rung seines Mitleidens zu Nutze, halte dich daran feste, und lasse dich davon nicht ab- dringen, bis sein ganzes Herz zum Erbar- men sich gegen dich offen zeiget.
Jn diesem stillen und herzlichen Nach- fragen nach dem Freund ihrer Seele wurde sie immer brünstiger, aber auch fester ent- schlossen, nicht abzulassen, bis sie den Se- gen von JEsu empfangen. Eines Tages fühlte sie sich recht innig gedrungen, nach dem Erbarmen und einer gnädigen Offen- barung des Heylandes zu schreyen, sie legte sich in einem Winkel in ihrer Stube, da sie ganz alleine war, zu seinen Füssen, sie schüttete da ihr ganzes Herz vor dem HErrn JEsu aus, sie that ihm ein de- müthiges Sündenbekänntniß, sie verhelete nichts, und noch weniger suchte sie sich hin- ter nichtige Ausflüchte und Entschuldigun- gen zu verstecken, sie zeigte ganz aufrichtig ihre Wunden, und klagte ihm den ganzen Jammer ihrer Seele, sie windete sich als eine recht Müheselige und höchst Beladene vor dem Thron seiner Gnade, und bate ihn dringend und thränend um die Gerechtspre- chung in seinem Blute von der Sünde und allen Folgen derselben, und um die Aussöh- nung ihrer Seele mit seinem Vater, sie stellte dem Heyland die Exempel vieler gros-
[ser]
Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
rung ſeines Mitleidens zu Nutze, halte dich daran feſte, und laſſe dich davon nicht ab- dringen, bis ſein ganzes Herz zum Erbar- men ſich gegen dich offen zeiget.
Jn dieſem ſtillen und herzlichen Nach- fragen nach dem Freund ihrer Seele wurde ſie immer bruͤnſtiger, aber auch feſter ent- ſchloſſen, nicht abzulaſſen, bis ſie den Se- gen von JEſu empfangen. Eines Tages fuͤhlte ſie ſich recht innig gedrungen, nach dem Erbarmen und einer gnaͤdigen Offen- barung des Heylandes zu ſchreyen, ſie legte ſich in einem Winkel in ihrer Stube, da ſie ganz alleine war, zu ſeinen Fuͤſſen, ſie ſchuͤttete da ihr ganzes Herz vor dem HErrn JEſu aus, ſie that ihm ein de- muͤthiges Suͤndenbekaͤnntniß, ſie verhelete nichts, und noch weniger ſuchte ſie ſich hin- ter nichtige Ausfluͤchte und Entſchuldigun- gen zu verſtecken, ſie zeigte ganz aufrichtig ihre Wunden, und klagte ihm den ganzen Jammer ihrer Seele, ſie windete ſich als eine recht Muͤheſelige und hoͤchſt Beladene vor dem Thron ſeiner Gnade, und bate ihn dringend und thraͤnend um die Gerechtſpre- chung in ſeinem Blute von der Suͤnde und allen Folgen derſelben, und um die Ausſoͤh- nung ihrer Seele mit ſeinem Vater, ſie ſtellte dem Heyland die Exempel vieler groſ-
[ſer]
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Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
rung ſeines Mitleidens zu Nutze, halte dich
daran feſte, und laſſe dich davon nicht ab-
dringen, bis ſein ganzes Herz zum Erbar-
men ſich gegen dich offen zeiget.
Jn dieſem ſtillen und herzlichen Nach-
fragen nach dem Freund ihrer Seele wurde
ſie immer bruͤnſtiger, aber auch feſter ent-
ſchloſſen, nicht abzulaſſen, bis ſie den Se-
gen von JEſu empfangen. Eines Tages
fuͤhlte ſie ſich recht innig gedrungen, nach
dem Erbarmen und einer gnaͤdigen Offen-
barung des Heylandes zu ſchreyen, ſie
legte ſich in einem Winkel in ihrer Stube,
da ſie ganz alleine war, zu ſeinen Fuͤſſen,
ſie ſchuͤttete da ihr ganzes Herz vor dem
HErrn JEſu aus, ſie that ihm ein de-
muͤthiges Suͤndenbekaͤnntniß, ſie verhelete
nichts, und noch weniger ſuchte ſie ſich hin-
ter nichtige Ausfluͤchte und Entſchuldigun-
gen zu verſtecken, ſie zeigte ganz aufrichtig
ihre Wunden, und klagte ihm den ganzen
Jammer ihrer Seele, ſie windete ſich als
eine recht Muͤheſelige und hoͤchſt Beladene
vor dem Thron ſeiner Gnade, und bate ihn
dringend und thraͤnend um die Gerechtſpre-
chung in ſeinem Blute von der Suͤnde und
allen Folgen derſelben, und um die Ausſoͤh-
nung ihrer Seele mit ſeinem Vater, ſie
ſtellte dem Heyland die Exempel vieler groſ-
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/401>, abgerufen am 25.11.2024.
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