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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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III. Chirurgische Hilfe.
zeugung, daß unberufene Hände eher nach allem Uebrigen
greifen würden, als danach. (In dieser Weise werden be-
kanntlich Bücher kaum jemals verloren, sondern nur durch
Ausleihen an Bekannte, die sie nicht zurückstellen.) Sind
nur ein paar Scheine aufzubewahren, so läßt sich auch ein
wirkliches Buch dazu verwenden: die beiden Blätter, zwischen
denen das Geld liegt, können leicht aneinander geklebt werden,
wobei Einer, der mit viel Vorsicht und wenig Gedächtniß
begabt ist, die Seitenzahl vormerkt. Papiergeld liegt ferner
wohlgebettet unter alten Scripturen, wenn der Besitzer nicht
die Gewohnheit hat, solche Pakete ohne vorherige Durchsicht
zu verbrennen. Wer Geldscheine in größeren Summen bei
sich tragen und bequem zur Hand haben will, steckt sie nicht
in ein großes, dickes Portefeuille, dessen Umrisse sich äußerlich
markiren, sondern in ein dünnes Futteral von Leder oder
Buchbinderleinwand, und dieses nicht in die Brusttasche des
Rockes, sondern in eine an der innern rechten Seite der
Weste angebrachte Tasche. Größere als Fünfthaler- oder
Zehngulden-Scheine mitzubringen an Orte, wo die Aus-
wechselung nicht leicht zu bewirken, ist zu vermeiden. So oft
ich Goldstücke mit auf die Reise nehme, vergesse ich nie, eine
tüchtige Anzahl von halben und Viertel-Napoleond'or gleich
einzuwechseln.

Wer in allem Diesem noch nicht hinlängliche Sicherheit
vor Verlust und Raub sieht, dem mag das anheim gestellt
sein, was bisweilen in Arabien geschieht, wie Burton erzählt.
Dort kauft man einige Zeit vor Antritt einer Reise in
räuberische Districte Edelsteine und Perlen, steckt sie in ein
silbernes Büchschen mit abgerundeten Ecken und dieses --
in eine zu dem Behuf geschnittene Wunde, welche man dann
wieder zuheilen läßt. Als besten Platz dafür wird am linken
Oberarm die Stelle empfohlen, wo geimpft wird, und ver-
sichert, daß es keine sonderlichen Beschwerden verursache,
so wenig als Soldaten die Bleikugel, die ihren Weg in ihr
Fleisch gefunden, nicht hat entfernt werden können und ihnen

III. Chirurgiſche Hilfe.
zeugung, daß unberufene Hände eher nach allem Uebrigen
greifen würden, als danach. (In dieſer Weiſe werden be-
kanntlich Bücher kaum jemals verloren, ſondern nur durch
Ausleihen an Bekannte, die ſie nicht zurückſtellen.) Sind
nur ein paar Scheine aufzubewahren, ſo läßt ſich auch ein
wirkliches Buch dazu verwenden: die beiden Blätter, zwiſchen
denen das Geld liegt, können leicht aneinander geklebt werden,
wobei Einer, der mit viel Vorſicht und wenig Gedächtniß
begabt iſt, die Seitenzahl vormerkt. Papiergeld liegt ferner
wohlgebettet unter alten Scripturen, wenn der Beſitzer nicht
die Gewohnheit hat, ſolche Pakete ohne vorherige Durchſicht
zu verbrennen. Wer Geldſcheine in größeren Summen bei
ſich tragen und bequem zur Hand haben will, ſteckt ſie nicht
in ein großes, dickes Portefeuille, deſſen Umriſſe ſich äußerlich
markiren, ſondern in ein dünnes Futteral von Leder oder
Buchbinderleinwand, und dieſes nicht in die Bruſttaſche des
Rockes, ſondern in eine an der innern rechten Seite der
Weſte angebrachte Taſche. Größere als Fünfthaler- oder
Zehngulden-Scheine mitzubringen an Orte, wo die Aus-
wechſelung nicht leicht zu bewirken, iſt zu vermeiden. So oft
ich Goldſtücke mit auf die Reiſe nehme, vergeſſe ich nie, eine
tüchtige Anzahl von halben und Viertel-Napoleond’or gleich
einzuwechſeln.

Wer in allem Dieſem noch nicht hinlängliche Sicherheit
vor Verluſt und Raub ſieht, dem mag das anheim geſtellt
ſein, was bisweilen in Arabien geſchieht, wie Burton erzählt.
Dort kauft man einige Zeit vor Antritt einer Reiſe in
räuberiſche Diſtricte Edelſteine und Perlen, ſteckt ſie in ein
ſilbernes Büchschen mit abgerundeten Ecken und dieſes —
in eine zu dem Behuf geſchnittene Wunde, welche man dann
wieder zuheilen läßt. Als beſten Platz dafür wird am linken
Oberarm die Stelle empfohlen, wo geimpft wird, und ver-
ſichert, daß es keine ſonderlichen Beſchwerden verurſache,
ſo wenig als Soldaten die Bleikugel, die ihren Weg in ihr
Fleiſch gefunden, nicht hat entfernt werden können und ihnen

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[50/0064] III. Chirurgiſche Hilfe. zeugung, daß unberufene Hände eher nach allem Uebrigen greifen würden, als danach. (In dieſer Weiſe werden be- kanntlich Bücher kaum jemals verloren, ſondern nur durch Ausleihen an Bekannte, die ſie nicht zurückſtellen.) Sind nur ein paar Scheine aufzubewahren, ſo läßt ſich auch ein wirkliches Buch dazu verwenden: die beiden Blätter, zwiſchen denen das Geld liegt, können leicht aneinander geklebt werden, wobei Einer, der mit viel Vorſicht und wenig Gedächtniß begabt iſt, die Seitenzahl vormerkt. Papiergeld liegt ferner wohlgebettet unter alten Scripturen, wenn der Beſitzer nicht die Gewohnheit hat, ſolche Pakete ohne vorherige Durchſicht zu verbrennen. Wer Geldſcheine in größeren Summen bei ſich tragen und bequem zur Hand haben will, ſteckt ſie nicht in ein großes, dickes Portefeuille, deſſen Umriſſe ſich äußerlich markiren, ſondern in ein dünnes Futteral von Leder oder Buchbinderleinwand, und dieſes nicht in die Bruſttaſche des Rockes, ſondern in eine an der innern rechten Seite der Weſte angebrachte Taſche. Größere als Fünfthaler- oder Zehngulden-Scheine mitzubringen an Orte, wo die Aus- wechſelung nicht leicht zu bewirken, iſt zu vermeiden. So oft ich Goldſtücke mit auf die Reiſe nehme, vergeſſe ich nie, eine tüchtige Anzahl von halben und Viertel-Napoleond’or gleich einzuwechſeln. Wer in allem Dieſem noch nicht hinlängliche Sicherheit vor Verluſt und Raub ſieht, dem mag das anheim geſtellt ſein, was bisweilen in Arabien geſchieht, wie Burton erzählt. Dort kauft man einige Zeit vor Antritt einer Reiſe in räuberiſche Diſtricte Edelſteine und Perlen, ſteckt ſie in ein ſilbernes Büchschen mit abgerundeten Ecken und dieſes — in eine zu dem Behuf geſchnittene Wunde, welche man dann wieder zuheilen läßt. Als beſten Platz dafür wird am linken Oberarm die Stelle empfohlen, wo geimpft wird, und ver- ſichert, daß es keine ſonderlichen Beſchwerden verurſache, ſo wenig als Soldaten die Bleikugel, die ihren Weg in ihr Fleiſch gefunden, nicht hat entfernt werden können und ihnen

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/64>, abgerufen am 24.11.2024.