Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.VI. Weitere Bitten an Wirthe. Cocosbastmatten als Sordinen in Gängen und auf Treppen.Könnten ferner nicht Stubenthüren doppelt angebracht und mit Vorhängen oder anschließenden Polstern versehen sein? Besonders sollte streng darauf gehalten werden, daß Kellner und Hausknechte sich eines stilleren Wandels befleißigen, nicht Thüren zuschmettern und mit Tischgeräth unnütz rasseln. Corridorthüren könnten so eingerichtet sein, daß sie nach innen und außen sich öffnen und selbstthätig wieder fest und geräuschlos schließen. Die Ansichten über gute und schlechte Musik sind bekanntlich ungemein verschieden, Manche ziehen keine der besten vor, ein vorsichtiger Wirth -- da er ein oft wechselndes Publikum hat, dessen Geschmack er nicht vorher auskundschaften kann, und Musik kaum je einen Gast herein- ziehen wird, dagegen Manche verscheucht -- hält daher lieber alle Tafelmusik fern, unter keinen Umständen duldet er plötz- liche ohrenmeuchlerische Ueberfälle umherziehender Bläser, Fiedler und Orgler, sondern überläßt diese der Straße, den Bierkneipen und den eigens dafür bestimmten Localen. Wo es die Verhältnisse gestatten, sollten Anstalten ge- Nur in wenig Gasthöfen stellt man im Winter eine leichte *) Wenn dieses Wort überhaupt einmal in Frankreich existirt hat, so muß
es schon lange her sein, denn ein heutiger Franzos kennt es in der Bedeutung nicht, auch Mozin, Littre etc. wissen nichts von ihm. Möchten wir Deutsche doch endlich einmal aufhören, fremde Sprachlappen vollends abzutragen. VI. Weitere Bitten an Wirthe. Cocosbaſtmatten als Sordinen in Gängen und auf Treppen.Könnten ferner nicht Stubenthüren doppelt angebracht und mit Vorhängen oder anſchließenden Polſtern verſehen ſein? Beſonders ſollte ſtreng darauf gehalten werden, daß Kellner und Hausknechte ſich eines ſtilleren Wandels befleißigen, nicht Thüren zuſchmettern und mit Tiſchgeräth unnütz raſſeln. Corridorthüren könnten ſo eingerichtet ſein, daß ſie nach innen und außen ſich öffnen und ſelbſtthätig wieder feſt und geräuſchlos ſchließen. Die Anſichten über gute und ſchlechte Muſik ſind bekanntlich ungemein verſchieden, Manche ziehen keine der beſten vor, ein vorſichtiger Wirth — da er ein oft wechſelndes Publikum hat, deſſen Geſchmack er nicht vorher auskundſchaften kann, und Muſik kaum je einen Gaſt herein- ziehen wird, dagegen Manche verſcheucht — hält daher lieber alle Tafelmuſik fern, unter keinen Umſtänden duldet er plötz- liche ohrenmeuchleriſche Ueberfälle umherziehender Bläſer, Fiedler und Orgler, ſondern überläßt dieſe der Straße, den Bierkneipen und den eigens dafür beſtimmten Localen. Wo es die Verhältniſſe geſtatten, ſollten Anſtalten ge- Nur in wenig Gaſthöfen ſtellt man im Winter eine leichte *) Wenn dieſes Wort überhaupt einmal in Frankreich exiſtirt hat, ſo muß
es ſchon lange her ſein, denn ein heutiger Franzos kennt es in der Bedeutung nicht, auch Mozin, Littré ꝛc. wiſſen nichts von ihm. Möchten wir Deutſche doch endlich einmal aufhören, fremde Sprachlappen vollends abzutragen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="186"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Weitere Bitten an Wirthe.</fw><lb/> Cocosbaſtmatten als Sordinen in Gängen und auf Treppen.<lb/> Könnten ferner nicht Stubenthüren doppelt angebracht und<lb/> mit Vorhängen oder anſchließenden Polſtern verſehen ſein?<lb/> Beſonders ſollte ſtreng darauf gehalten werden, daß Kellner<lb/> und Hausknechte ſich eines ſtilleren Wandels befleißigen,<lb/> nicht Thüren zuſchmettern und mit Tiſchgeräth unnütz raſſeln.<lb/> Corridorthüren könnten ſo eingerichtet ſein, daß ſie nach<lb/> innen und außen ſich öffnen und ſelbſtthätig wieder feſt und<lb/> geräuſchlos ſchließen. Die Anſichten über gute und ſchlechte<lb/> Muſik ſind bekanntlich ungemein verſchieden, Manche ziehen<lb/> keine der beſten vor, ein vorſichtiger Wirth — da er ein oft<lb/> wechſelndes Publikum hat, deſſen Geſchmack er nicht vorher<lb/> auskundſchaften kann, und Muſik kaum je einen Gaſt herein-<lb/> ziehen wird, dagegen Manche verſcheucht — hält daher lieber<lb/> alle Tafelmuſik fern, unter keinen Umſtänden duldet er plötz-<lb/> liche ohrenmeuchleriſche Ueberfälle umherziehender Bläſer,<lb/> Fiedler und Orgler, ſondern überläßt dieſe der Straße, den<lb/> Bierkneipen und den eigens dafür beſtimmten Localen.</p><lb/> <p>Wo es die Verhältniſſe geſtatten, ſollten Anſtalten ge-<lb/> troffen ſein, daß, wer es wünſcht, bei günſtigem Wetter<lb/><hi rendition="#g">im Freien ſpeiſen</hi> kann. Wird der Andrang zu groß,<lb/> ſo mag der Preis erhöht werden.</p><lb/> <p>Nur in wenig Gaſthöfen ſtellt man im Winter eine leichte<lb/> Federdecke von entſprechender Größe oder eine doppelte<lb/> Wollendecke den Uebernachtenden zur Verfügung, nöthigt ſie<lb/> vielmehr, allerhand aus eigenen Mitteln zuzulegen, Plaid,<lb/> Kleidungsſtücke u. dergl., denn das kleine quadratförmige<lb/> „Plumeau“ <note place="foot" n="*)">Wenn dieſes Wort überhaupt einmal in <placeName>Frankreich</placeName> exiſtirt hat, ſo muß<lb/> es ſchon lange her ſein, denn ein heutiger Franzos kennt es in der Bedeutung<lb/> nicht, auch <persName ref="nognd">Mozin</persName>, <persName ref="nognd">Littr<hi rendition="#aq">é</hi></persName> ꝛc. wiſſen nichts von ihm. Möchten wir Deutſche<lb/> doch endlich einmal aufhören, fremde Sprachlappen vollends abzutragen.</note> dient nur der unteren Körperhälfte, hat<lb/> außerdem die Neigung, nächtlicher Weile ſeinen Poſten zu<lb/> verlaſſen und den arglos Schlafenden einer Erkältung preis-<lb/> zugeben. Nachts heizen laſſen? — Bei Vielen, die es nicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [186/0200]
VI. Weitere Bitten an Wirthe.
Cocosbaſtmatten als Sordinen in Gängen und auf Treppen.
Könnten ferner nicht Stubenthüren doppelt angebracht und
mit Vorhängen oder anſchließenden Polſtern verſehen ſein?
Beſonders ſollte ſtreng darauf gehalten werden, daß Kellner
und Hausknechte ſich eines ſtilleren Wandels befleißigen,
nicht Thüren zuſchmettern und mit Tiſchgeräth unnütz raſſeln.
Corridorthüren könnten ſo eingerichtet ſein, daß ſie nach
innen und außen ſich öffnen und ſelbſtthätig wieder feſt und
geräuſchlos ſchließen. Die Anſichten über gute und ſchlechte
Muſik ſind bekanntlich ungemein verſchieden, Manche ziehen
keine der beſten vor, ein vorſichtiger Wirth — da er ein oft
wechſelndes Publikum hat, deſſen Geſchmack er nicht vorher
auskundſchaften kann, und Muſik kaum je einen Gaſt herein-
ziehen wird, dagegen Manche verſcheucht — hält daher lieber
alle Tafelmuſik fern, unter keinen Umſtänden duldet er plötz-
liche ohrenmeuchleriſche Ueberfälle umherziehender Bläſer,
Fiedler und Orgler, ſondern überläßt dieſe der Straße, den
Bierkneipen und den eigens dafür beſtimmten Localen.
Wo es die Verhältniſſe geſtatten, ſollten Anſtalten ge-
troffen ſein, daß, wer es wünſcht, bei günſtigem Wetter
im Freien ſpeiſen kann. Wird der Andrang zu groß,
ſo mag der Preis erhöht werden.
Nur in wenig Gaſthöfen ſtellt man im Winter eine leichte
Federdecke von entſprechender Größe oder eine doppelte
Wollendecke den Uebernachtenden zur Verfügung, nöthigt ſie
vielmehr, allerhand aus eigenen Mitteln zuzulegen, Plaid,
Kleidungsſtücke u. dergl., denn das kleine quadratförmige
„Plumeau“ *) dient nur der unteren Körperhälfte, hat
außerdem die Neigung, nächtlicher Weile ſeinen Poſten zu
verlaſſen und den arglos Schlafenden einer Erkältung preis-
zugeben. Nachts heizen laſſen? — Bei Vielen, die es nicht
*) Wenn dieſes Wort überhaupt einmal in Frankreich exiſtirt hat, ſo muß
es ſchon lange her ſein, denn ein heutiger Franzos kennt es in der Bedeutung
nicht, auch Mozin, Littré ꝛc. wiſſen nichts von ihm. Möchten wir Deutſche
doch endlich einmal aufhören, fremde Sprachlappen vollends abzutragen.
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