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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 28. Cap. der
schembt in den Worten: Ein grosser Theil
ist vnsinnig in den Gedancken: Der meiste
Theil ist Gottes. Vergessen in seinen Tha-
ten/ vnd wil nicht glauben/ was die heilige
Schrifften von dem Jüngsten Tage predigen.

Ein anders. So lange sol ein Mensch
wider die bösen Zuneigungen ritterlich kämpf-
fen/ biß er sie/ wo nicht gar bez winge/ doch
zimlich schwäche. Alsdenn gehet die Seele in
den Gräntzen deß Friedens vnd der Sicher-
heit: Alsdenn übet sie sich in den guten Wer-
cken ohne Arbeit/ ohne Verdrießlichheit/ ohne
Beschwerlichheit: Alsdenn scheinet jhr/ es
sey eine süsse That das Fasten/ eine süssere
That das Beten/ eine süsseste That die wür-
digen Sacramenten zubesuchen.

Ein anders. GOtt hat seine Macht in
dem bewiesen/ daß er nicht mit dapffern Sol-
daten/ sondern mit Vnziefer/ oder sonst ge-
ringen Stücken/ die gröste vnd gewaltigste
Völcker bekrieget vnd vberwunden hat. GOtt
hat Egypten nicht mit Bäeren vnd Löwen;
sondern Fröschen/ Hewschrecken/ vnd Wür-
men verwüstet. GOtt hat die Mauren zu
Jericho nicht mit Carthaunen vnd Mörsern/
sondern mit dem Schall der Posaunen gefellt.
GOtt hat das Lager der Midianiter nicht mit

dem

Das 28. Cap. der
ſchembt in den Worten: Ein groſſer Theil
iſt vnſinnig in den Gedancken: Der meiſte
Theil iſt Gottes. Vergeſſen in ſeinen Tha-
ten/ vnd wil nicht glauben/ was die heilige
Schrifften von dem Juͤngſten Tage predigen.

Ein anders. So lange ſol ein Menſch
wider die boͤſen Zuneigungen ritterlich kaͤmpf-
fen/ biß er ſie/ wo nicht gar bez winge/ doch
zimlich ſchwaͤche. Alsdenn gehet die Seele in
den Graͤntzen deß Friedens vnd der Sicher-
heit: Alsdenn uͤbet ſie ſich in den guten Wer-
cken ohne Arbeit/ ohne Verdrießlichheit/ ohne
Beſchwerlichheit: Alsdenn ſcheinet jhr/ es
ſey eine ſuͤſſe That das Faſten/ eine ſuͤſſere
That das Beten/ eine ſuͤſſeſte That die wuͤr-
digen Sacramenten zubeſuchen.

Ein anders. GOtt hat ſeine Macht in
dem bewieſen/ daß er nicht mit dapffern Sol-
daten/ ſondern mit Vnziefer/ oder ſonſt ge-
ringen Stuͤcken/ die groͤſte vnd gewaltigſte
Voͤlcker bekrieget vnd vberwunden hat. GOtt
hat Egypten nicht mit Baͤeren vnd Loͤwen;
ſondern Froͤſchen/ Hewſchrecken/ vnd Wuͤr-
men verwuͤſtet. GOtt hat die Mauren zu
Jericho nicht mit Carthaunen vnd Moͤrſern/
ſondern mit dem Schall der Poſaunen gefellt.
GOtt hat das Lager der Midianiter nicht mit

dem
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[292/0312] Das 28. Cap. der ſchembt in den Worten: Ein groſſer Theil iſt vnſinnig in den Gedancken: Der meiſte Theil iſt Gottes. Vergeſſen in ſeinen Tha- ten/ vnd wil nicht glauben/ was die heilige Schrifften von dem Juͤngſten Tage predigen. Ein anders. So lange ſol ein Menſch wider die boͤſen Zuneigungen ritterlich kaͤmpf- fen/ biß er ſie/ wo nicht gar bez winge/ doch zimlich ſchwaͤche. Alsdenn gehet die Seele in den Graͤntzen deß Friedens vnd der Sicher- heit: Alsdenn uͤbet ſie ſich in den guten Wer- cken ohne Arbeit/ ohne Verdrießlichheit/ ohne Beſchwerlichheit: Alsdenn ſcheinet jhr/ es ſey eine ſuͤſſe That das Faſten/ eine ſuͤſſere That das Beten/ eine ſuͤſſeſte That die wuͤr- digen Sacramenten zubeſuchen. Ein anders. GOtt hat ſeine Macht in dem bewieſen/ daß er nicht mit dapffern Sol- daten/ ſondern mit Vnziefer/ oder ſonſt ge- ringen Stuͤcken/ die groͤſte vnd gewaltigſte Voͤlcker bekrieget vnd vberwunden hat. GOtt hat Egypten nicht mit Baͤeren vnd Loͤwen; ſondern Froͤſchen/ Hewſchrecken/ vnd Wuͤr- men verwuͤſtet. GOtt hat die Mauren zu Jericho nicht mit Carthaunen vnd Moͤrſern/ ſondern mit dem Schall der Poſaunen gefellt. GOtt hat das Lager der Midianiter nicht mit dem

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/312>, abgerufen am 22.11.2024.