Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639.Das Erste Buch/ vber/ da es in der dicken Finsternis des HeydnischenVnglaubens gestecket/ ist vorgelauffen. Das die Wen- den vnd Slaven drinnen gewohnet/ ist Jederman be- kand. Ob aber dieselbe anfänglich drinnen sich befun- den/ oder so sie sich mit der Zeit hinein gesetzet/ wer für jhnen das Land eingehabt/ vnd wer also die ersten Einwohner des Landes gewesen/ ist ins gemein vn- bekand. Doch finden wir etliche Nachrichtungen in den alten Seribenten/ an welchen wir vns in erkün- digung dieses Landes einig vnd allein halten müssen. Vnsere Vorfah- ren in Pommern sind von den Griechen vnd Römern vnter die Barbarische/ Scythische/ No- madische/ Celti- sche/ Hyperbo- rische/ oder Nordländische Leute gerechnet. Die Griechen vnd Römer haben sich alleine/ Nun war aber der Scythischen Völcker eine gros- Schwe-
Das Erſte Buch/ vber/ da es in der dicken Finſternis des HeydniſchenVnglaubens geſtecket/ iſt vorgelauffen. Das die Wen- den vnd Slaven drinnen gewohnet/ iſt Jederman be- kand. Ob aber dieſelbe anfaͤnglich drinnen ſich befun- den/ oder ſo ſie ſich mit der Zeit hinein geſetzet/ wer fuͤr jhnen das Land eingehabt/ vnd wer alſo die erſten Einwohner des Landes geweſen/ iſt ins gemein vn- bekand. Doch finden wir etliche Nachrichtungen in den alten Seribenten/ an welchen wir vns in erkuͤn- digung dieſes Landes einig vnd allein halten muͤſſen. Vnſere Vorfah- ren in Pommern ſind von den Griechen vnd Roͤmern vnter die Barbariſche/ Scythiſche/ No- madiſche/ Celti- ſche/ Hyperbo- riſche/ oder Nordlaͤndiſche Leute gerechnet. Die Griechen vnd Roͤmer haben ſich alleine/ Nun war aber der Scythiſchen Voͤlcker eine groſ- Schwe-
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Das Erſte Buch/
vber/ da es in der dicken Finſternis des Heydniſchen
Vnglaubens geſtecket/ iſt vorgelauffen. Das die Wen-
den vnd Slaven drinnen gewohnet/ iſt Jederman be-
kand. Ob aber dieſelbe anfaͤnglich drinnen ſich befun-
den/ oder ſo ſie ſich mit der Zeit hinein geſetzet/ wer fuͤr
jhnen das Land eingehabt/ vnd wer alſo die erſten
Einwohner des Landes geweſen/ iſt ins gemein vn-
bekand. Doch finden wir etliche Nachrichtungen
in den alten Seribenten/ an welchen wir vns in erkuͤn-
digung dieſes Landes einig vnd allein halten muͤſſen.
Die Griechen vnd Roͤmer haben ſich alleine/
weiß nicht aus was Vrſache vnd Vorzug/ fuͤr geſchi-
ckete vnd hoͤfliche Leute gehalten; Alle andere Natio-
nen aber/ derer Sprache ſie nicht verſtanden/ nenne-
ten ſie die Barbariſchen. Alſo ſind vnſere Vorfahren
jhnen auch Barbariſch/ vnd zwar/ weil ſie gegen Nor-
den gelegen/ Scythiſch geweſen. Dann ſie theileten
anfaͤnglich den gantzen Erdenkreis alſo aus/ das ſie
ſich zu erſte ſetzeten; Hernach die/ ſo Suͤdwerts lie-
gen/ nenneten ſie mit einem Namen Aethiopas oder
die Moren. So aber ſich nach dem Norden ſtrecken/
warden jhnen mit einem Nahmen Scythen/ oder
auch/ wie Strabo aus dem Homero zeuget/ Noma-
des geheiſſen. Welcher Name ins gemeine allen de-
nen zukompt/ die mehr des Viehes/ als des Acker-
bawes warten/ vnd mehr mit Milchſpeyſen als Korn-
fruͤchten ſich ernehren.
Strabe lib. 1.
Geograph.
Nun war aber der Scythiſchen Voͤlcker eine groſ-
ſe Menge/ alſo das ſich etliche weit in Aſiam erſtrecke-
ten/ etliche in Europa wohneten. Drumb machten ſie
dieſen vnſcheid vnter jhnen/ das ſie die Teutſchlaͤnder/
Schwe-
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