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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Vieh angeschafft und Samenkorn, auch einen Wagen um funfzig Dollars, und unser Herr, der kein Kind und zusammen über dreihundert Acker Land hat, läßt uns machen, was wir wollen; er nimmt nur einen Theil, und zwei Theile von Allem, was wir bauen, gehören uns.

"Es ist noch nicht lange her, da überfiel den Herrn plötzlich eine Krankheit; der Tobias mußte einen Arzt holen, und ich war allein bei ihm; ich machte ihm warmes Wasser für seine Füße und pflegte ihn, und er wurde besser. Nun sagt er, ich hätte ihm sein Leben errettet und er habe mich in seinem Testament bedacht mit eintausend Dollars, macht nach bayrischem Gelde zweitausendfünfhundert Gulden; das bekomme ich, wenn er stirbt.

"Aber nun muß ich Euch doch das Beste schreiben! Ich bin schon vor einem halben Jahr niedergekommen mit einem Buben, der dem Tobias gleichsieht, aber nach meiner Ansicht "stockhafter" wird. Nach seinem Großvater hab' ich ihn Balthasar taufen lassen. Mein Mann hat eine außerordentliche Freude an ihm, und seit wir das Kind haben, ist es uns erst, als ob wir hier daheim wären. Wir sind jetzt vollkommen zufrieden. Tobias ist gut gegen mich und ich gegen ihn, und wenn man gesund ist und ein gesundes Kind hat und vorwärts kommt, was kann man sonst noch verlangen? Unser Herrgott ist gnädig gegen uns gewesen, das müssen wir anerkennen, und wir thun's auch. Wir haben jetzt ein paar Ochsen, drei Kühe, ein Joch Stiere, ein Kalb und

Vieh angeschafft und Samenkorn, auch einen Wagen um funfzig Dollars, und unser Herr, der kein Kind und zusammen über dreihundert Acker Land hat, läßt uns machen, was wir wollen; er nimmt nur einen Theil, und zwei Theile von Allem, was wir bauen, gehören uns.

„Es ist noch nicht lange her, da überfiel den Herrn plötzlich eine Krankheit; der Tobias mußte einen Arzt holen, und ich war allein bei ihm; ich machte ihm warmes Wasser für seine Füße und pflegte ihn, und er wurde besser. Nun sagt er, ich hätte ihm sein Leben errettet und er habe mich in seinem Testament bedacht mit eintausend Dollars, macht nach bayrischem Gelde zweitausendfünfhundert Gulden; das bekomme ich, wenn er stirbt.

„Aber nun muß ich Euch doch das Beste schreiben! Ich bin schon vor einem halben Jahr niedergekommen mit einem Buben, der dem Tobias gleichsieht, aber nach meiner Ansicht „stockhafter“ wird. Nach seinem Großvater hab' ich ihn Balthasar taufen lassen. Mein Mann hat eine außerordentliche Freude an ihm, und seit wir das Kind haben, ist es uns erst, als ob wir hier daheim wären. Wir sind jetzt vollkommen zufrieden. Tobias ist gut gegen mich und ich gegen ihn, und wenn man gesund ist und ein gesundes Kind hat und vorwärts kommt, was kann man sonst noch verlangen? Unser Herrgott ist gnädig gegen uns gewesen, das müssen wir anerkennen, und wir thun's auch. Wir haben jetzt ein paar Ochsen, drei Kühe, ein Joch Stiere, ein Kalb und

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/208>, abgerufen am 28.11.2024.