Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 33. Cap. der
der Natur der Wörter/ oder aus zufälli-
gen Dingen.

Derivatio.

Aus der Natur/ wenn man zusammen
setzet solche Wörter/ derer eins von dem an-
dern herrühret/ wird in Latein genandt Deri-
vario.
Also spricht jene Alte bey dem Comoe-
dianten: Jn der vorigen Nacht hat mir ein
wunderbahrer vngeschickter Traum getreu-
met/ vnd ich sahe/ wie ein Aff sich bemühete
nach einem Schwalben Nest auffzusteigen.
Allhier ist die Figur einen Traum treumen.
Also auch der Knecht bey demselbigen Co
moedianten: Welcher Diener seinem
Herrn wohl wil die Dienstbarkeit dienen/
daß er viel in seinem Hertzen verordene/ ist
jhm von nöthen. Allhier ist das Exempel/
Diener/ dienen/ Dienstbarkeit. Cicero
spricht: Aber wie ich dazumahl an einen Alten
ich der Alte von dem Alter: Also in diesem
Buch an einen Freund/ ich der Freund ver-
wändtester/ von der Freundschafft geschrieben.

Wir wollen die studierende Jugend mit
dem Stück nicht viel bemühen/ vnd schreiten
zu der Figur/ in welcher der liebliche Thon in
Paronoma-
sia.
den Worten von zufälligen Dingen entste-
het/ darunter ist zuförderst die Paronomasia/
wenn die Wörter nicht in der Bedeutung/

Son-

Das 33. Cap. der
der Natur der Woͤrter/ oder aus zufaͤlli-
gen Dingen.

Derivatio.

Aus der Natur/ wenn man zuſam̃en
ſetzet ſolche Woͤrter/ derer eins von dem an-
dern herꝛuͤhret/ wird in Latein genandt Deri-
vario.
Alſo ſpricht jene Alte bey dem Comœ-
dianten: Jn der vorigen Nacht hat mir ein
wunderbahrer vngeſchickter Traum getreu-
met/ vnd ich ſahe/ wie ein Aff ſich bemuͤhete
nach einem Schwalben Neſt auffzuſteigen.
Allhier iſt die Figur einen Traum treumen.
Alſo auch der Knecht bey demſelbigen Co
mœdianten: Welcher Diener ſeinem
Herꝛn wohl wil die Dienſtbarkeit dienen/
daß er viel in ſeinem Hertzen verordene/ iſt
jhm von noͤthen. Allhier iſt das Exempel/
Diener/ dienen/ Dienſtbarkeit. Cicero
ſpricht: Aber wie ich dazumahl an einen Alten
ich der Alte von dem Alter: Alſo in dieſem
Buch an einen Freund/ ich der Freund ver-
waͤndteſter/ von der Freundſchafft geſchriebẽ.

Wir wollen die ſtudierende Jugend mit
dem Stuͤck nicht viel bemuͤhen/ vnd ſchreiten
zu der Figur/ in welcher der liebliche Thon in
Paronoma-
ſia.
den Worten von zufaͤlligen Dingen entſte-
het/ darunter iſt zufoͤrderſt die Paronomaſia/
wenn die Woͤrter nicht in der Bedeutung/

Son-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0346" n="326"/><fw place="top" type="header">Das 33. Cap. der</fw><lb/>
der Natur der Wo&#x0364;rter/ oder aus zufa&#x0364;lli-<lb/>
gen Dingen.</p><lb/>
        <note place="left"> <hi rendition="#aq">Derivatio.</hi> </note>
        <p>Aus der Natur/ wenn man zu&#x017F;am&#x0303;en<lb/>
&#x017F;etzet &#x017F;olche Wo&#x0364;rter/ derer eins von dem an-<lb/>
dern her&#xA75B;u&#x0364;hret/ wird in Latein genandt <hi rendition="#aq">Deri-<lb/>
vario.</hi> Al&#x017F;o &#x017F;pricht jene Alte bey dem Com<hi rendition="#aq">&#x0153;</hi>-<lb/>
dianten: Jn der vorigen Nacht hat mir ein<lb/>
wunderbahrer vnge&#x017F;chickter Traum getreu-<lb/>
met/ vnd ich &#x017F;ahe/ wie ein Aff &#x017F;ich bemu&#x0364;hete<lb/>
nach einem Schwalben Ne&#x017F;t auffzu&#x017F;teigen.<lb/>
Allhier i&#x017F;t die Figur einen Traum treumen.<lb/>
Al&#x017F;o auch der Knecht bey dem&#x017F;elbigen Co<lb/>
m<hi rendition="#aq">&#x0153;</hi>dianten: Welcher Diener &#x017F;einem<lb/>
Her&#xA75B;n wohl wil die Dien&#x017F;tbarkeit dienen/<lb/>
daß er viel in &#x017F;einem Hertzen verordene/ i&#x017F;t<lb/>
jhm von no&#x0364;then. Allhier i&#x017F;t das Exempel/<lb/>
Diener/ dienen/ Dien&#x017F;tbarkeit. Cicero<lb/>
&#x017F;pricht: Aber wie ich dazumahl an einen Alten<lb/>
ich der Alte von dem Alter: Al&#x017F;o in die&#x017F;em<lb/>
Buch an einen Freund/ ich der Freund ver-<lb/>
wa&#x0364;ndte&#x017F;ter/ von der Freund&#x017F;chafft ge&#x017F;chriebe&#x0303;.</p><lb/>
        <p>Wir wollen die &#x017F;tudierende Jugend mit<lb/>
dem Stu&#x0364;ck nicht viel bemu&#x0364;hen/ vnd &#x017F;chreiten<lb/>
zu der Figur/ in welcher der liebliche Thon in<lb/><note place="left">Paronoma-<lb/>
&#x017F;ia.</note>den Worten von zufa&#x0364;lligen Dingen ent&#x017F;te-<lb/>
het/ darunter i&#x017F;t zufo&#x0364;rder&#x017F;t die Paronoma&#x017F;ia/<lb/>
wenn die Wo&#x0364;rter nicht in der Bedeutung/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Son-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0346] Das 33. Cap. der der Natur der Woͤrter/ oder aus zufaͤlli- gen Dingen. Aus der Natur/ wenn man zuſam̃en ſetzet ſolche Woͤrter/ derer eins von dem an- dern herꝛuͤhret/ wird in Latein genandt Deri- vario. Alſo ſpricht jene Alte bey dem Comœ- dianten: Jn der vorigen Nacht hat mir ein wunderbahrer vngeſchickter Traum getreu- met/ vnd ich ſahe/ wie ein Aff ſich bemuͤhete nach einem Schwalben Neſt auffzuſteigen. Allhier iſt die Figur einen Traum treumen. Alſo auch der Knecht bey demſelbigen Co mœdianten: Welcher Diener ſeinem Herꝛn wohl wil die Dienſtbarkeit dienen/ daß er viel in ſeinem Hertzen verordene/ iſt jhm von noͤthen. Allhier iſt das Exempel/ Diener/ dienen/ Dienſtbarkeit. Cicero ſpricht: Aber wie ich dazumahl an einen Alten ich der Alte von dem Alter: Alſo in dieſem Buch an einen Freund/ ich der Freund ver- waͤndteſter/ von der Freundſchafft geſchriebẽ. Wir wollen die ſtudierende Jugend mit dem Stuͤck nicht viel bemuͤhen/ vnd ſchreiten zu der Figur/ in welcher der liebliche Thon in den Worten von zufaͤlligen Dingen entſte- het/ darunter iſt zufoͤrderſt die Paronomaſia/ wenn die Woͤrter nicht in der Bedeutung/ Son- Paronoma- ſia.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/346
Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/346>, abgerufen am 22.11.2024.