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Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639.

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Vom Alten Teutschen Pommerlande.
die Königin Gisa/ seine Mutter/ gestorben/ vnd hät-
te er also mit Felteffen alleine zuthuen. Drumb schlug
er eine Brücken über die Donaw/ erlegete Felteffen/
namb sein Väterliches Reich ein/ ließ sich auch die He-
ruler huldigen/ vnd setzete über sie zum Fürsten sei-
nen Vetter Rudolff/ welcher sich auch endlich nach
Odackers todte/ einen König der Heruler nennete/
vnd eben der ist/ der mit Tadone dem siebenden Kö-
nige der Longobarder in die haare gerathen/ vnd
von jhm erschlagen ist.

Odacker aber namb die Rügianer vom Donaw-
Stromb fast alle mit sich hinweg/ vnd überlies das
newe Rügianer Land der Longobarder König Gil-
deoch/ doch daß er einen gewissen Tribut dafür rei-
chete. Gieng in Franckreich/ seinen nothleidenden
Lands Leuten/ den Gothen/ wider die Francken/ all-
da zu helffen. Kamb auch bis ins Niederland/ vnd
namb Orlienz/ Angiers/ vnd Gent/ mit Gewalt hin-
weg. Aber da er hörete/ daß die Alemanner/ so auch
Teutsche Schwaben seyn/ aus dem Ober-Teutsch-
land in das Welsche Ligurien hinein drüngen/ ma-
chete er mit Childerico dem Fränckischen oder Fran-
tzösischen Könige friede/ überließ jhm die eingenom-
mene Oerter/ vnd ward von demselben nicht mit ge-
ringer Ehrerbietung/ durch Franckreich biß an Jta-
lien begleitet; Empfieng auch von jhm etliche Frän-
ckische Regimenter zu hülffe/ derer er sich wider die
Feinde gebrauchen möchte. Etliche sagen/ daß die-
ser des Odackers Zugk in Franckreich geschehen sey/
ehe er Rom eingenommen hat. Deme aber sey wie
es wolle/ Odacker hat nach Augusto dem letzten Rö-

mischen
N

Vom Alten Teutſchen Pommerlande.
die Koͤnigin Giſa/ ſeine Mutter/ geſtorben/ vnd haͤt-
te er alſo mit Felteffen alleine zuthuen. Drumb ſchlug
er eine Bruͤcken uͤber die Donaw/ erlegete Felteffen/
namb ſein Vaͤterliches Reich ein/ ließ ſich auch die He-
ruler huldigen/ vnd ſetzete uͤber ſie zum Fuͤrſten ſei-
nen Vetter Rudolff/ welcher ſich auch endlich nach
Odackers todte/ einen Koͤnig der Heruler nennete/
vnd eben der iſt/ der mit Tadone dem ſiebenden Koͤ-
nige der Longobarder in die haare gerathen/ vnd
von jhm erſchlagen iſt.

Odacker aber namb die Ruͤgianer vom Donaw-
Stromb faſt alle mit ſich hinweg/ vnd uͤberlies das
newe Ruͤgianer Land der Longobarder Koͤnig Gil-
deoch/ doch daß er einen gewiſſen Tribut dafuͤr rei-
chete. Gieng in Franckreich/ ſeinen nothleidenden
Lands Leuten/ den Gothen/ wider die Francken/ all-
da zu helffen. Kamb auch bis ins Niederland/ vnd
namb Orlienz/ Angiers/ vnd Gent/ mit Gewalt hin-
weg. Aber da er hoͤrete/ daß die Alemanner/ ſo auch
Teutſche Schwaben ſeyn/ aus dem Ober-Teutſch-
land in das Welſche Ligurien hinein druͤngen/ ma-
chete er mit Childerico dem Fraͤnckiſchen oder Fran-
tzoͤſiſchen Koͤnige friede/ uͤberließ jhm die eingenom-
mene Oerter/ vnd ward von demſelben nicht mit ge-
ringer Ehrerbietung/ durch Franckreich biß an Jta-
lien begleitet; Empfieng auch von jhm etliche Fraͤn-
ckiſche Regimenter zu huͤlffe/ derer er ſich wider die
Feinde gebrauchen moͤchte. Etliche ſagen/ daß die-
ſer des Odackers Zugk in Franckreich geſchehen ſey/
ehe er Rom eingenommen hat. Deme aber ſey wie
es wolle/ Odacker hat nach Auguſto dem letzten Roͤ-

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[97/0155] Vom Alten Teutſchen Pommerlande. die Koͤnigin Giſa/ ſeine Mutter/ geſtorben/ vnd haͤt- te er alſo mit Felteffen alleine zuthuen. Drumb ſchlug er eine Bruͤcken uͤber die Donaw/ erlegete Felteffen/ namb ſein Vaͤterliches Reich ein/ ließ ſich auch die He- ruler huldigen/ vnd ſetzete uͤber ſie zum Fuͤrſten ſei- nen Vetter Rudolff/ welcher ſich auch endlich nach Odackers todte/ einen Koͤnig der Heruler nennete/ vnd eben der iſt/ der mit Tadone dem ſiebenden Koͤ- nige der Longobarder in die haare gerathen/ vnd von jhm erſchlagen iſt. Odacker aber namb die Ruͤgianer vom Donaw- Stromb faſt alle mit ſich hinweg/ vnd uͤberlies das newe Ruͤgianer Land der Longobarder Koͤnig Gil- deoch/ doch daß er einen gewiſſen Tribut dafuͤr rei- chete. Gieng in Franckreich/ ſeinen nothleidenden Lands Leuten/ den Gothen/ wider die Francken/ all- da zu helffen. Kamb auch bis ins Niederland/ vnd namb Orlienz/ Angiers/ vnd Gent/ mit Gewalt hin- weg. Aber da er hoͤrete/ daß die Alemanner/ ſo auch Teutſche Schwaben ſeyn/ aus dem Ober-Teutſch- land in das Welſche Ligurien hinein druͤngen/ ma- chete er mit Childerico dem Fraͤnckiſchen oder Fran- tzoͤſiſchen Koͤnige friede/ uͤberließ jhm die eingenom- mene Oerter/ vnd ward von demſelben nicht mit ge- ringer Ehrerbietung/ durch Franckreich biß an Jta- lien begleitet; Empfieng auch von jhm etliche Fraͤn- ckiſche Regimenter zu huͤlffe/ derer er ſich wider die Feinde gebrauchen moͤchte. Etliche ſagen/ daß die- ſer des Odackers Zugk in Franckreich geſchehen ſey/ ehe er Rom eingenommen hat. Deme aber ſey wie es wolle/ Odacker hat nach Auguſto dem letzten Roͤ- miſchen N

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland01_1639/155>, abgerufen am 23.11.2024.