Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.VIII. Ein anderer Kauz -- allein und abgetrennt -- Grübeleien. -- Was der Mann sammelte, hat er mir nicht verrathen. Einem anderen Sammler begegnete ich einst in Schlesien. Unser Interesse an einen unbedeutenden Gegenstand 17*
VIII. Ein anderer Kauz — allein und abgetrennt — Grübeleien. — Was der Mann ſammelte, hat er mir nicht verrathen. Einem anderen Sammler begegnete ich einſt in Schleſien. Unſer Intereſſe an einen unbedeutenden Gegenſtand 17*
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VIII. Ein anderer Kauz — allein und abgetrennt — Grübeleien.
— Was der Mann ſammelte, hat er mir nicht verrathen.
Einem anderen Sammler begegnete ich einſt in Schleſien.
Der Kauz hätte ſich ſeit Jahren auf Zeitungen und Local-
blätter geworfen, brachte aus jedem Kaffeehaus, das er be-
ſuchte, einige alte Nummern mit, mochten ſie auch noch ſo
abſcheulich ausſehen, muſterte ſie durch, ſchnitt heraus, was
ihm von öffentlichen und Privatanzeigen bemerkenswerth
ſchien, rubricirte es, klebte es auf große Bogen, ſchrieb ſeine
Bemerkungen hinzu, und unterhielt ſich dabei allem Anſcheine
nach vortrefflich. Nach ſeinen Ausſchnittarchiven zu urtheilen,
mußte er ganze Rieſengebirge von Blättern im Laufe der Zeit
eingeheimſt haben. Ob dieſe Thätigkeit noch eine andere
Frucht als flüchtige Unterhaltung trug, weiß ich nicht, mir
warf ſie einige Tagebuchzeilen ab, deren Werth oder Unwerth
zu beurtheilen ich anheimſtelle. Ich ſchrieb den Abend in
meine Merk- und Denkzettel: Allein und abgetrennt von
Menſchen und Dingen ſein Leben zu verbringen, iſt das
Schlimmſte. Lieber auf das Geringfügigſte fallen, als gar
nichts zu haben, woran wir unſer Herz hängen, und das zu-
gleich hinreichende Anziehungskraft beſitzt, unſre Gedanken
von Grübeleien und Grämeleien ablenken zu können. Das
beſſere Theil erwählt hat freilich Einer, der ſich keine leere
Spielerei ausſucht.
Unſer Intereſſe an einen unbedeutenden Gegenſtand
zu feſſeln, ſcheint es in der That nur des Einen zu bedürfen:
Mühe auf ihn zu verwenden und ihn unter unſren Händen
wachſen zu ſehen, wie ja auch Mütter die ihrer Kinder am
meiſten lieben, deren Pflege ihnen die größte Anſtrengung
koſtet, mögen dieſe Kinder innerlich und äußerlich noch ſo
mangelhaft ausgeſtattet ſein. In manch andrem Gebiete läßt
ſich gleichfalls bemerken, daß das Auge, welches ſich anhaltend
und aufmerkſam einem und demſelben Objecte zuwendet, nicht
ſelten einen verſchönernden Blick gewinnt, hingegen müde und
unluſtig wird, wenn es flüchtig und raſtlos umherſchweift.
Um die Abwechslung als einen Reiz zu empfinden, muß ihr
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