Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639.Vom alten Wendischen Pommerlande. seinen Rügianern zu Schiffe/ kamb eylends für Lü-Todte nimbt sichRazo der Ru- gianische Fürst des Regiments über die Wendi- sche Nation an. Aber der Me- chelburgische Fürst Heinrich wehret sich ta- pffer/ vnd thut einen Einfall in Pommern. Helmold. l. 1. Chron. Slav. c. 37. beck/ da daßmahl Fürst Heinrich seine Residentz het- te/ vnd belagerte jhn drinnen. Derselbe aber kam heimlich aus der Stadt/ samblete in grosser Eyl etli- che seines Volcks in Holstein zusammen/ vberfiel nach vier Tagen Razen wiederumb vnversehens/ vnnd er- schlug jhm alle sein Volck/ daß er nur mit funffzig von den seinigen durch die Trave davon kamb. Diese Vi- ctorij ist den ersten Augusti geschehen/ vnd weil damit die Stadt Lübeck erfreyet war/ ist solcher Tagk bey den Lübekern lange Zeit feyrlich gehalten/ vnnd der Ort/ da die Schlacht geschehen/ der Ranenberg ge- nennet worden. Dann die Rugianer hat man auch Raner geheissen. Ob dieser Raze Critonis Vetter o- der Sohn gewesen/ setzen die Geschicht-Schreiber nicht. Sonst finde ich in der Historia der Bremi-A. C. 1123. Hi- stor. Archiepisc. Brem. anonym. schen Ertz-Bischöffe/ daß im Jahr mcxxiij. Oda ein Sächsichs Fräwlein/ Kayser Heinrico III. vnd Bapst Leoni mit naher Blutfreundschafft verwandt/ einem Könige aus Ruzia sey beygeleget worden/ mit dem sie einen Sohn Wartißlaff gezeuget habe/ welcher auch endlich seinem Vater in der Regierung sol gefolget ha- ben. Nun wolte ich wol sagen/ daß Ruzia Reussen- Land were: Aber da finde ich keine regierende Köni- ge oder Fürsten/ die Wartißlaff heissen. Dieser Nah- me aber ist den Pommern vnd Rügianern wol be- kandt. Drumb ist zweiffels ohne Ruzia für Rugia ge- schrieben. Würde also dieser Wartißlaff kurtz für Ra- zens Zeiten ein König oder Fürst der Rügianer/ vnd vielleicht sein Vater gewesen seyn. Er ist jung/ saget die Historij/ mit der Mutter nach ableiben seines Va- tern K k iij
Vom alten Wendiſchen Pommerlande. ſeinen Ruͤgianern zu Schiffe/ kamb eylends fuͤr Luͤ-Todte nimbt ſichRazo der Ru- gianiſche Fuͤrſt des Regiments uͤber die Wendi- ſche Nation an. Aber der Me- chelburgiſche Fuͤrſt Heinrich wehret ſich ta- pffer/ vnd thut einen Einfall in Pommern. Helmold. l. 1. Chron. Slav. c. 37. beck/ da daßmahl Fuͤrſt Heinrich ſeine Reſidentz het- te/ vnd belagerte jhn drinnen. Derſelbe aber kam heimlich aus der Stadt/ ſamblete in groſſer Eyl etli- che ſeines Volcks in Holſtein zuſammen/ vberfiel nach vier Tagen Razen wiederumb vnverſehens/ vnnd er- ſchlug jhm alle ſein Volck/ daß er nur mit funffzig von den ſeinigen durch die Trave davon kamb. Dieſe Vi- ctorij iſt den erſten Auguſti geſchehen/ vnd weil damit die Stadt Luͤbeck erfreyet war/ iſt ſolcher Tagk bey den Luͤbekern lange Zeit feyrlich gehalten/ vnnd der Ort/ da die Schlacht geſchehen/ der Ranenberg ge- nennet worden. Dann die Rugianer hat man auch Raner geheiſſen. Ob dieſer Raze Critonis Vetter o- der Sohn geweſen/ ſetzen die Geſchicht-Schreiber nicht. Sonſt finde ich in der Hiſtoria der Bremi-A. C. 1123. Hi- ſtor. Archiepiſc. Brem. anonym. ſchen Ertz-Biſchoͤffe/ daß im Jahr mcxxiij. Oda ein Saͤchſichs Fraͤwlein/ Kayſer Heinrico III. vnd Bapſt Leoni mit naher Blutfreundſchafft verwandt/ einem Koͤnige aus Ruzia ſey beygeleget worden/ mit dem ſie einen Sohn Wartißlaff gezeuget habe/ welcher auch endlich ſeinem Vater in der Regierung ſol gefolget ha- ben. Nun wolte ich wol ſagen/ daß Ruzia Reuſſen- Land were: Aber da finde ich keine regierende Koͤni- ge oder Fuͤrſten/ die Wartißlaff heiſſen. Dieſer Nah- me aber iſt den Pommern vnd Ruͤgianern wol be- kandt. Drumb iſt zweiffels ohne Ruzia fuͤr Rugia ge- ſchrieben. Wuͤrde alſo dieſer Wartißlaff kurtz fuͤr Ra- zens Zeiten ein Koͤnig oder Fuͤrſt der Ruͤgianer/ vnd vielleicht ſein Vater geweſen ſeyn. Er iſt jung/ ſaget die Hiſtorij/ mit der Mutter nach ableiben ſeines Va- tern K k iij
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Vom alten Wendiſchen Pommerlande.
ſeinen Ruͤgianern zu Schiffe/ kamb eylends fuͤr Luͤ-
beck/ da daßmahl Fuͤrſt Heinrich ſeine Reſidentz het-
te/ vnd belagerte jhn drinnen. Derſelbe aber kam
heimlich aus der Stadt/ ſamblete in groſſer Eyl etli-
che ſeines Volcks in Holſtein zuſammen/ vberfiel nach
vier Tagen Razen wiederumb vnverſehens/ vnnd er-
ſchlug jhm alle ſein Volck/ daß er nur mit funffzig von
den ſeinigen durch die Trave davon kamb. Dieſe Vi-
ctorij iſt den erſten Auguſti geſchehen/ vnd weil damit
die Stadt Luͤbeck erfreyet war/ iſt ſolcher Tagk bey
den Luͤbekern lange Zeit feyrlich gehalten/ vnnd der
Ort/ da die Schlacht geſchehen/ der Ranenberg ge-
nennet worden. Dann die Rugianer hat man auch
Raner geheiſſen. Ob dieſer Raze Critonis Vetter o-
der Sohn geweſen/ ſetzen die Geſchicht-Schreiber
nicht. Sonſt finde ich in der Hiſtoria der Bremi-
ſchen Ertz-Biſchoͤffe/ daß im Jahr mcxxiij. Oda ein
Saͤchſichs Fraͤwlein/ Kayſer Heinrico III. vnd Bapſt
Leoni mit naher Blutfreundſchafft verwandt/ einem
Koͤnige aus Ruzia ſey beygeleget worden/ mit dem ſie
einen Sohn Wartißlaff gezeuget habe/ welcher auch
endlich ſeinem Vater in der Regierung ſol gefolget ha-
ben. Nun wolte ich wol ſagen/ daß Ruzia Reuſſen-
Land were: Aber da finde ich keine regierende Koͤni-
ge oder Fuͤrſten/ die Wartißlaff heiſſen. Dieſer Nah-
me aber iſt den Pommern vnd Ruͤgianern wol be-
kandt. Drumb iſt zweiffels ohne Ruzia fuͤr Rugia ge-
ſchrieben. Wuͤrde alſo dieſer Wartißlaff kurtz fuͤr Ra-
zens Zeiten ein Koͤnig oder Fuͤrſt der Ruͤgianer/ vnd
vielleicht ſein Vater geweſen ſeyn. Er iſt jung/ ſaget
die Hiſtorij/ mit der Mutter nach ableiben ſeines Va-
tern
Todte nimbt ſich
Razo der Ru-
gianiſche Fuͤrſt
des Regiments
uͤber die Wendi-
ſche Nation an.
Aber der Me-
chelburgiſche
Fuͤrſt Heinrich
wehret ſich ta-
pffer/ vnd thut
einen Einfall in
Pommern.
Helmold. l. 1.
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ſtor. Archiepiſc.
Brem. anonym.
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