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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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die Wolken in weißliche Haufen, und der kundige Bauer hoffte auf schöne Tage. Als die Schneiderfamilie beim Mittagessen saß, begann der Alte zur Walpurg: Ich sollt' eigentlich heut noch in die Stadt (d. h. nach Nördlingen); ich brauch' allerhand Sachen; aber ich hab' keine rechte Lust dazu. -- Die Meinung war, daß die Haushälterin statt seiner die Einkäufe machen sollte. Tobias bemerkte ruhig und bescheiden: er wolle hineingehen, denn er habe auch für sich etwas anzuschaffen. Nach kurzem Besinnen erwiderte der Alte: Meinetwegen. Er nannte ihm die Bedürfnisse für Handwerk und Landwirthschaft, zählte ihm Geld vor, und Tobias machte sich auf den Weg.

Auf dem hübschen Fußpfad, der schon wieder trocken war, durch Wiesen und durch Felder, auf denen das üppige Getreide, durch den Regen gebeugt, streckenweise am Boden lag, wanderte der junge Schneider der Zierde des Rieses, dem großen, schönen, grauen Thurm der Hauptkirche von Nördlingen entgegen, jetzt still gedankenlos, dann wieder sinnend. Den Gegenstand seiner Erwägung bildete der Vorsatz und dessen mögliche Folgen. Wenn er seinem Vater aufsagte und sein Vermögen herausbekam, brachten sie wenig zusammen -- sehr wenig, zum Hausen fast zu wenig; denn die Bäbe hatte bis jetzt nur etwas über hundertundfunfzig Gulden erspart. Freilich war sie geschickt, arbeitsam und brauchte wenig; aber mit dem gemeinsamen Vermögen konnten sie auch nicht eine mittelmäßige Sölde

die Wolken in weißliche Haufen, und der kundige Bauer hoffte auf schöne Tage. Als die Schneiderfamilie beim Mittagessen saß, begann der Alte zur Walpurg: Ich sollt' eigentlich heut noch in die Stadt (d. h. nach Nördlingen); ich brauch' allerhand Sachen; aber ich hab' keine rechte Lust dazu. — Die Meinung war, daß die Haushälterin statt seiner die Einkäufe machen sollte. Tobias bemerkte ruhig und bescheiden: er wolle hineingehen, denn er habe auch für sich etwas anzuschaffen. Nach kurzem Besinnen erwiderte der Alte: Meinetwegen. Er nannte ihm die Bedürfnisse für Handwerk und Landwirthschaft, zählte ihm Geld vor, und Tobias machte sich auf den Weg.

Auf dem hübschen Fußpfad, der schon wieder trocken war, durch Wiesen und durch Felder, auf denen das üppige Getreide, durch den Regen gebeugt, streckenweise am Boden lag, wanderte der junge Schneider der Zierde des Rieses, dem großen, schönen, grauen Thurm der Hauptkirche von Nördlingen entgegen, jetzt still gedankenlos, dann wieder sinnend. Den Gegenstand seiner Erwägung bildete der Vorsatz und dessen mögliche Folgen. Wenn er seinem Vater aufsagte und sein Vermögen herausbekam, brachten sie wenig zusammen — sehr wenig, zum Hausen fast zu wenig; denn die Bäbe hatte bis jetzt nur etwas über hundertundfunfzig Gulden erspart. Freilich war sie geschickt, arbeitsam und brauchte wenig; aber mit dem gemeinsamen Vermögen konnten sie auch nicht eine mittelmäßige Sölde

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[0157] die Wolken in weißliche Haufen, und der kundige Bauer hoffte auf schöne Tage. Als die Schneiderfamilie beim Mittagessen saß, begann der Alte zur Walpurg: Ich sollt' eigentlich heut noch in die Stadt (d. h. nach Nördlingen); ich brauch' allerhand Sachen; aber ich hab' keine rechte Lust dazu. — Die Meinung war, daß die Haushälterin statt seiner die Einkäufe machen sollte. Tobias bemerkte ruhig und bescheiden: er wolle hineingehen, denn er habe auch für sich etwas anzuschaffen. Nach kurzem Besinnen erwiderte der Alte: Meinetwegen. Er nannte ihm die Bedürfnisse für Handwerk und Landwirthschaft, zählte ihm Geld vor, und Tobias machte sich auf den Weg. Auf dem hübschen Fußpfad, der schon wieder trocken war, durch Wiesen und durch Felder, auf denen das üppige Getreide, durch den Regen gebeugt, streckenweise am Boden lag, wanderte der junge Schneider der Zierde des Rieses, dem großen, schönen, grauen Thurm der Hauptkirche von Nördlingen entgegen, jetzt still gedankenlos, dann wieder sinnend. Den Gegenstand seiner Erwägung bildete der Vorsatz und dessen mögliche Folgen. Wenn er seinem Vater aufsagte und sein Vermögen herausbekam, brachten sie wenig zusammen — sehr wenig, zum Hausen fast zu wenig; denn die Bäbe hatte bis jetzt nur etwas über hundertundfunfzig Gulden erspart. Freilich war sie geschickt, arbeitsam und brauchte wenig; aber mit dem gemeinsamen Vermögen konnten sie auch nicht eine mittelmäßige Sölde

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/157>, abgerufen am 23.12.2024.