Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 14. Cap. der
ner/ nicht von dem verzagten Heerbu-
ben/ nicht von dem versoffenesten Hoff-
schrantzen/ nicht von dem vnbillichsten
Richter angeführet/ vnd gelehret werden.
Das ist/ sie musten gelehret werden von
dem heiligsten Priester/ dapffersten Hel-
den/ nüchtersten Cämmerer/ vnd gerech-
testen Gesetzgeber.

Gebrauch.

Die Redener gebrauchen diese Art/ wenn sie
den Sententz/ oder Meynung in etwz dun-
ckel stellen/ böse Ding nicht gar zu deutlich
heraus werffen/ vnd jhre Gedancken hinter-
halten: Die Sophisten/ wenn sie die eygentli-
che Warheit verbergen wollen. So gieng
es jenem Lappen/ welchem bey einer Gastung
jemand eine bäwrische Nisa anbote/ vnd
derselbige seinen Gesellen absendete/ die Braut
zubeschawen/ der Bote wider kam/ vnd sage-
te: Sie ist nicht gar die schöneste. Der
Lappe gedachte/ sie würde ja noch in der Zahl
entweder der schönern/ oder der schönen
seyn; Er gedachte fälschlich. Fuchsschwän-
Fuchs-
schwäntzer.
tzer in den Höfen können zierlich sich dieser Ar-
te befleissigen/ Einen grossen Schaden sehr

ver-

Das 14. Cap. der
ner/ nicht von dem verzagten Heerbu-
ben/ nicht von dem verſoffeneſten Hoff-
ſchrantzen/ nicht von dem vnbillichſten
Richter angefuͤhret/ vnd gelehret werden.
Das iſt/ ſie muſten gelehret werden von
dem heiligſten Prieſter/ dapfferſten Hel-
den/ nuͤchterſten Caͤmmerer/ vnd gerech-
teſten Geſetzgeber.

Gebrauch.

Die Redener gebrauchen dieſe Art/ weñ ſie
den Sententz/ oder Meynung in etwz dun-
ckel ſtellen/ boͤſe Ding nicht gar zu deutlich
heraus werffen/ vnd jhre Gedancken hinter-
halten: Die Sophiſten/ weñ ſie die eygentli-
che Warheit verbergen wollen. So gieng
es jenem Lappen/ welchem bey einer Gaſtung
jemand eine baͤwriſche Niſa anbote/ vnd
derſelbige ſeinen Geſellen abſendete/ die Braut
zubeſchawen/ der Bote wider kam/ vnd ſage-
te: Sie iſt nicht gar die ſchoͤneſte. Der
Lappe gedachte/ ſie wuͤrde ja noch in der Zahl
entweder der ſchoͤnern/ oder der ſchoͤnen
ſeyn; Er gedachte faͤlſchlich. Fuchsſchwaͤn-
Fuchs-
ſchwaͤntzer.
tzer in den Hoͤfen koͤñen zierlich ſich dieſer Ar-
te befleiſſigen/ Einen groſſen Schaden ſehr

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0166" n="146"/><fw place="top" type="header">Das 14. Cap. der</fw><lb/>
ner/ nicht von dem verzagten Heerbu-<lb/>
ben/ nicht von dem ver&#x017F;offene&#x017F;ten Hoff-<lb/>
&#x017F;chrantzen/ nicht von dem vnbillich&#x017F;ten<lb/>
Richter angefu&#x0364;hret/ vnd gelehret werden.<lb/>
Das i&#x017F;t/ &#x017F;ie mu&#x017F;ten gelehret werden von<lb/>
dem heilig&#x017F;ten Prie&#x017F;ter/ dapffer&#x017F;ten Hel-<lb/>
den/ nu&#x0364;chter&#x017F;ten Ca&#x0364;mmerer/ vnd gerech-<lb/>
te&#x017F;ten Ge&#x017F;etzgeber.</p><lb/>
        <note place="left">Gebrauch.</note><lb/>
        <p>Die Redener gebrauchen die&#x017F;e Art/ wen&#x0303; &#x017F;ie<lb/>
den Sententz/ oder Meynung in etwz dun-<lb/>
ckel &#x017F;tellen/ bo&#x0364;&#x017F;e Ding nicht gar zu deutlich<lb/>
heraus werffen/ vnd jhre Gedancken hinter-<lb/>
halten: Die Sophi&#x017F;ten/ wen&#x0303; &#x017F;ie die eygentli-<lb/>
che Warheit verbergen wollen. So gieng<lb/>
es jenem Lappen/ welchem bey einer Ga&#x017F;tung<lb/>
jemand eine ba&#x0364;wri&#x017F;che Ni&#x017F;a anbote/ vnd<lb/>
der&#x017F;elbige &#x017F;einen Ge&#x017F;ellen ab&#x017F;endete/ die Braut<lb/>
zube&#x017F;chawen/ der Bote wider kam/ vnd &#x017F;age-<lb/>
te: Sie i&#x017F;t nicht gar die &#x017F;cho&#x0364;ne&#x017F;te. Der<lb/>
Lappe gedachte/ &#x017F;ie wu&#x0364;rde ja noch in der Zahl<lb/>
entweder der &#x017F;cho&#x0364;nern/ oder der &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
&#x017F;eyn; Er gedachte fa&#x0364;l&#x017F;chlich. Fuchs&#x017F;chwa&#x0364;n-<lb/><note place="left">Fuchs-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;ntzer.</note>tzer in den Ho&#x0364;fen ko&#x0364;n&#x0303;en zierlich &#x017F;ich die&#x017F;er Ar-<lb/>
te beflei&#x017F;&#x017F;igen/ Einen gro&#x017F;&#x017F;en Schaden &#x017F;ehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0166] Das 14. Cap. der ner/ nicht von dem verzagten Heerbu- ben/ nicht von dem verſoffeneſten Hoff- ſchrantzen/ nicht von dem vnbillichſten Richter angefuͤhret/ vnd gelehret werden. Das iſt/ ſie muſten gelehret werden von dem heiligſten Prieſter/ dapfferſten Hel- den/ nuͤchterſten Caͤmmerer/ vnd gerech- teſten Geſetzgeber. Die Redener gebrauchen dieſe Art/ weñ ſie den Sententz/ oder Meynung in etwz dun- ckel ſtellen/ boͤſe Ding nicht gar zu deutlich heraus werffen/ vnd jhre Gedancken hinter- halten: Die Sophiſten/ weñ ſie die eygentli- che Warheit verbergen wollen. So gieng es jenem Lappen/ welchem bey einer Gaſtung jemand eine baͤwriſche Niſa anbote/ vnd derſelbige ſeinen Geſellen abſendete/ die Braut zubeſchawen/ der Bote wider kam/ vnd ſage- te: Sie iſt nicht gar die ſchoͤneſte. Der Lappe gedachte/ ſie wuͤrde ja noch in der Zahl entweder der ſchoͤnern/ oder der ſchoͤnen ſeyn; Er gedachte faͤlſchlich. Fuchsſchwaͤn- tzer in den Hoͤfen koͤñen zierlich ſich dieſer Ar- te befleiſſigen/ Einen groſſen Schaden ſehr ver- Fuchs- ſchwaͤntzer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/166
Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/166>, abgerufen am 24.11.2024.