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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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II. Musterung und Verpackung.
Außenseite einwärts gekehrt und kunstgerecht gefaltet, sich ge-
lagert haben, mag leer gelassen oder mit unzerbrechlichen
Stücken langen Formats ausgefüllt werden, nicht aber mit
Fernglas, Mikroskop, Fläschchen und dergl., diesen ist viel-
mehr eine weiche, elastische Nachbarschaft ringsum zu geben.
Denn Gerstäcker hat gewiß Recht, wenn er versichert, daß die
Mißhandlungen, welchen auf "gewissen deutschen Eisen-
bahnen" das Gepäck ausgesetzt ist, Alles übersteigen, was
sonst in der Welt vorkommt, so weit er sie gesehen. Er rühmt
seinen schwarzen Lederkoffer, der nicht blos die schweren
Strapazen ausgehalten habe, die er in den fünf Welttheilen,
zu Lande, zu Wasser, auf Gebirgen, von Räuberhänden und
feindlichen Thieren zu erdulden hatte, sondern "sogar auch"
alle Gewaltthaten von deutschen Eisenbahndienern.

Tuchkleider, die nicht gehörig gefaltet wurden und sich
beim Auspacken verrunzelt zeigen, werden, um sie zu glätten,
leicht mit Wasser benetzt und zum Trocknen aufgehängt.

Tornister und Jagdtaschen müssen natürlich so gepackt
sein, daß gegen die Wand, die auf den Körper zu liegen
kommt, inwendig keine scharfen Ecken drücken, sondern Alles
eben und weich ist.

Das Tintefaß mag mit dem Raume in der Ferse eines
Stiefels vorlieb nehmen; in dieser Einsamkeit haben seine
etwaigen Herzensergießungen weniger Gefahr für das Gemein-
wohl. Nie traue man ihm ganz, auch wenn es einen Patent-
verschluß hat. In den würfelförmigen Tintefässern muß das
Glas auf Springfedern ruhen, ein dicker, solider Gummi-
verschluß dagegen unbeweglich im Blech des Deckels befestigt
sein. Die umgekehrte Einrichtung, demzufolge das Tintefaß
im Gehäuse sitzt, der Gummideckel dagegen auf eine Spring-
feder geklebt ist, taugt nicht, denn das lockere Gummistückchen
entspringt gern seinem Hause, und man ertappt es dann am
Halse des Tintefasses, und zwar so fest angeklammert, daß
die gewaltsame Trennung sein Herz zerreißt. Nun steht man
davor, die Finger voll Tinte und den Kopf voll Sorgen.

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II. Muſterung und Verpackung.
Außenſeite einwärts gekehrt und kunſtgerecht gefaltet, ſich ge-
lagert haben, mag leer gelaſſen oder mit unzerbrechlichen
Stücken langen Formats ausgefüllt werden, nicht aber mit
Fernglas, Mikroſkop, Fläſchchen und dergl., dieſen iſt viel-
mehr eine weiche, elaſtiſche Nachbarſchaft ringsum zu geben.
Denn Gerſtäcker hat gewiß Recht, wenn er verſichert, daß die
Mißhandlungen, welchen auf „gewiſſen deutſchen Eiſen-
bahnen“ das Gepäck ausgeſetzt iſt, Alles überſteigen, was
ſonſt in der Welt vorkommt, ſo weit er ſie geſehen. Er rühmt
ſeinen ſchwarzen Lederkoffer, der nicht blos die ſchweren
Strapazen ausgehalten habe, die er in den fünf Welttheilen,
zu Lande, zu Waſſer, auf Gebirgen, von Räuberhänden und
feindlichen Thieren zu erdulden hatte, ſondern „ſogar auch“
alle Gewaltthaten von deutſchen Eiſenbahndienern.

Tuchkleider, die nicht gehörig gefaltet wurden und ſich
beim Auspacken verrunzelt zeigen, werden, um ſie zu glätten,
leicht mit Waſſer benetzt und zum Trocknen aufgehängt.

Torniſter und Jagdtaſchen müſſen natürlich ſo gepackt
ſein, daß gegen die Wand, die auf den Körper zu liegen
kommt, inwendig keine ſcharfen Ecken drücken, ſondern Alles
eben und weich iſt.

Das Tintefaß mag mit dem Raume in der Ferſe eines
Stiefels vorlieb nehmen; in dieſer Einſamkeit haben ſeine
etwaigen Herzensergießungen weniger Gefahr für das Gemein-
wohl. Nie traue man ihm ganz, auch wenn es einen Patent-
verſchluß hat. In den würfelförmigen Tintefäſſern muß das
Glas auf Springfedern ruhen, ein dicker, ſolider Gummi-
verſchluß dagegen unbeweglich im Blech des Deckels befeſtigt
ſein. Die umgekehrte Einrichtung, demzufolge das Tintefaß
im Gehäuſe ſitzt, der Gummideckel dagegen auf eine Spring-
feder geklebt iſt, taugt nicht, denn das lockere Gummiſtückchen
entſpringt gern ſeinem Hauſe, und man ertappt es dann am
Halſe des Tintefaſſes, und zwar ſo feſt angeklammert, daß
die gewaltſame Trennung ſein Herz zerreißt. Nun ſteht man
davor, die Finger voll Tinte und den Kopf voll Sorgen.

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[17/0031] II. Muſterung und Verpackung. Außenſeite einwärts gekehrt und kunſtgerecht gefaltet, ſich ge- lagert haben, mag leer gelaſſen oder mit unzerbrechlichen Stücken langen Formats ausgefüllt werden, nicht aber mit Fernglas, Mikroſkop, Fläſchchen und dergl., dieſen iſt viel- mehr eine weiche, elaſtiſche Nachbarſchaft ringsum zu geben. Denn Gerſtäcker hat gewiß Recht, wenn er verſichert, daß die Mißhandlungen, welchen auf „gewiſſen deutſchen Eiſen- bahnen“ das Gepäck ausgeſetzt iſt, Alles überſteigen, was ſonſt in der Welt vorkommt, ſo weit er ſie geſehen. Er rühmt ſeinen ſchwarzen Lederkoffer, der nicht blos die ſchweren Strapazen ausgehalten habe, die er in den fünf Welttheilen, zu Lande, zu Waſſer, auf Gebirgen, von Räuberhänden und feindlichen Thieren zu erdulden hatte, ſondern „ſogar auch“ alle Gewaltthaten von deutſchen Eiſenbahndienern. Tuchkleider, die nicht gehörig gefaltet wurden und ſich beim Auspacken verrunzelt zeigen, werden, um ſie zu glätten, leicht mit Waſſer benetzt und zum Trocknen aufgehängt. Torniſter und Jagdtaſchen müſſen natürlich ſo gepackt ſein, daß gegen die Wand, die auf den Körper zu liegen kommt, inwendig keine ſcharfen Ecken drücken, ſondern Alles eben und weich iſt. Das Tintefaß mag mit dem Raume in der Ferſe eines Stiefels vorlieb nehmen; in dieſer Einſamkeit haben ſeine etwaigen Herzensergießungen weniger Gefahr für das Gemein- wohl. Nie traue man ihm ganz, auch wenn es einen Patent- verſchluß hat. In den würfelförmigen Tintefäſſern muß das Glas auf Springfedern ruhen, ein dicker, ſolider Gummi- verſchluß dagegen unbeweglich im Blech des Deckels befeſtigt ſein. Die umgekehrte Einrichtung, demzufolge das Tintefaß im Gehäuſe ſitzt, der Gummideckel dagegen auf eine Spring- feder geklebt iſt, taugt nicht, denn das lockere Gummiſtückchen entſpringt gern ſeinem Hauſe, und man ertappt es dann am Halſe des Tintefaſſes, und zwar ſo feſt angeklammert, daß die gewaltſame Trennung ſein Herz zerreißt. Nun ſteht man davor, die Finger voll Tinte und den Kopf voll Sorgen. 2

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/31>, abgerufen am 21.11.2024.