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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 7. Cap. deß 2. Buchs der
fasset/ mag er auch einer mittelmessigen
Stimm sich gebrauchen.

Aber von dem dreyfachen Vnterscheid der
Reden/ ist im Anfange vor die deutsche Ju-
gend nicht weitleufftig zuschreiben. Wenn
der Grund in der deutschen Wohlredenheit
ist ein wenig fester geleget worden/ als dann
können auch diese Erinnerungen fruchtbar-
lich hafften.

So viel von der Materien; Was anlanget
die Personen vnd die Gemüther derselbi-
gen/ muß der Redener dahin trachten/ daß
er sie wende/ wohin er wil: Vnd abwende
wo von er wil. Denn sonsten ist die Rede
gantz vergeblich/ vnd were jhm besser gewesen/
wenn er geschwiegen/ vnd ein fest Siegel auff
sein Maul gedrucket hette. Nemlich der
Redener muß dahin trachten/ daß er
den Zuhörern solche Begierden oder
Bewegungen beybringe/ die zu seinen
Zweck dienen. Es ist aber vnmüglich/ daß
ein Redener die Bewegung in eines andern
Gemüth zwinge/ die er in sein eygen Gemüth
nicht zuvor eingelassen vnd auffgenommen
hat. Wie würde es doch prangen/ wenn ein
Redener von frewdigsten Stücken handelte/

aber

Das 7. Cap. deß 2. Buchs der
faſſet/ mag er auch einer mittelmeſſigen
Stim̃ ſich gebrauchen.

Aber von dem dreyfachen Vnterſcheid der
Reden/ iſt im Anfange vor die deutſche Ju-
gend nicht weitleufftig zuſchreiben. Wenn
der Grund in der deutſchen Wohlredenheit
iſt ein wenig feſter geleget worden/ als dann
koͤnnen auch dieſe Erinnerungen fruchtbar-
lich hafften.

So viel von der Materiẽ; Was anlanget
die Perſonen vnd die Gemuͤther derſelbi-
gen/ muß der Redener dahin trachten/ daß
er ſie wende/ wohin er wil: Vnd abwende
wo von er wil. Denn ſonſten iſt die Rede
gantz vergeblich/ vnd were jhm beſſer geweſen/
wenn er geſchwiegen/ vnd ein feſt Siegel auff
ſein Maul gedrucket hette. Nemlich der
Redener muß dahin trachten/ daß er
den Zuhoͤrern ſolche Begierden oder
Bewegungen beybringe/ die zu ſeinen
Zweck dienen. Es iſt aber vnmuͤglich/ daß
ein Redener die Bewegung in eines andern
Gemuͤth zwinge/ die er in ſein eygen Gemuͤth
nicht zuvor eingelaſſen vnd auffgenommen
hat. Wie wuͤrde es doch prangen/ wenn ein
Redener von frewdigſten Stuͤcken handelte/

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[26/0488] Das 7. Cap. deß 2. Buchs der faſſet/ mag er auch einer mittelmeſſigen Stim̃ ſich gebrauchen. Aber von dem dreyfachen Vnterſcheid der Reden/ iſt im Anfange vor die deutſche Ju- gend nicht weitleufftig zuſchreiben. Wenn der Grund in der deutſchen Wohlredenheit iſt ein wenig feſter geleget worden/ als dann koͤnnen auch dieſe Erinnerungen fruchtbar- lich hafften. So viel von der Materiẽ; Was anlanget die Perſonen vnd die Gemuͤther derſelbi- gen/ muß der Redener dahin trachten/ daß er ſie wende/ wohin er wil: Vnd abwende wo von er wil. Denn ſonſten iſt die Rede gantz vergeblich/ vnd were jhm beſſer geweſen/ wenn er geſchwiegen/ vnd ein feſt Siegel auff ſein Maul gedrucket hette. Nemlich der Redener muß dahin trachten/ daß er den Zuhoͤrern ſolche Begierden oder Bewegungen beybringe/ die zu ſeinen Zweck dienen. Es iſt aber vnmuͤglich/ daß ein Redener die Bewegung in eines andern Gemuͤth zwinge/ die er in ſein eygen Gemuͤth nicht zuvor eingelaſſen vnd auffgenommen hat. Wie wuͤrde es doch prangen/ wenn ein Redener von frewdigſten Stuͤcken handelte/ aber

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/488>, abgerufen am 22.11.2024.