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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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II. Reiseapparat.
betupfe, eine Operation von wenigen Minuten, und bin
gefeit gegen Flöhe und Wanzen. Auch die Benetzung des Ge-
sichts, des Halses und der Hände im Freien hält die Mücken
ab. Die Essenz kann man sich selbst bereiten: auf 1 Theil
Pulver 2 Theile Alkohol und 2 Theile Wasser. Noch in der
sechsfachen Verdünnung mit Wasser ist diese Mischung brauch-
bar, wenn sie aus echtem, frischem Pulver gemacht wurde.
Um beim Uebernachten im Freien die Mücken abzuhalten,
pflegte ich im Orient neben mich eine lange glimmende Lunte
zu legen, in deren Fugen Insectenpulver gestreut war.

Von sogenannten Necessaires bin ich kein Freund, auch
nicht von den neumodischen, die aus den Schaufenstern ihren
Haifischrachen uns entgegenstrecken, mit ihren aus Büchschen,
Kästchen und Etuis gebildeten Zahnreihen. Jeder weiß am
besten, was ihm nothwendig und überflüssig ist, was er zu-
sammen, getrennt, zur Hand oder abseits zu legen hat, in
welcher Form und Größe er dies und jenes braucht. Ich
finde es bequemer, die kleinen Geräthe nach den wechselnden
Bedürfnissen unterwegs in Koffer, Reise- und Rocktaschen zu
vertheilen, Einiges davon in kleine Beutel, den Schwamm
oder statt dessen einen "türkischen" Leinenlappen (mit hervor-
tretenden Maschen) in ein Gummifutteral (Wachstaffet ist
nicht haltbar), ebenso die Seife in ein kleineres dergleichen,
die Nagelscheere trägt ein Lederhöschen, das Reisekleid des
Staubkammes ist ein Saffian-Etui, in dem er so schmuck aus-
sieht, daß man's ihm, wenn er sich auch einmal auf den Früh-
stückstisch verirrt, kaum sehr übel nimmt. Nicht in Gefäßen
von Porzellan, Glas, Holz oder Pappe verwahre ich Zahn-
pulver, Pommade, Rindertalg etc., sondern in verschiedenfarbig
lackirten kleinen Blechbüchsen, welche Unzerbrechlichkeit mit
Leichtigkeit verbinden.

Der Revolver, wo er nicht jugendlicher Geckenhaftig-
keit als Spielzeug, sondern, durch örtliche Verhältnisse bedingt,
der Sicherung von Leben und Eigenthum dienen soll, gehört
unter die Stücke des Reiseapparats, die nie Parade machen:

II. Reiſeapparat.
betupfe, eine Operation von wenigen Minuten, und bin
gefeit gegen Flöhe und Wanzen. Auch die Benetzung des Ge-
ſichts, des Halſes und der Hände im Freien hält die Mücken
ab. Die Eſſenz kann man ſich ſelbſt bereiten: auf 1 Theil
Pulver 2 Theile Alkohol und 2 Theile Waſſer. Noch in der
ſechsfachen Verdünnung mit Waſſer iſt dieſe Miſchung brauch-
bar, wenn ſie aus echtem, friſchem Pulver gemacht wurde.
Um beim Uebernachten im Freien die Mücken abzuhalten,
pflegte ich im Orient neben mich eine lange glimmende Lunte
zu legen, in deren Fugen Inſectenpulver geſtreut war.

Von ſogenannten Néceſſaires bin ich kein Freund, auch
nicht von den neumodiſchen, die aus den Schaufenſtern ihren
Haifiſchrachen uns entgegenſtrecken, mit ihren aus Büchschen,
Käſtchen und Etuis gebildeten Zahnreihen. Jeder weiß am
beſten, was ihm nothwendig und überflüſſig iſt, was er zu-
ſammen, getrennt, zur Hand oder abſeits zu legen hat, in
welcher Form und Größe er dies und jenes braucht. Ich
finde es bequemer, die kleinen Geräthe nach den wechſelnden
Bedürfniſſen unterwegs in Koffer, Reiſe- und Rocktaſchen zu
vertheilen, Einiges davon in kleine Beutel, den Schwamm
oder ſtatt deſſen einen „türkiſchen“ Leinenlappen (mit hervor-
tretenden Maſchen) in ein Gummifutteral (Wachstaffet iſt
nicht haltbar), ebenſo die Seife in ein kleineres dergleichen,
die Nagelſcheere trägt ein Lederhöschen, das Reiſekleid des
Staubkammes iſt ein Saffian-Etui, in dem er ſo ſchmuck aus-
ſieht, daß man’s ihm, wenn er ſich auch einmal auf den Früh-
ſtückstiſch verirrt, kaum ſehr übel nimmt. Nicht in Gefäßen
von Porzellan, Glas, Holz oder Pappe verwahre ich Zahn-
pulver, Pommade, Rindertalg ꝛc., ſondern in verſchiedenfarbig
lackirten kleinen Blechbüchſen, welche Unzerbrechlichkeit mit
Leichtigkeit verbinden.

Der Revolver, wo er nicht jugendlicher Geckenhaftig-
keit als Spielzeug, ſondern, durch örtliche Verhältniſſe bedingt,
der Sicherung von Leben und Eigenthum dienen ſoll, gehört
unter die Stücke des Reiſeapparats, die nie Parade machen:

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[24/0038] II. Reiſeapparat. betupfe, eine Operation von wenigen Minuten, und bin gefeit gegen Flöhe und Wanzen. Auch die Benetzung des Ge- ſichts, des Halſes und der Hände im Freien hält die Mücken ab. Die Eſſenz kann man ſich ſelbſt bereiten: auf 1 Theil Pulver 2 Theile Alkohol und 2 Theile Waſſer. Noch in der ſechsfachen Verdünnung mit Waſſer iſt dieſe Miſchung brauch- bar, wenn ſie aus echtem, friſchem Pulver gemacht wurde. Um beim Uebernachten im Freien die Mücken abzuhalten, pflegte ich im Orient neben mich eine lange glimmende Lunte zu legen, in deren Fugen Inſectenpulver geſtreut war. Von ſogenannten Néceſſaires bin ich kein Freund, auch nicht von den neumodiſchen, die aus den Schaufenſtern ihren Haifiſchrachen uns entgegenſtrecken, mit ihren aus Büchschen, Käſtchen und Etuis gebildeten Zahnreihen. Jeder weiß am beſten, was ihm nothwendig und überflüſſig iſt, was er zu- ſammen, getrennt, zur Hand oder abſeits zu legen hat, in welcher Form und Größe er dies und jenes braucht. Ich finde es bequemer, die kleinen Geräthe nach den wechſelnden Bedürfniſſen unterwegs in Koffer, Reiſe- und Rocktaſchen zu vertheilen, Einiges davon in kleine Beutel, den Schwamm oder ſtatt deſſen einen „türkiſchen“ Leinenlappen (mit hervor- tretenden Maſchen) in ein Gummifutteral (Wachstaffet iſt nicht haltbar), ebenſo die Seife in ein kleineres dergleichen, die Nagelſcheere trägt ein Lederhöschen, das Reiſekleid des Staubkammes iſt ein Saffian-Etui, in dem er ſo ſchmuck aus- ſieht, daß man’s ihm, wenn er ſich auch einmal auf den Früh- ſtückstiſch verirrt, kaum ſehr übel nimmt. Nicht in Gefäßen von Porzellan, Glas, Holz oder Pappe verwahre ich Zahn- pulver, Pommade, Rindertalg ꝛc., ſondern in verſchiedenfarbig lackirten kleinen Blechbüchſen, welche Unzerbrechlichkeit mit Leichtigkeit verbinden. Der Revolver, wo er nicht jugendlicher Geckenhaftig- keit als Spielzeug, ſondern, durch örtliche Verhältniſſe bedingt, der Sicherung von Leben und Eigenthum dienen ſoll, gehört unter die Stücke des Reiſeapparats, die nie Parade machen:

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/38>, abgerufen am 24.11.2024.