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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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zu sorgen habe. Es ist dein Nutzen auch, The-
rese,
wenn er so versorgt wird, und ich kann dir
einmal dafür mehr zum Brautschatz geben.

Therese. Ach, Papa, daran mag ich gar
nicht denken! Lieber wollt ich alles fahren lassen,
als meinen Bruder, und gerade diesen, unglücklich
sehen.

Der Vater. Jch weiß, wie du denkst, The-
rese,
und ich sags auch nicht deswegen; es ist
nur so nebenher. Aber jetzt kann ichs warlich
nicht mehr ändern. Jch habe den Paters mein
Wort gegeben, und sie haben meinetwegen schon
an die Piaristen geschrieben. Doch auch das
sollte nichts verschlagen, und ich wollt es schon
so machen, daß ich mich auf eine gute Art her-
auszöge; aber Xaver würde nicht damit zufrie-
den seyn, und ich will meine Kinder zu keiner
Sache zwingen, am wenigsten zur Wahl einer Le-
bensart, von der ihr künftiges Glück oder Un-
glück abhängt; du kennst meine Art schon. Wenn
du glaubst, daß es schlechterdings sein Unglück ist,
wenn er Mönch wird, so magst du meinetwegen
dein Heil bey ihm versuchen, und sehen, was du
ausrichtest! Jch wollte gern, daß es dem Kna-
ben so wohl gienge, als er seiner Folgsamkeit und



zu ſorgen habe. Es iſt dein Nutzen auch, The-
reſe,
wenn er ſo verſorgt wird, und ich kann dir
einmal dafuͤr mehr zum Brautſchatz geben.

Thereſe. Ach, Papa, daran mag ich gar
nicht denken! Lieber wollt ich alles fahren laſſen,
als meinen Bruder, und gerade dieſen, ungluͤcklich
ſehen.

Der Vater. Jch weiß, wie du denkſt, The-
reſe,
und ich ſags auch nicht deswegen; es iſt
nur ſo nebenher. Aber jetzt kann ichs warlich
nicht mehr aͤndern. Jch habe den Paters mein
Wort gegeben, und ſie haben meinetwegen ſchon
an die Piariſten geſchrieben. Doch auch das
ſollte nichts verſchlagen, und ich wollt es ſchon
ſo machen, daß ich mich auf eine gute Art her-
auszoͤge; aber Xaver wuͤrde nicht damit zufrie-
den ſeyn, und ich will meine Kinder zu keiner
Sache zwingen, am wenigſten zur Wahl einer Le-
bensart, von der ihr kuͤnftiges Gluͤck oder Un-
gluͤck abhaͤngt; du kennſt meine Art ſchon. Wenn
du glaubſt, daß es ſchlechterdings ſein Ungluͤck iſt,
wenn er Moͤnch wird, ſo magſt du meinetwegen
dein Heil bey ihm verſuchen, und ſehen, was du
ausrichteſt! Jch wollte gern, daß es dem Kna-
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[126/0130] zu ſorgen habe. Es iſt dein Nutzen auch, The- reſe, wenn er ſo verſorgt wird, und ich kann dir einmal dafuͤr mehr zum Brautſchatz geben. Thereſe. Ach, Papa, daran mag ich gar nicht denken! Lieber wollt ich alles fahren laſſen, als meinen Bruder, und gerade dieſen, ungluͤcklich ſehen. Der Vater. Jch weiß, wie du denkſt, The- reſe, und ich ſags auch nicht deswegen; es iſt nur ſo nebenher. Aber jetzt kann ichs warlich nicht mehr aͤndern. Jch habe den Paters mein Wort gegeben, und ſie haben meinetwegen ſchon an die Piariſten geſchrieben. Doch auch das ſollte nichts verſchlagen, und ich wollt es ſchon ſo machen, daß ich mich auf eine gute Art her- auszoͤge; aber Xaver wuͤrde nicht damit zufrie- den ſeyn, und ich will meine Kinder zu keiner Sache zwingen, am wenigſten zur Wahl einer Le- bensart, von der ihr kuͤnftiges Gluͤck oder Un- gluͤck abhaͤngt; du kennſt meine Art ſchon. Wenn du glaubſt, daß es ſchlechterdings ſein Ungluͤck iſt, wenn er Moͤnch wird, ſo magſt du meinetwegen dein Heil bey ihm verſuchen, und ſehen, was du ausrichteſt! Jch wollte gern, daß es dem Kna- ben ſo wohl gienge, als er ſeiner Folgſamkeit und

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/130>, abgerufen am 22.11.2024.