Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639.Das Ander Buch/ wird/ vnd nicht nur durch eine Wahl in vorfallenderNoth kommet/ bezeuget auch Procopius/ der viele Procop. lib. 3. de bell. Goib.hundert Jahr für Helmoldo gelebet hat/ vnd saget/ daß die Slavonische Völcker nicht von einem allein regieret werden/ sondern das sie nach altem herge- brachten Gebrauch in allgemeiner Freyheit sitzen/ vnd alle Sachen/ die den gemeinen Nutzen betreffen/ oder sonst eine Schwerheit auff sich haben/ zu ge- meinem Rathe bringen. Solches bekräfftiget auch Cosmas Pragens. l. 1. rer. Bohem. f. 3.Cosmas Pragensis von den Böhmischen Slaven/ von welchen er meldet/ das kein ördentlicher Richter oder Fürst anfänglich bey jhnen gewesen/ sondern ein je- der verständiger Mann solch Ampt verrichtet habe. Dithmarus imgleichen saget/ daß die Pommerische Slaven mit gemeiner beliebung alles geschlossen/ vnd angeordnet haben: Welchem Schlusse so sich einer wie derlegen wollen/ ist derselbe zur Staupe ge- schlagen/ vnd so er hat wollen eine Auffruhr anrich- ten/ ist jhm das seinige mit Fewr vnd Brand verder- bet/ vnd er also zum Gehorsam gebracht worden. Hiebey ist gleichwol in acht zunehmen/ daß/ wenn Helmoldus saget/ die Slaven haben keinen König vber sich gehabt/ solches nicht also zuverstehen sey/ als wenn gar keine Fürsten oder vornehme Herren vnter jhnen gewesen seyn. Dann das gegentheil er- scheinet aus den Historien/ da hin vnd her vnter- schiedliche Fürsten der Slaven in Pommeren vnd Me- chelenburg genennet werden: Solche Herren aber warden zur zeit eines vorstehenden Krieges zu Für- sten vnd Königen erwehlet/ auch allgemach erbete der Vater die Hoheit auff den Sohn: Doch das damit
Das Ander Buch/ wird/ vnd nicht nur durch eine Wahl in vorfallenderNoth kommet/ bezeuget auch Procopius/ der viele Procop. lib. 3. de bell. Goib.hundert Jahr fuͤr Helmoldo gelebet hat/ vnd ſaget/ daß die Slavoniſche Voͤlcker nicht von einem allein regieret werden/ ſondern das ſie nach altem herge- brachten Gebrauch in allgemeiner Freyheit ſitzen/ vnd alle Sachen/ die den gemeinen Nutzen betreffen/ oder ſonſt eine Schwerheit auff ſich haben/ zu ge- meinem Rathe bringen. Solches bekraͤfftiget auch Coſmas Pragenſ. l. 1. rer. Bohem. f. 3.Coſmas Pragenſis võ den Boͤhmiſchen Slaven/ von welchen er meldet/ das kein oͤrdentlicher Richter oder Fuͤrſt anfaͤnglich bey jhnen geweſen/ ſondern ein je- der verſtaͤndiger Mann ſolch Ampt verrichtet habe. Dithmarus imgleichen ſaget/ daß die Pommeriſche Slaven mit gemeiner beliebung alles geſchloſſen/ vnd angeordnet haben: Welchem Schluſſe ſo ſich einer wie derlegen wollen/ iſt derſelbe zur Staupe ge- ſchlagen/ vnd ſo er hat wollen eine Auffruhr anrich- ten/ iſt jhm das ſeinige mit Fewr vnd Brand verder- bet/ vnd er alſo zum Gehorſam gebracht worden. Hiebey iſt gleichwol in acht zunehmen/ daß/ wenn Helmoldus ſaget/ die Slaven haben keinen Koͤnig vber ſich gehabt/ ſolches nicht alſo zuverſtehen ſey/ als wenn gar keine Fuͤrſten oder vornehme Herren vnter jhnen geweſen ſeyn. Dann das gegentheil er- ſcheinet aus den Hiſtorien/ da hin vnd her vnter- ſchiedliche Fuͤrſten der Slaven in Pom̃eren vnd Me- chelenburg genennet werden: Solche Herren aber warden zur zeit eines vorſtehenden Krieges zu Fuͤr- ſten vnd Koͤnigen erwehlet/ auch allgemach erbete der Vater die Hoheit auff den Sohn: Doch das damit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0018" n="138"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Ander Buch/</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">wird/ vnd nicht nur durch eine Wahl in vorfallender<lb/> Noth kommet/ bezeuget auch Procopius/ der viele</hi><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Procop. lib.</hi> 3.<lb/><hi rendition="#i">de bell. Goib.</hi></hi> </note> <hi rendition="#fr">hundert Jahr fuͤr Helmoldo gelebet hat/ vnd ſaget/<lb/> daß die Slavoniſche Voͤlcker nicht von einem allein<lb/> regieret werden/ ſondern das ſie nach altem herge-<lb/> brachten Gebrauch in allgemeiner Freyheit ſitzen/<lb/> vnd alle Sachen/ die den gemeinen Nutzen betreffen/<lb/> oder ſonſt eine Schwerheit auff ſich haben/ zu ge-<lb/> meinem Rathe bringen. Solches bekraͤfftiget auch</hi><lb/> <note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Coſmas Pragenſ.<lb/> l.</hi> 1. <hi rendition="#i">rer. Bohem.<lb/> f.</hi></hi> 3.</note> <hi rendition="#fr">Coſmas Pragenſis võ den Boͤhmiſchen Slaven/ von<lb/> welchen er meldet/ das kein oͤrdentlicher Richter oder<lb/> Fuͤrſt anfaͤnglich bey jhnen geweſen/ ſondern ein je-<lb/> der verſtaͤndiger Mann ſolch Ampt verrichtet habe.<lb/> Dithmarus imgleichen ſaget/ daß die Pommeriſche<lb/> Slaven mit gemeiner beliebung alles geſchloſſen/<lb/> vnd angeordnet haben: Welchem Schluſſe ſo ſich<lb/> einer wie derlegen wollen/ iſt derſelbe zur Staupe ge-<lb/> ſchlagen/ vnd ſo er hat wollen eine Auffruhr anrich-<lb/> ten/ iſt jhm das ſeinige mit Fewr vnd Brand verder-<lb/> bet/ vnd er alſo zum Gehorſam gebracht worden.<lb/> Hiebey iſt gleichwol in acht zunehmen/ daß/ wenn<lb/> Helmoldus ſaget/ die Slaven haben keinen Koͤnig<lb/> vber ſich gehabt/ ſolches nicht alſo zuverſtehen ſey/<lb/> als wenn gar keine Fuͤrſten oder vornehme Herren<lb/> vnter jhnen geweſen ſeyn. Dann das gegentheil er-<lb/> ſcheinet aus den Hiſtorien/ da hin vnd her vnter-<lb/> ſchiedliche Fuͤrſten der Slaven in Pom̃eren vnd Me-<lb/> chelenburg genennet werden: Solche Herren aber<lb/> warden zur zeit eines vorſtehenden Krieges zu Fuͤr-<lb/> ſten vnd Koͤnigen erwehlet/ auch allgemach erbete<lb/> der Vater die Hoheit auff den Sohn: Doch das</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">damit</hi> </fw><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0018]
Das Ander Buch/
wird/ vnd nicht nur durch eine Wahl in vorfallender
Noth kommet/ bezeuget auch Procopius/ der viele
hundert Jahr fuͤr Helmoldo gelebet hat/ vnd ſaget/
daß die Slavoniſche Voͤlcker nicht von einem allein
regieret werden/ ſondern das ſie nach altem herge-
brachten Gebrauch in allgemeiner Freyheit ſitzen/
vnd alle Sachen/ die den gemeinen Nutzen betreffen/
oder ſonſt eine Schwerheit auff ſich haben/ zu ge-
meinem Rathe bringen. Solches bekraͤfftiget auch
Coſmas Pragenſis võ den Boͤhmiſchen Slaven/ von
welchen er meldet/ das kein oͤrdentlicher Richter oder
Fuͤrſt anfaͤnglich bey jhnen geweſen/ ſondern ein je-
der verſtaͤndiger Mann ſolch Ampt verrichtet habe.
Dithmarus imgleichen ſaget/ daß die Pommeriſche
Slaven mit gemeiner beliebung alles geſchloſſen/
vnd angeordnet haben: Welchem Schluſſe ſo ſich
einer wie derlegen wollen/ iſt derſelbe zur Staupe ge-
ſchlagen/ vnd ſo er hat wollen eine Auffruhr anrich-
ten/ iſt jhm das ſeinige mit Fewr vnd Brand verder-
bet/ vnd er alſo zum Gehorſam gebracht worden.
Hiebey iſt gleichwol in acht zunehmen/ daß/ wenn
Helmoldus ſaget/ die Slaven haben keinen Koͤnig
vber ſich gehabt/ ſolches nicht alſo zuverſtehen ſey/
als wenn gar keine Fuͤrſten oder vornehme Herren
vnter jhnen geweſen ſeyn. Dann das gegentheil er-
ſcheinet aus den Hiſtorien/ da hin vnd her vnter-
ſchiedliche Fuͤrſten der Slaven in Pom̃eren vnd Me-
chelenburg genennet werden: Solche Herren aber
warden zur zeit eines vorſtehenden Krieges zu Fuͤr-
ſten vnd Koͤnigen erwehlet/ auch allgemach erbete
der Vater die Hoheit auff den Sohn: Doch das
damit
Procop. lib. 3.
de bell. Goib.
Coſmas Pragenſ.
l. 1. rer. Bohem.
f. 3.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |