Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Der grossen und seligen
men und lieben kanst. Lasse doch einen ei-
nigen Funken von diesem Liebesfeuer auf
die allerharteste Herzen fallen, daß sie zer-
schmelzet sich zu deinen Füssen legen.

Es fienge also GOtt eine geraume Zeit
vor ihrer völligen Bekehrung an, durch die
rufende und vorbereitende Gnade an ihrer
Seele kräftig zu arbeiten, und die seligste
Anstalten vorzukehren, sie noch vor ihrem
Sterben aus denen Banden des geistlichen
und ewigen Todes zu erretten, und zu dem
Leben der Gnade zu bringen. Der HErr
rührte und bewegte sie um diese Zeit (wie
sie hernach ihrem Prediger bezeuget) auf
mancherley Weise: Jnsonderheit bediente
sich der Heyland der Predigt des göttlichen
Worts, manchen Schlag an ihr Herz zu
thun, bald würde sie durch die Stim-
me des Gesetzes in heimliche Verlegenheit
gesetzet, bald drange die süsse Lockstimme
des Evangeliums in ihr Jnnwendiges, und
erweckte eine Neigung zum Guten; sie
kannte aber diese Rührungen der Gnade
eben so wenig, als die Absichten derselben,
brachte selbige also nicht ins Gebet, und
truge dazu nicht Sorge, sie verschwanden
also allemahl bald wiederum, ohne der See-
le eine gesegnete Würkung zu hinterlassen,
ja die Liebe zur Sünde, Welt und Eitelkeit,
die geistliche Sicherheit und Trägheit rissen

alles

Der groſſen und ſeligen
men und lieben kanſt. Laſſe doch einen ei-
nigen Funken von dieſem Liebesfeuer auf
die allerharteſte Herzen fallen, daß ſie zer-
ſchmelzet ſich zu deinen Fuͤſſen legen.

Es fienge alſo GOtt eine geraume Zeit
vor ihrer voͤlligen Bekehrung an, durch die
rufende und vorbereitende Gnade an ihrer
Seele kraͤftig zu arbeiten, und die ſeligſte
Anſtalten vorzukehren, ſie noch vor ihrem
Sterben aus denen Banden des geiſtlichen
und ewigen Todes zu erretten, und zu dem
Leben der Gnade zu bringen. Der HErr
ruͤhrte und bewegte ſie um dieſe Zeit (wie
ſie hernach ihrem Prediger bezeuget) auf
mancherley Weiſe: Jnſonderheit bediente
ſich der Heyland der Predigt des goͤttlichen
Worts, manchen Schlag an ihr Herz zu
thun, bald wuͤrde ſie durch die Stim-
me des Geſetzes in heimliche Verlegenheit
geſetzet, bald drange die ſuͤſſe Lockſtimme
des Evangeliums in ihr Jnnwendiges, und
erweckte eine Neigung zum Guten; ſie
kannte aber dieſe Ruͤhrungen der Gnade
eben ſo wenig, als die Abſichten derſelben,
brachte ſelbige alſo nicht ins Gebet, und
truge dazu nicht Sorge, ſie verſchwanden
alſo allemahl bald wiederum, ohne der See-
le eine geſegnete Wuͤrkung zu hinterlaſſen,
ja die Liebe zur Suͤnde, Welt und Eitelkeit,
die geiſtliche Sicherheit und Traͤgheit riſſen

alles
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0068" n="16"/><fw place="top" type="header">Der gro&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;eligen</fw><lb/>
men und lieben kan&#x017F;t. La&#x017F;&#x017F;e doch einen ei-<lb/>
nigen Funken von die&#x017F;em Liebesfeuer auf<lb/>
die allerharte&#x017F;te Herzen fallen, daß &#x017F;ie zer-<lb/>
&#x017F;chmelzet &#x017F;ich zu deinen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en legen.</p><lb/>
        <p>Es fienge al&#x017F;o GOtt eine geraume Zeit<lb/>
vor ihrer vo&#x0364;lligen Bekehrung an, durch die<lb/>
rufende und vorbereitende Gnade an ihrer<lb/>
Seele kra&#x0364;ftig zu arbeiten, und die &#x017F;elig&#x017F;te<lb/>
An&#x017F;talten vorzukehren, &#x017F;ie noch vor ihrem<lb/>
Sterben aus denen Banden des gei&#x017F;tlichen<lb/>
und ewigen Todes zu erretten, und zu dem<lb/>
Leben der Gnade zu bringen. Der HErr<lb/>
ru&#x0364;hrte und bewegte &#x017F;ie um die&#x017F;e Zeit (wie<lb/>
&#x017F;ie hernach ihrem Prediger bezeuget) auf<lb/>
mancherley Wei&#x017F;e: Jn&#x017F;onderheit bediente<lb/>
&#x017F;ich der Heyland der Predigt des go&#x0364;ttlichen<lb/>
Worts, manchen Schlag an ihr Herz zu<lb/>
thun, bald wu&#x0364;rde &#x017F;ie durch die Stim-<lb/>
me des Ge&#x017F;etzes in heimliche Verlegenheit<lb/>
ge&#x017F;etzet, bald drange die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Lock&#x017F;timme<lb/>
des Evangeliums in ihr Jnnwendiges, und<lb/>
erweckte eine Neigung zum Guten; &#x017F;ie<lb/>
kannte aber die&#x017F;e Ru&#x0364;hrungen der Gnade<lb/>
eben &#x017F;o wenig, als die Ab&#x017F;ichten der&#x017F;elben,<lb/>
brachte &#x017F;elbige al&#x017F;o nicht ins Gebet, und<lb/>
truge dazu nicht Sorge, &#x017F;ie ver&#x017F;chwanden<lb/>
al&#x017F;o allemahl bald wiederum, ohne der See-<lb/>
le eine ge&#x017F;egnete Wu&#x0364;rkung zu hinterla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
ja die Liebe zur Su&#x0364;nde, Welt und Eitelkeit,<lb/>
die gei&#x017F;tliche Sicherheit und Tra&#x0364;gheit ri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">alles</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0068] Der groſſen und ſeligen men und lieben kanſt. Laſſe doch einen ei- nigen Funken von dieſem Liebesfeuer auf die allerharteſte Herzen fallen, daß ſie zer- ſchmelzet ſich zu deinen Fuͤſſen legen. Es fienge alſo GOtt eine geraume Zeit vor ihrer voͤlligen Bekehrung an, durch die rufende und vorbereitende Gnade an ihrer Seele kraͤftig zu arbeiten, und die ſeligſte Anſtalten vorzukehren, ſie noch vor ihrem Sterben aus denen Banden des geiſtlichen und ewigen Todes zu erretten, und zu dem Leben der Gnade zu bringen. Der HErr ruͤhrte und bewegte ſie um dieſe Zeit (wie ſie hernach ihrem Prediger bezeuget) auf mancherley Weiſe: Jnſonderheit bediente ſich der Heyland der Predigt des goͤttlichen Worts, manchen Schlag an ihr Herz zu thun, bald wuͤrde ſie durch die Stim- me des Geſetzes in heimliche Verlegenheit geſetzet, bald drange die ſuͤſſe Lockſtimme des Evangeliums in ihr Jnnwendiges, und erweckte eine Neigung zum Guten; ſie kannte aber dieſe Ruͤhrungen der Gnade eben ſo wenig, als die Abſichten derſelben, brachte ſelbige alſo nicht ins Gebet, und truge dazu nicht Sorge, ſie verſchwanden alſo allemahl bald wiederum, ohne der See- le eine geſegnete Wuͤrkung zu hinterlaſſen, ja die Liebe zur Suͤnde, Welt und Eitelkeit, die geiſtliche Sicherheit und Traͤgheit riſſen alles

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/68
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/68>, abgerufen am 27.11.2024.