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Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639.

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Das Erste Buch/
andere Völcker/ tapffer gewehret/ vnd sind in stetiger
Freundschafft mit den West-Gothen geblieben. Et-
liche Zeit hernach/ geschahe der besagte Einfall der

60.
Rugianer er-
wehlen in dem
newen Rügianer
Lande an der
Donaw Könige
über sich
Val. Eichstad. in
Chron. Pom. ex
Cregyptio, Cu-
spiniano & Blon-
de.
Longobarder ins Land zu Rügen.

Dahaben viele der freyen Rügianer solche Dienst-
barkeit nicht ertragen können/ vnd sind zu jhren Lands-
leuten von hinnen ab in Hungern/ in das newe Rügia-
ner Land/ an die Donaw gezogen/ haben sich daselbst
neben jhnen gesetzet/ vnd einen Fürsten über sich ge-
habt/ den sie Flactitetum nenneten/ welcher desto
mehr Raum allda zu regieren bekamb/ weil die West-
Gothen von dannen vnter Alarich vnd Radegast
mit grossen Hauffen in Jtalien zogen. Nach Flacti-
teto regierete über die Rügianer an der Donaw Fel-
teus/ sein vnd der Gunibalden Sohn/ welcher ne-
benst seinen Rügianern mit vnter dem grossen Heer
des Attilae gewesen ist/ da er Teutschland/ Franck-
reich vnd Welschland so jämmerlich verwüstete. A-
ber nach Attilae todte haben sich die Rügianer wider
von der Hungern Gebiete erfreyet/ vnd sich zu Kay-
ser Martiano gehalten/ vnd hat bey jhnen Zuba der
dritte Fürst oder König/ Feltei Tochter-Mann/ etli-
che Jahr regieret. Dieser/ weil er mit den Gothen
in einen Streit gerieth/ hat sich wider dieselben/ in
Verbündnus der Heruler vnd anderer Völcker/ zu
Felde gegeben/ aber eine grosse Niederlage gelitten.
Sonsten hat er mit seinem ersten Weibe Greta/ Fel-
teffen gezeuget: Aber aus Gisa des Feltei Tochter sind
jhme Hunolff vnd Odacker gebohren worden. Fel-
teff vnd Hunolff namen nebenst der Königinnen Gi-
sa jhrer Mutter/ das Reich auff sich.

Odacker

Das Erſte Buch/
andere Voͤlcker/ tapffer gewehret/ vnd ſind in ſtetiger
Freundſchafft mit den Weſt-Gothen geblieben. Et-
liche Zeit hernach/ geſchahe der beſagte Einfall der

60.
Rugianer er-
wehlen in dem
newen Ruͤgianer
Lande an der
Donaw Koͤnige
uͤber ſich
Val. Eichſtad. in
Chron. Pom. ex
Cregyptio, Cu-
ſpiniano & Blon-
de.
Longobarder ins Land zu Ruͤgen.

Dahaben viele der freyen Ruͤgianer ſolche Dienſt-
barkeit nicht ertragen koͤñen/ vnd ſind zu jhren Lands-
leuten von hinnen ab in Hungern/ in das newe Ruͤgia-
ner Land/ an die Donaw gezogen/ haben ſich daſelbſt
neben jhnen geſetzet/ vnd einen Fuͤrſten uͤber ſich ge-
habt/ den ſie Flactitetum nenneten/ welcher deſto
mehr Raum allda zu regieren bekamb/ weil die Weſt-
Gothen von dannen vnter Alarich vnd Radegaſt
mit groſſen Hauffen in Jtalien zogen. Nach Flacti-
teto regierete uͤber die Ruͤgianer an der Donaw Fel-
teus/ ſein vnd der Gunibalden Sohn/ welcher ne-
benſt ſeinen Ruͤgianern mit vnter dem groſſen Heer
des Attilæ geweſen iſt/ da er Teutſchland/ Franck-
reich vnd Welſchland ſo jaͤmmerlich verwuͤſtete. A-
ber nach Attilæ todte haben ſich die Ruͤgianer wider
von der Hungern Gebiete erfreyet/ vnd ſich zu Kay-
ſer Martiano gehalten/ vnd hat bey jhnen Zuba der
dritte Fuͤrſt oder Koͤnig/ Feltei Tochter-Mann/ etli-
che Jahr regieret. Dieſer/ weil er mit den Gothen
in einen Streit gerieth/ hat ſich wider dieſelben/ in
Verbuͤndnus der Heruler vnd anderer Voͤlcker/ zu
Felde gegeben/ aber eine groſſe Niederlage gelitten.
Sonſten hat er mit ſeinem erſten Weibe Greta/ Fel-
teffen gezeuget: Aber aus Giſa des Feltei Tochter ſind
jhme Hunolff vnd Odacker gebohren worden. Fel-
teff vnd Hunolff namen nebenſt der Koͤniginnen Gi-
ſa jhrer Mutter/ das Reich auff ſich.

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[94/0152] Das Erſte Buch/ andere Voͤlcker/ tapffer gewehret/ vnd ſind in ſtetiger Freundſchafft mit den Weſt-Gothen geblieben. Et- liche Zeit hernach/ geſchahe der beſagte Einfall der Longobarder ins Land zu Ruͤgen. 60. Rugianer er- wehlen in dem newen Ruͤgianer Lande an der Donaw Koͤnige uͤber ſich Val. Eichſtad. in Chron. Pom. ex Cregyptio, Cu- ſpiniano & Blon- de. Dahaben viele der freyen Ruͤgianer ſolche Dienſt- barkeit nicht ertragen koͤñen/ vnd ſind zu jhren Lands- leuten von hinnen ab in Hungern/ in das newe Ruͤgia- ner Land/ an die Donaw gezogen/ haben ſich daſelbſt neben jhnen geſetzet/ vnd einen Fuͤrſten uͤber ſich ge- habt/ den ſie Flactitetum nenneten/ welcher deſto mehr Raum allda zu regieren bekamb/ weil die Weſt- Gothen von dannen vnter Alarich vnd Radegaſt mit groſſen Hauffen in Jtalien zogen. Nach Flacti- teto regierete uͤber die Ruͤgianer an der Donaw Fel- teus/ ſein vnd der Gunibalden Sohn/ welcher ne- benſt ſeinen Ruͤgianern mit vnter dem groſſen Heer des Attilæ geweſen iſt/ da er Teutſchland/ Franck- reich vnd Welſchland ſo jaͤmmerlich verwuͤſtete. A- ber nach Attilæ todte haben ſich die Ruͤgianer wider von der Hungern Gebiete erfreyet/ vnd ſich zu Kay- ſer Martiano gehalten/ vnd hat bey jhnen Zuba der dritte Fuͤrſt oder Koͤnig/ Feltei Tochter-Mann/ etli- che Jahr regieret. Dieſer/ weil er mit den Gothen in einen Streit gerieth/ hat ſich wider dieſelben/ in Verbuͤndnus der Heruler vnd anderer Voͤlcker/ zu Felde gegeben/ aber eine groſſe Niederlage gelitten. Sonſten hat er mit ſeinem erſten Weibe Greta/ Fel- teffen gezeuget: Aber aus Giſa des Feltei Tochter ſind jhme Hunolff vnd Odacker gebohren worden. Fel- teff vnd Hunolff namen nebenſt der Koͤniginnen Gi- ſa jhrer Mutter/ das Reich auff ſich. Odacker

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland01_1639/152>, abgerufen am 23.11.2024.