Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste Buch/
Domitius mit etlichen Schiffen das Balthische
Meer zuerkunden außgefahren/ vnd an die Wollinl-
sche Jusul gekommen sey/ die daßmahl Austrania sey
geheissen worden/ wie dann noch dannenher Saxo
Grammaticus die Jnsul Wollin Ostroßnam nennet/
welcher Nahme/ aus dem verstümbleten Austrania
herkompt. Dasagen sie/ haben die Römer eine Seu-
le zun Ehren vnd zum gedächtnus Kaysers Julij auff-
gerichtet. Zu welcher hernach ein zulauff der Leute/
vnd gleichsamb ein offentlicher Marck/ ja endlich gar
eine feine ansehenliche Stadt geworden ist/ die sich
auch wol hat Königen dürffen widersetzen/ auch wi-
der sie lange bestanden ist. Das finde ich sonst in den
alten Pommerischen Geschichten/ daß/ da zun Zeiten
Wartislai des Ersten/ ein Münch Bernhardus vom
Hertzoge Bogißlaff aus Polen abgefertiget war/
daß er die Pommern zum Christlichen Glauben be-
kehren solte/ vnd er eine Seule/ damit Abgötterey
getrieben ward/ mit der Axt herunter schlagen wol-
te/ die Bürger zu Julin gesagt haben/ es were Ju-
lij Caesaris Gedenck- vnd Ehrensenle/ die sie vnver-
letzt wissen wolten. Vnd ist also der gute Mann aus
der Stadt mit grossem Vnwillen geschaffet/ vnd auff
einen Kahn gesetzet/ daß er/ wie sie hönisch sageten/
den Fischen auffm Frischen Haffe predigen möchte.

Crantz. l. 2.
Vand. c.
33.

Jch weiß zwar wol/ daß Crantzius nicht zu-
geben wil/ daß die Römer bis an Wollin sollen über
die Elbe gekommen seyn/ vnd Julio zu ehren eine
Seule gesetzet/ oder eine Stadt gebawet haben.
Das gebe ich mit nach/ daß nicht einer von den Rö-
mern zu Lande biß hieher über die Elbe gerathen

sey.

Das Erſte Buch/
Domitius mit etlichen Schiffen das Balthiſche
Meer zuerkunden außgefahren/ vnd an die Wollinl-
ſche Juſul gekommen ſey/ die daßmahl Auſtrania ſey
geheiſſen worden/ wie dann noch dannenher Saxo
Grammaticus die Jnſul Wollin Oſtroßnam nennet/
welcher Nahme/ aus dem verſtuͤmbleten Auſtrania
herkompt. Daſagen ſie/ haben die Roͤmer eine Seu-
le zun Ehren vnd zum gedaͤchtnus Kayſers Julij auff-
gerichtet. Zu welcher hernach ein zulauff der Leute/
vnd gleichſamb ein offentlicher Marck/ ja endlich gar
eine feine anſehenliche Stadt geworden iſt/ die ſich
auch wol hat Koͤnigen duͤrffen widerſetzen/ auch wi-
der ſie lange beſtanden iſt. Das finde ich ſonſt in den
alten Pommeriſchen Geſchichten/ daß/ da zun Zeiten
Wartislai des Erſten/ ein Muͤnch Bernhardus vom
Hertzoge Bogißlaff aus Polen abgefertiget war/
daß er die Pommern zum Chriſtlichen Glauben be-
kehren ſolte/ vnd er eine Seule/ damit Abgoͤtterey
getrieben ward/ mit der Axt herunter ſchlagen wol-
te/ die Buͤrger zu Julin geſagt haben/ es were Ju-
lij Cæſaris Gedenck- vnd Ehrenſenle/ die ſie vnver-
letzt wiſſen wolten. Vnd iſt alſo der gute Mann aus
der Stadt mit groſſem Vnwillen geſchaffet/ vnd auff
einen Kahn geſetzet/ daß er/ wie ſie hoͤniſch ſageten/
den Fiſchen auffm Friſchen Haffe predigen moͤchte.

Crantz. l. 2.
Vand. c.
33.

Jch weiß zwar wol/ daß Crantzius nicht zu-
geben wil/ daß die Roͤmer bis an Wollin ſollen uͤber
die Elbe gekommen ſeyn/ vnd Julio zu ehren eine
Seule geſetzet/ oder eine Stadt gebawet haben.
Das gebe ich mit nach/ daß nicht einer von den Roͤ-
mern zu Lande biß hieher uͤber die Elbe gerathen

ſey.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0164" n="106"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Er&#x017F;te Buch/</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">Domitius mit etlichen Schiffen das Balthi&#x017F;che<lb/>
Meer zuerkunden außgefahren/ vnd an die Wollinl-<lb/>
&#x017F;che Ju&#x017F;ul gekommen &#x017F;ey/ die daßmahl Au&#x017F;trania &#x017F;ey<lb/>
gehei&#x017F;&#x017F;en worden/ wie dann noch dannenher Saxo<lb/>
Grammaticus die Jn&#x017F;ul Wollin O&#x017F;troßnam nennet/<lb/>
welcher Nahme/ aus dem ver&#x017F;tu&#x0364;mbleten Au&#x017F;trania<lb/>
herkompt. Da&#x017F;agen &#x017F;ie/ haben die Ro&#x0364;mer eine Seu-<lb/>
le zun Ehren vnd zum geda&#x0364;chtnus Kay&#x017F;ers Julij auff-<lb/>
gerichtet. Zu welcher hernach ein zulauff der Leute/<lb/>
vnd gleich&#x017F;amb ein offentlicher Marck/ ja endlich gar<lb/>
eine feine an&#x017F;ehenliche Stadt geworden i&#x017F;t/ die &#x017F;ich<lb/>
auch wol hat Ko&#x0364;nigen du&#x0364;rffen wider&#x017F;etzen/ auch wi-<lb/>
der &#x017F;ie lange be&#x017F;tanden i&#x017F;t. Das finde ich &#x017F;on&#x017F;t in den<lb/>
alten Pommeri&#x017F;chen Ge&#x017F;chichten/ daß/ da zun Zeiten<lb/>
Wartislai des Er&#x017F;ten/ ein Mu&#x0364;nch Bernhardus vom<lb/>
Hertzoge Bogißlaff aus Polen abgefertiget war/<lb/>
daß er die Pommern zum Chri&#x017F;tlichen Glauben be-<lb/>
kehren &#x017F;olte/ vnd er eine Seule/ damit Abgo&#x0364;tterey<lb/>
getrieben ward/ mit der Axt herunter &#x017F;chlagen wol-<lb/>
te/ die Bu&#x0364;rger zu Julin ge&#x017F;agt haben/ es were Ju-<lb/>
lij Cæ&#x017F;aris Gedenck- vnd Ehren&#x017F;enle/ die &#x017F;ie vnver-<lb/>
letzt wi&#x017F;&#x017F;en wolten. Vnd i&#x017F;t al&#x017F;o der gute Mann aus<lb/>
der Stadt mit gro&#x017F;&#x017F;em Vnwillen ge&#x017F;chaffet/ vnd auff<lb/>
einen Kahn ge&#x017F;etzet/ daß er/ wie &#x017F;ie ho&#x0364;ni&#x017F;ch &#x017F;ageten/<lb/>
den Fi&#x017F;chen auffm Fri&#x017F;chen Haffe predigen mo&#x0364;chte.</hi> </p><lb/>
        <note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Crantz. l.</hi> 2.<lb/><hi rendition="#i">Vand. c.</hi></hi> 33.</note>
        <p> <hi rendition="#fr">Jch weiß zwar wol/ daß Crantzius nicht zu-<lb/>
geben wil/ daß die Ro&#x0364;mer bis an Wollin &#x017F;ollen u&#x0364;ber<lb/>
die Elbe gekommen &#x017F;eyn/ vnd Julio zu ehren eine<lb/>
Seule ge&#x017F;etzet/ oder eine Stadt gebawet haben.<lb/>
Das gebe ich mit nach/ daß nicht einer von den Ro&#x0364;-<lb/>
mern zu Lande biß hieher u&#x0364;ber die Elbe gerathen</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">&#x017F;ey.</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0164] Das Erſte Buch/ Domitius mit etlichen Schiffen das Balthiſche Meer zuerkunden außgefahren/ vnd an die Wollinl- ſche Juſul gekommen ſey/ die daßmahl Auſtrania ſey geheiſſen worden/ wie dann noch dannenher Saxo Grammaticus die Jnſul Wollin Oſtroßnam nennet/ welcher Nahme/ aus dem verſtuͤmbleten Auſtrania herkompt. Daſagen ſie/ haben die Roͤmer eine Seu- le zun Ehren vnd zum gedaͤchtnus Kayſers Julij auff- gerichtet. Zu welcher hernach ein zulauff der Leute/ vnd gleichſamb ein offentlicher Marck/ ja endlich gar eine feine anſehenliche Stadt geworden iſt/ die ſich auch wol hat Koͤnigen duͤrffen widerſetzen/ auch wi- der ſie lange beſtanden iſt. Das finde ich ſonſt in den alten Pommeriſchen Geſchichten/ daß/ da zun Zeiten Wartislai des Erſten/ ein Muͤnch Bernhardus vom Hertzoge Bogißlaff aus Polen abgefertiget war/ daß er die Pommern zum Chriſtlichen Glauben be- kehren ſolte/ vnd er eine Seule/ damit Abgoͤtterey getrieben ward/ mit der Axt herunter ſchlagen wol- te/ die Buͤrger zu Julin geſagt haben/ es were Ju- lij Cæſaris Gedenck- vnd Ehrenſenle/ die ſie vnver- letzt wiſſen wolten. Vnd iſt alſo der gute Mann aus der Stadt mit groſſem Vnwillen geſchaffet/ vnd auff einen Kahn geſetzet/ daß er/ wie ſie hoͤniſch ſageten/ den Fiſchen auffm Friſchen Haffe predigen moͤchte. Jch weiß zwar wol/ daß Crantzius nicht zu- geben wil/ daß die Roͤmer bis an Wollin ſollen uͤber die Elbe gekommen ſeyn/ vnd Julio zu ehren eine Seule geſetzet/ oder eine Stadt gebawet haben. Das gebe ich mit nach/ daß nicht einer von den Roͤ- mern zu Lande biß hieher uͤber die Elbe gerathen ſey.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland01_1639
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland01_1639/164
Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland01_1639/164>, abgerufen am 23.11.2024.