Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 6. Capitel/ der

Thüringischen/ Fränckischen/ Sächsischen
Dialectum oder Mundart zugebrauchen:
Denn Rednern ist es verbotten. Weil auch
heutiges Tages viel newe Wörter/ entweder
von allbereit üblichen zusammen gesetzet/ oder
dannenhero gezogen/ je mehr vnd mehr her-
für brechen/ wird ein verstendiger Redner hier-
innen einen wichtigen Vnterscheid zuhal-
ten wissen. Wenn zu den reinen Worten/
die deutlichen/ zierlichen vnd geschickte kommen/
als den grunet daher ein dapffere Rede/
ein liebliche Rede/ ein gelehrte Re-
de/ ein freye Rede/ ein wunderbah-
re Rede/ vnd ein geschmückte Rede. Ach
es ist nichts herrlichers vnd prächtigers
zuschawen vnd zuhören/ als wenn ein
Jünglinge redet/ darüber die Männer er-
frewet/ vnd die Alten bestürtzet werden:
Wenn einer redet darüber gantze Gemein-
de vnd Versamlungen in jhren Gedan-
cken verrucket werden: Wenn einer re-
det/ darüber die Fürsten ermuntert/ vnd
die Tyrannen erschrecket werden: Wenn
ein Vngewapneter redet/ darüber die Aus-
gestaffirte Kriegsheere der Soldaten in

jhren

Das 6. Capitel/ der

Thuͤringiſchen/ Fraͤnckiſchen/ Saͤchſiſchen
Dialectum oder Mundart zugebrauchen:
Denn Rednern iſt es verbotten. Weil auch
heutiges Tages viel newe Woͤrter/ entweder
von allbereit uͤblichen zuſammen geſetzet/ oder
dannenhero gezogen/ je mehr vnd mehr her-
fuͤr brechen/ wird ein veꝛſtendiger Redner hier-
innen einen wichtigen Vnterſcheid zuhal-
ten wiſſen. Wenn zu den reinen Worten/
die deutlichen/ zierlichen vnd geſchickte kom̃en/
als den grunet daher ein dapffere Rede/
ein liebliche Rede/ ein gelehrte Re-
de/ ein freye Rede/ ein wunderbah-
re Rede/ vnd ein geſchmuͤckte Rede. Ach
es iſt nichts herꝛlichers vnd praͤchtigers
zuſchawen vnd zuhoͤren/ als wenn ein
Juͤnglinge redet/ daruͤber die Maͤnner er-
frewet/ vnd die Alten beſtuͤrtzet werden:
Wenn einer redet daruͤber gantze Gemein-
de vnd Verſamlungen in jhren Gedan-
cken verrucket werden: Wenn einer re-
det/ daruͤber die Fuͤrſten ermuntert/ vnd
die Tyrannen erſchrecket werden: Wenn
ein Vngewapneter redet/ daruͤber die Aus-
geſtaffirte Kriegsheere der Soldaten in

jhren

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[64/0084] Das 6. Capitel/ der Thuͤringiſchen/ Fraͤnckiſchen/ Saͤchſiſchen Dialectum oder Mundart zugebrauchen: Denn Rednern iſt es verbotten. Weil auch heutiges Tages viel newe Woͤrter/ entweder von allbereit uͤblichen zuſammen geſetzet/ oder dannenhero gezogen/ je mehr vnd mehr her- fuͤr brechen/ wird ein veꝛſtendiger Redner hier- innen einen wichtigen Vnterſcheid zuhal- ten wiſſen. Wenn zu den reinen Worten/ die deutlichen/ zierlichen vnd geſchickte kom̃en/ als den grunet daher ein dapffere Rede/ ein liebliche Rede/ ein gelehrte Re- de/ ein freye Rede/ ein wunderbah- re Rede/ vnd ein geſchmuͤckte Rede. Ach es iſt nichts herꝛlichers vnd praͤchtigers zuſchawen vnd zuhoͤren/ als wenn ein Juͤnglinge redet/ daruͤber die Maͤnner er- frewet/ vnd die Alten beſtuͤrtzet werden: Wenn einer redet daruͤber gantze Gemein- de vnd Verſamlungen in jhren Gedan- cken verrucket werden: Wenn einer re- det/ daruͤber die Fuͤrſten ermuntert/ vnd die Tyrannen erſchrecket werden: Wenn ein Vngewapneter redet/ daruͤber die Aus- geſtaffirte Kriegsheere der Soldaten in jhren

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Zitationshilfe:	Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/84>, abgerufen am 27.11.2024.

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