Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.Das 33. Capitel/ der gung vnd Anschaffung deß Gemüts/ sorgeaber eine Bekümmerniß deß Gemüts/ seyn auch zimlich vnterschieden. Ja sie haben eine Art/ wenn nur der Gesang deß Worts ver- endert wird/ wie die Ruchlosen in Deutscher aber Pöbelischer Sprach sagen: Hette ich hie Meel/ ich liesse dir dort den Himmel. Jtem/ wenn die Worte durch Zusatz ver- mehret/ oder durch den Absatz verringert werden. Zum Exempel/ die Liebe wird sorgen vnd versorgen/ die Trew wird hal- ten vnd erhalten: Die Stärcke wird schü- tzen vnd beschützen. Allhier werden die Wör- ter durch den Zusatz vermehret. Jtem: Du hast nicht künstlich sondern kühnlich geredet: Nicht vernünfftiglich/ sondern hefftiglich gehandelt; Nicht heßiglich verfolget/ sondern heßlich verfählet. Allhie seyn die Wort durch den Absatz verringert. Es ist aber auch nicht der Mühe werth/ daß man sich viel darüber martere: Was die lustige Parono- masia sey/ werden die Exempel außweisen. Derentwegen lasse die Tyrannen sum- die
Das 33. Capitel/ der gung vnd Anſchaffung deß Gemuͤts/ ſorgeaber eine Bekuͤmmerniß deß Gemuͤts/ ſeyn auch zimlich vnterſchieden. Ja ſie haben eine Art/ wenn nur der Geſang deß Worts ver- endert wird/ wie die Ruchloſen in Deutſcher aber Poͤbeliſcher Sprach ſagen: Hette ich hie Meel/ ich lieſſe dir dort den Himmel. Jtem/ wenn die Worte durch Zuſatz ver- mehret/ oder durch den Abſatz verꝛingert werden. Zum Exempel/ die Liebe wird ſorgen vnd verſorgen/ die Trew wird hal- ten vnd erhalten: Die Staͤrcke wird ſchuͤ- tzen vnd beſchuͤtzen. Allhier werden die Woͤr- ter durch den Zuſatz vermehret. Jtem: Du haſt nicht kuͤnſtlich ſondern kuͤhnlich geredet: Nicht vernuͤnfftiglich/ ſondern hefftiglich gehandelt; Nicht heßiglich verfolget/ ſondern heßlich verfaͤhlet. Allhie ſeyn die Wort durch den Abſatz verꝛingert. Es iſt aber auch nicht der Muͤhe werth/ daß man ſich viel daruͤber martere: Was die luſtige Parono- maſia ſey/ werden die Exempel außweiſen. Derentwegen laſſe die Tyrannen ſum- die
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Das 33. Capitel/ der
gung vnd Anſchaffung deß Gemuͤts/ ſorge
aber eine Bekuͤmmerniß deß Gemuͤts/ ſeyn
auch zimlich vnterſchieden. Ja ſie haben eine
Art/ wenn nur der Geſang deß Worts ver-
endert wird/ wie die Ruchloſen in Deutſcher
aber Poͤbeliſcher Sprach ſagen: Hette ich
hie Meel/ ich lieſſe dir dort den Himmel.
Jtem/ wenn die Worte durch Zuſatz ver-
mehret/ oder durch den Abſatz verꝛingert
werden. Zum Exempel/ die Liebe wird
ſorgen vnd verſorgen/ die Trew wird hal-
ten vnd erhalten: Die Staͤrcke wird ſchuͤ-
tzen vnd beſchuͤtzen. Allhier werden die Woͤr-
ter durch den Zuſatz vermehret. Jtem: Du
haſt nicht kuͤnſtlich ſondern kuͤhnlich geredet:
Nicht vernuͤnfftiglich/ ſondern hefftiglich
gehandelt; Nicht heßiglich verfolget/ ſondern
heßlich verfaͤhlet. Allhie ſeyn die Wort
durch den Abſatz verꝛingert. Es iſt aber
auch nicht der Muͤhe werth/ daß man ſich viel
daruͤber martere: Was die luſtige Parono-
maſia ſey/ werden die Exempel außweiſen.
Derentwegen laſſe die Tyrannen ſum-
men vnd brummen/ die Feinde ſauſen vnd
brauſen/ die Neyder purꝛen vnd murꝛen/
die
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Zitationshilfe: | Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/348>, abgerufen am 26.07.2024. |