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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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II. Reiseapparat.
einer Spirale herum. Sie leiden aber häufig an Stockungen
und Blähungen im Innern, deshalb ziehe ich die lange
Form vor.

Aneroidbarometer: eine luftleere, elastisch federnde
Kapsel, mit einem Hebelwerke und einem durch dasselbe in
Bewegung gesetzten Zeiger. Das Ganze ist nicht viel um-
fänglicher als eine starke Taschenuhr, also leicht, bequem in
der Westentasche zu tragen und nicht so zerbrechlich wie die
alten langen Quecksilberbarometer. Touristisch ist diese neue
Londoner Erfindung trefflich zu verwerthen, denn der Zeiger
gibt dem Bergsteiger jeden Augenblick Auskunft, wie hoch
er geklommen. Ein solcher luftleerer, büchsenförmiger Baro-
meter kostete im Frühling 1869 in Deutschland fünfzehn Thaler.

Fernröhre gibt es jetzt sehr leichte mit drei Auszügen.
Da auf den besuchtesten Höhepunkten große aufgestellt sind,
begnüge ich mich meist mit einem sogenannten Opern-
gucker.
Für den Reisegebrauch zu empfehlen ist jene Art
(Pariser Erfindung: Jumelles) mittler Größe und leicht,
auf welcher durch Drehen eines Rädchens drei Veränderungen
der inneren Gläser bewirkt werden können (Theatre, Cam-
pagne, Marine):
eine für nahe Gegenstände und im Theater
zu brauchen, eine zweite für entferntere und eine dritte für
ganz ferne. Auch können diese Operngläser dienen, um im
Dämmerlicht deutlicher weit zu sehen.

Das Insectenpulver kaufe man in einer wohl-
berufenen Droguenhandlung, denn es muß aus dem in Persien
heimischen und dort gewachsenen Pyrethrum roseum bereitet
und nicht zu alt sein, wenn es seine insectentödtende Kraft
bewähren soll. Auch bei uns baut man jetzt die asterartige
Pflanze, aber ohne ihr jene Eigenschaft erhalten zu können;
ein Zusatz vom hiesigen Product dient vielfach zur Ver-
fälschung des echten. Die gewöhnliche Art, mittelst einer
kleinen Kautschukspritze Abends das Bett einzustäuben, er-
fordert eine starke Verproviantirung, ich ziehe deshalb den
Gebrauch der Essenz vor, mit welcher ich den Körper flüchtig

II. Reiſeapparat.
einer Spirale herum. Sie leiden aber häufig an Stockungen
und Blähungen im Innern, deshalb ziehe ich die lange
Form vor.

Aneroidbarometer: eine luftleere, elaſtiſch federnde
Kapſel, mit einem Hebelwerke und einem durch daſſelbe in
Bewegung geſetzten Zeiger. Das Ganze iſt nicht viel um-
fänglicher als eine ſtarke Taſchenuhr, alſo leicht, bequem in
der Weſtentaſche zu tragen und nicht ſo zerbrechlich wie die
alten langen Queckſilberbarometer. Touriſtiſch iſt dieſe neue
Londoner Erfindung trefflich zu verwerthen, denn der Zeiger
gibt dem Bergſteiger jeden Augenblick Auskunft, wie hoch
er geklommen. Ein ſolcher luftleerer, büchſenförmiger Baro-
meter koſtete im Frühling 1869 in Deutſchland fünfzehn Thaler.

Fernröhre gibt es jetzt ſehr leichte mit drei Auszügen.
Da auf den beſuchteſten Höhepunkten große aufgeſtellt ſind,
begnüge ich mich meiſt mit einem ſogenannten Opern-
gucker.
Für den Reiſegebrauch zu empfehlen iſt jene Art
(Pariſer Erfindung: Jumelles) mittler Größe und leicht,
auf welcher durch Drehen eines Rädchens drei Veränderungen
der inneren Gläſer bewirkt werden können (Théâtre, Cam-
pagne, Marine):
eine für nahe Gegenſtände und im Theater
zu brauchen, eine zweite für entferntere und eine dritte für
ganz ferne. Auch können dieſe Operngläſer dienen, um im
Dämmerlicht deutlicher weit zu ſehen.

Das Inſectenpulver kaufe man in einer wohl-
berufenen Droguenhandlung, denn es muß aus dem in Perſien
heimiſchen und dort gewachſenen Pyrethrum roseum bereitet
und nicht zu alt ſein, wenn es ſeine inſectentödtende Kraft
bewähren ſoll. Auch bei uns baut man jetzt die aſterartige
Pflanze, aber ohne ihr jene Eigenſchaft erhalten zu können;
ein Zuſatz vom hieſigen Product dient vielfach zur Ver-
fälſchung des echten. Die gewöhnliche Art, mittelſt einer
kleinen Kautſchukſpritze Abends das Bett einzuſtäuben, er-
fordert eine ſtarke Verproviantirung, ich ziehe deshalb den
Gebrauch der Eſſenz vor, mit welcher ich den Körper flüchtig

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[23/0037] II. Reiſeapparat. einer Spirale herum. Sie leiden aber häufig an Stockungen und Blähungen im Innern, deshalb ziehe ich die lange Form vor. Aneroidbarometer: eine luftleere, elaſtiſch federnde Kapſel, mit einem Hebelwerke und einem durch daſſelbe in Bewegung geſetzten Zeiger. Das Ganze iſt nicht viel um- fänglicher als eine ſtarke Taſchenuhr, alſo leicht, bequem in der Weſtentaſche zu tragen und nicht ſo zerbrechlich wie die alten langen Queckſilberbarometer. Touriſtiſch iſt dieſe neue Londoner Erfindung trefflich zu verwerthen, denn der Zeiger gibt dem Bergſteiger jeden Augenblick Auskunft, wie hoch er geklommen. Ein ſolcher luftleerer, büchſenförmiger Baro- meter koſtete im Frühling 1869 in Deutſchland fünfzehn Thaler. Fernröhre gibt es jetzt ſehr leichte mit drei Auszügen. Da auf den beſuchteſten Höhepunkten große aufgeſtellt ſind, begnüge ich mich meiſt mit einem ſogenannten Opern- gucker. Für den Reiſegebrauch zu empfehlen iſt jene Art (Pariſer Erfindung: Jumelles) mittler Größe und leicht, auf welcher durch Drehen eines Rädchens drei Veränderungen der inneren Gläſer bewirkt werden können (Théâtre, Cam- pagne, Marine): eine für nahe Gegenſtände und im Theater zu brauchen, eine zweite für entferntere und eine dritte für ganz ferne. Auch können dieſe Operngläſer dienen, um im Dämmerlicht deutlicher weit zu ſehen. Das Inſectenpulver kaufe man in einer wohl- berufenen Droguenhandlung, denn es muß aus dem in Perſien heimiſchen und dort gewachſenen Pyrethrum roseum bereitet und nicht zu alt ſein, wenn es ſeine inſectentödtende Kraft bewähren ſoll. Auch bei uns baut man jetzt die aſterartige Pflanze, aber ohne ihr jene Eigenſchaft erhalten zu können; ein Zuſatz vom hieſigen Product dient vielfach zur Ver- fälſchung des echten. Die gewöhnliche Art, mittelſt einer kleinen Kautſchukſpritze Abends das Bett einzuſtäuben, er- fordert eine ſtarke Verproviantirung, ich ziehe deshalb den Gebrauch der Eſſenz vor, mit welcher ich den Körper flüchtig

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/37>, abgerufen am 24.11.2024.