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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica.
vnd bey den Zunfften der Patriarchen
stoltzirenden Priester. Anderer possierli-
chen Knüttel zugesch weigen. Ebener mas-
sen/ wenn jemand wolte mit dem Euripides
den Todt einen Priester nennen der ver-
storbenen/ in der Meynung/ daß der Todt
den Grabgeistern die Leichen gleichfals auff-
opffere/ were werth/ daß jhn der deutsche
Student auslachete. Dieses hette zuge-
warten/ der den Sclaven eine Seul der
Kühnheit/ vnd den Tprannen eine Peit-
schen der Grawsamkeit nennen wolte.
Jn Lateinischer vnd Griechischer Sprach
seyn viel Reden sehr herrlich/ welche in deut-
scher Zungen lauten wie närrische Theidun-
gen. Jener Grieche nennet das Sansen deß
Meers ein vnzehlbares Lachen/ in deutscher
Sprach möchte ein grausames Schelten vnd
erzürntes fluchen deß Meers besser klingen.
Die Sophisten wissen die Metaphoren tapf-
fer zugebrauchen/ wenn sie jhnen vorgesetzet zu
schmeichlen vnd loben/ grosse Ding zu-
vernichten/ vnd kleine auffzu-
werffen.

Das
F ij

Teutſchen Rhetorica.
vnd bey den Zunfften der Patriarchen
ſtoltzirenden Prieſter. Anderer poſſierli-
chen Knuͤttel zugeſch weigen. Ebener maſ-
ſen/ wenn jemand wolte mit dem Euripides
den Todt einen Prieſter nennen der ver-
ſtorbenen/ in der Meynung/ daß der Todt
den Grabgeiſtern die Leichen gleichfals auff-
opffere/ were werth/ daß jhn der deutſche
Student auslachete. Dieſes hette zuge-
warten/ der den Sclaven eine Seul der
Kuͤhnheit/ vnd den Tprannen eine Peit-
ſchen der Grawſamkeit nennen wolte.
Jn Lateiniſcher vnd Griechiſcher Sprach
ſeyn viel Reden ſehr herꝛlich/ welche in deut-
ſcher Zungen lauten wie naͤrꝛiſche Theidun-
gen. Jener Grieche nennet das Sanſen deß
Meers ein vnzehlbares Lachen/ in deutſcher
Sprach moͤchte ein grauſames Schelten vnd
erzuͤrntes fluchen deß Meers beſſer klingen.
Die Sophiſten wiſſen die Metaphoren tapf-
fer zugebrauchen/ wenn ſie jhnen vorgeſetzet zu
ſchmeichlen vnd loben/ groſſe Ding zu-
vernichten/ vnd kleine auffzu-
werffen.

Das
F ij
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[83/0103] Teutſchen Rhetorica. vnd bey den Zunfften der Patriarchen ſtoltzirenden Prieſter. Anderer poſſierli- chen Knuͤttel zugeſch weigen. Ebener maſ- ſen/ wenn jemand wolte mit dem Euripides den Todt einen Prieſter nennen der ver- ſtorbenen/ in der Meynung/ daß der Todt den Grabgeiſtern die Leichen gleichfals auff- opffere/ were werth/ daß jhn der deutſche Student auslachete. Dieſes hette zuge- warten/ der den Sclaven eine Seul der Kuͤhnheit/ vnd den Tprannen eine Peit- ſchen der Grawſamkeit nennen wolte. Jn Lateiniſcher vnd Griechiſcher Sprach ſeyn viel Reden ſehr herꝛlich/ welche in deut- ſcher Zungen lauten wie naͤrꝛiſche Theidun- gen. Jener Grieche nennet das Sanſen deß Meers ein vnzehlbares Lachen/ in deutſcher Sprach moͤchte ein grauſames Schelten vnd erzuͤrntes fluchen deß Meers beſſer klingen. Die Sophiſten wiſſen die Metaphoren tapf- fer zugebrauchen/ wenn ſie jhnen vorgeſetzet zu ſchmeichlen vnd loben/ groſſe Ding zu- vernichten/ vnd kleine auffzu- werffen. Das F ij

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/103>, abgerufen am 23.11.2024.