nun aus Pfarrhaus; der Predi- ger, der eben im Fenſter lag, kam ihnen mit un- gemeiner Freundlichkeit entgegen. Nun, meine Tochter, (ſo nannte er Thereſen) das heiß ich recht Wort gehalten! Seyd mir tauſendmal will- kommen, lieben Kinder! Setzt Euch, wenn ihr muͤ- de ſeyd! Womit kann ich aufwarten? Sagt’s nur frey heraus, ob ihr lieber Wein, oder Kaffee wollt? Alles ſteht Euch |hier zu Dienſten. Was beliebt euch?
Thereſe. Nichts als friſche Milch, wenn wir bitten duͤrfen. Sie wiſſen, Herr Pfarrer, daß ich nicht um Eſſens und Trinkens willen zu Jhnen komme.
Pfarrer. Nun ja; Milch ſollt ihr nachher auch bekommen, wenn wir ins Gaͤrtchen gehen. Suſanne! (zu der Haushaͤlterinn) mach ſie nur indeſſen eine Schaale Kaffee! — Und wie ſtehts denn zu Hauſe? der Papa iſt doch geſund?
Xaver. Ja; Er laͤßt ſich Jhnen empfehlen, Herr Pfarrer!
Pfarrer. Vielen Dank, junger Herr! Nun, in ein paar Tagen wirds wohl abgehen, in die Stadt? Ja, ja! Gott ſegne ſeinen Entſchluß! Und laß den Papa Freud an ihm erleben!
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Sie kamen nun aus Pfarrhaus; der Predi-
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gemeiner Freundlichkeit entgegen. Nun, meine
Tochter, (ſo nannte er Thereſen) das heiß ich
recht Wort gehalten! Seyd mir tauſendmal will-
kommen, lieben Kinder! Setzt Euch, wenn ihr muͤ-
de ſeyd! Womit kann ich aufwarten? Sagt’s nur
frey heraus, ob ihr lieber Wein, oder Kaffee wollt?
Alles ſteht Euch |hier zu Dienſten. Was beliebt
euch?
Thereſe. Nichts als friſche Milch, wenn wir
bitten duͤrfen. Sie wiſſen, Herr Pfarrer, daß
ich nicht um Eſſens und Trinkens willen zu Jhnen
komme.
Pfarrer. Nun ja; Milch ſollt ihr nachher
auch bekommen, wenn wir ins Gaͤrtchen gehen.
Suſanne! (zu der Haushaͤlterinn) mach ſie nur
indeſſen eine Schaale Kaffee! — Und wie ſtehts
denn zu Hauſe? der Papa iſt doch geſund?
Xaver. Ja; Er laͤßt ſich Jhnen empfehlen,
Herr Pfarrer!
Pfarrer. Vielen Dank, junger Herr! Nun,
in ein paar Tagen wirds wohl abgehen, in die
Stadt? Ja, ja! Gott ſegne ſeinen Entſchluß! Und
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/150>, abgerufen am 25.11.2024.
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