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Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849.

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davon trennt, verbinden; oder wenigstens müssen besondere Ge-
werbegerichte,
aus Meistern und Gesellen gebildet, wo sie nöthig
erscheinen, als schiedsrichterliche Behörden, im Anschluß an die
Gewerberäthe gebildet werden. Jn Berlin waren sie schon vor
dem neuen Gewerbegesetze in voller Wirksamkeit. Die Gewerbe-
räthe können auch als höhere Berufungsstellen bei den Prüfun-
gen durch die Vorsteher der Vereine gelten: ferner, wo es nöthig
scheint, die Stelle von sogenannten Ehrengerichten ver-
treten u. s. w.

Wenn wir im Bisherigen die Form dieser Gliederung
des Umlaufes
dargestellt haben, die Berührung der Gesellschaft
mit der Staatsgliederung, so fragt es sich jetzt, wie in der neuen
gesellschaftlichen Ordnung dieser Umlauf mit dem eigenen
Jnhalt der Arbeit zusammenhängt.
Hier haben wir nicht
die Widersprüche der Staatswirthschaft blos dadurch abzuschneiden,
daß wir durch ihren ganzen Stufengang nur das wohlfeile Mit-
tel der Dazwischenkunft des Staats, wie die Gemeinschaftslehrer
sie aufstellen, anzuwenden und den Nerv der Freiheit zu lähmen
hätten. Sondern unsere Aufgabe ist die viel schwerere, uns durch
diese von der Freiheit des Einzellebens erzeugten Jrrgänge hin-
durchzuschlagen, indem wir auf jeder Stufe selbst die freie Ver-
einigung als das Gegengift gegen die freie Sonderung darstellen,
und so die Arbeiter die Frage aus sich selbst und durch sich selbst
lösen lassen. Das neue System der Arbeit, welches aus der
künstlichen, in Kampf liegenden Gesellschaft der Staatswirthschaft
eine neue, eine wirkliche Gesellschaft erstehen lassen wird, muß
alle alten Formen unserer bisherigen Gesellschaft auflösen, alle
Bedingungen der nachdrücklichsten Wirksamkeit, des Fortschritts
und der Gerechtigkeit erfüllen. Die neue Gesellschaft wird die
Zerstückelung in ein wissenschaftliches Mittel umwandeln, die
Sklaverei der Maschinen abschaffen und den Krisen ihres Auf-
tretens zuvorkommen. Die neue Gesellschaft muß aus der Concur-
renz einen Vortheil, und aus dem Monopol ein Pfand der
Sicherheit für alle machen: durch die Macht ihres inneren Grun-
des, anstatt Credit vom Capital und Schutz vom Staat zu for-
dern, der Arbeit das Capital und den Staat unterwerfen: durch
die Ehrlichkeit im Tausche eine wahrhafte Allgewährleistung unter

davon trennt, verbinden; oder wenigſtens müſſen beſondere Ge-
werbegerichte,
aus Meiſtern und Geſellen gebildet, wo ſie nöthig
erſcheinen, als ſchiedsrichterliche Behörden, im Anſchluß an die
Gewerberäthe gebildet werden. Jn Berlin waren ſie ſchon vor
dem neuen Gewerbegeſetze in voller Wirkſamkeit. Die Gewerbe-
räthe können auch als höhere Berufungsſtellen bei den Prüfun-
gen durch die Vorſteher der Vereine gelten: ferner, wo es nöthig
ſcheint, die Stelle von ſogenannten Ehrengerichten ver-
treten u. ſ. w.

Wenn wir im Bisherigen die Form dieſer Gliederung
des Umlaufes
dargeſtellt haben, die Berührung der Geſellſchaft
mit der Staatsgliederung, ſo fragt es ſich jetzt, wie in der neuen
geſellſchaftlichen Ordnung dieſer Umlauf mit dem eigenen
Jnhalt der Arbeit zuſammenhängt.
Hier haben wir nicht
die Widerſprüche der Staatswirthſchaft blos dadurch abzuſchneiden,
daß wir durch ihren ganzen Stufengang nur das wohlfeile Mit-
tel der Dazwiſchenkunft des Staats, wie die Gemeinſchaftslehrer
ſie aufſtellen, anzuwenden und den Nerv der Freiheit zu lähmen
hätten. Sondern unſere Aufgabe iſt die viel ſchwerere, uns durch
dieſe von der Freiheit des Einzellebens erzeugten Jrrgänge hin-
durchzuſchlagen, indem wir auf jeder Stufe ſelbſt die freie Ver-
einigung als das Gegengift gegen die freie Sonderung darſtellen,
und ſo die Arbeiter die Frage aus ſich ſelbſt und durch ſich ſelbſt
löſen laſſen. Das neue Syſtem der Arbeit, welches aus der
künſtlichen, in Kampf liegenden Geſellſchaft der Staatswirthſchaft
eine neue, eine wirkliche Geſellſchaft erſtehen laſſen wird, muß
alle alten Formen unſerer bisherigen Geſellſchaft auflöſen, alle
Bedingungen der nachdrücklichſten Wirkſamkeit, des Fortſchritts
und der Gerechtigkeit erfüllen. Die neue Geſellſchaft wird die
Zerſtückelung in ein wiſſenſchaftliches Mittel umwandeln, die
Sklaverei der Maſchinen abſchaffen und den Kriſen ihres Auf-
tretens zuvorkommen. Die neue Geſellſchaft muß aus der Concur-
renz einen Vortheil, und aus dem Monopol ein Pfand der
Sicherheit für alle machen: durch die Macht ihres inneren Grun-
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[89/0099] davon trennt, verbinden; oder wenigſtens müſſen beſondere Ge- werbegerichte, aus Meiſtern und Geſellen gebildet, wo ſie nöthig erſcheinen, als ſchiedsrichterliche Behörden, im Anſchluß an die Gewerberäthe gebildet werden. Jn Berlin waren ſie ſchon vor dem neuen Gewerbegeſetze in voller Wirkſamkeit. Die Gewerbe- räthe können auch als höhere Berufungsſtellen bei den Prüfun- gen durch die Vorſteher der Vereine gelten: ferner, wo es nöthig ſcheint, die Stelle von ſogenannten Ehrengerichten ver- treten u. ſ. w. Wenn wir im Bisherigen die Form dieſer Gliederung des Umlaufes dargeſtellt haben, die Berührung der Geſellſchaft mit der Staatsgliederung, ſo fragt es ſich jetzt, wie in der neuen geſellſchaftlichen Ordnung dieſer Umlauf mit dem eigenen Jnhalt der Arbeit zuſammenhängt. Hier haben wir nicht die Widerſprüche der Staatswirthſchaft blos dadurch abzuſchneiden, daß wir durch ihren ganzen Stufengang nur das wohlfeile Mit- tel der Dazwiſchenkunft des Staats, wie die Gemeinſchaftslehrer ſie aufſtellen, anzuwenden und den Nerv der Freiheit zu lähmen hätten. Sondern unſere Aufgabe iſt die viel ſchwerere, uns durch dieſe von der Freiheit des Einzellebens erzeugten Jrrgänge hin- durchzuſchlagen, indem wir auf jeder Stufe ſelbſt die freie Ver- einigung als das Gegengift gegen die freie Sonderung darſtellen, und ſo die Arbeiter die Frage aus ſich ſelbſt und durch ſich ſelbſt löſen laſſen. Das neue Syſtem der Arbeit, welches aus der künſtlichen, in Kampf liegenden Geſellſchaft der Staatswirthſchaft eine neue, eine wirkliche Geſellſchaft erſtehen laſſen wird, muß alle alten Formen unſerer bisherigen Geſellſchaft auflöſen, alle Bedingungen der nachdrücklichſten Wirkſamkeit, des Fortſchritts und der Gerechtigkeit erfüllen. Die neue Geſellſchaft wird die Zerſtückelung in ein wiſſenſchaftliches Mittel umwandeln, die Sklaverei der Maſchinen abſchaffen und den Kriſen ihres Auf- tretens zuvorkommen. Die neue Geſellſchaft muß aus der Concur- renz einen Vortheil, und aus dem Monopol ein Pfand der Sicherheit für alle machen: durch die Macht ihres inneren Grun- des, anſtatt Credit vom Capital und Schutz vom Staat zu for- dern, der Arbeit das Capital und den Staat unterwerfen: durch die Ehrlichkeit im Tauſche eine wahrhafte Allgewährleiſtung unter

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Zitationshilfe: Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelet_loesung_1849/99>, abgerufen am 23.11.2024.