Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.Das 7. Cap. der le. Was für eine Ordnung vnter den Tropenzu treffen/ bedarff keiner grossen Erklärung: Die Metaphora ist am gebräuchlichsten/ Metonymia viel gebräuchlich/ Synecdoche gebräuchlich/ Jronia selten gebräuchlich. Jm Anfang aber ist zu erinnern/ das bey den Tropen müsse ein sittsame Maß in acht ge- nommen werden/ damit den Sachen nicht zu- viel geschehe. Es stehet zierlich/ wenn ein Redner den Satan einen Rabenschwartzen Geist nennet/ vnd klunge dargegen vbel/ das jener den Satan einen Schwefelfärbigen Apo- stel scholte. Fürwas das letzte ist gar zu weit gesuchet/ vnverschembt/ vnd gezwungen/ vnd findet sich vber diß/ wenig Gleichheit. Sedu- lius nennet die Engel Coelestes Furias, him- lische Teuffelinnen/ ist nicht nach zuaffen: Den Schalcksnarren/ Schmorutzern vnd Tellerleckern/ in den Comoedien mag ein mehrers verstattet werden/ a- ber nicht den bescheidenen Rednern. Es mag auch verstattet werden/ den vngelehrten Bachanten/ weil sie ohne das an keine Regeln sich binden lassen/ sondern in jhren wüsten Köpffen dahin fahren. Als zum Exempel: Die alten Phan-
Das 7. Cap. der le. Was fuͤr eine Ordnung vnter den Tropenzu treffen/ bedarff keiner groſſen Erklaͤrung: Die Metaphora iſt am gebraͤuchlichſten/ Metonymia viel gebraͤuchlich/ Synecdoche gebraͤuchlich/ Jronia ſelten gebraͤuchlich. Jm Anfang aber iſt zu erinnern/ das bey den Tropen muͤſſe ein ſittſame Maß in acht ge- nommen werden/ damit den Sachen nicht zu- viel geſchehe. Es ſtehet zierlich/ weñ ein Redner den Satan einen Rabenſchwartzen Geiſt nennet/ vnd klunge dargegen vbel/ das jener den Satan einen Schwefelfaͤrbigen Apo- ſtel ſcholte. Fuͤrwas das letzte iſt gar zu weit geſuchet/ vnverſchembt/ vnd gezwungen/ vnd findet ſich vber diß/ wenig Gleichheit. Sedu- lius nennet die Engel Cœleſtes Furias, him- liſche Teuffelinnen/ iſt nicht nach zuaffen: Den Schalcksnarꝛen/ Schmorutzern vnd Tellerleckern/ in den Comœdien mag ein mehrers verſtattet werden/ a- ber nicht den beſcheidenen Rednern. Es mag auch verſtattet werden/ den vngelehrten Bachanten/ weil ſie ohne das an keine Regeln ſich binden laſſen/ ſondern in jhren wuͤſten Koͤpffen dahin fahren. Als zum Exempel: Die alten Phan-
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Das 7. Cap. der
le. Was fuͤr eine Ordnung vnter den Tropen
zu treffen/ bedarff keiner groſſen Erklaͤrung:
Die Metaphora iſt am gebraͤuchlichſten/
Metonymia viel gebraͤuchlich/ Synecdoche
gebraͤuchlich/ Jronia ſelten gebraͤuchlich.
Jm Anfang aber iſt zu erinnern/ das bey den
Tropen muͤſſe ein ſittſame Maß in acht ge-
nommen werden/ damit den Sachen nicht zu-
viel geſchehe. Es ſtehet zierlich/ weñ ein Redner
den Satan einen Rabenſchwartzen Geiſt
nennet/ vnd klunge dargegen vbel/ das jener
den Satan einen Schwefelfaͤrbigen Apo-
ſtel ſcholte. Fuͤrwas das letzte iſt gar zu weit
geſuchet/ vnverſchembt/ vnd gezwungen/ vnd
findet ſich vber diß/ wenig Gleichheit. Sedu-
lius nennet die Engel Cœleſtes Furias, him-
liſche Teuffelinnen/ iſt nicht nach zuaffen:
Den Schalcksnarꝛen/ Schmorutzern
vnd Tellerleckern/ in den Comœdien
mag ein mehrers verſtattet werden/ a-
ber nicht den beſcheidenen Rednern.
Es mag auch verſtattet werden/ den
vngelehrten Bachanten/ weil ſie ohne
das an keine Regeln ſich binden laſſen/
ſondern in jhren wuͤſten Koͤpffen dahin
fahren. Als zum Exempel: Die alten
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Zitationshilfe: | Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/90>, abgerufen am 26.07.2024. |