gen in dir zu dämpfen, und dich derselben auf allerhand Weise zu entschlagen. Wür- de der HErr diese heilsame Unruhe von dir nehmen, so würdest du in einem Augenblick in den völligen geistlichen Tod versinken. Trage also zu diesem heilsamen Strafamte des heiligen Geistes Sorge, widersetze dich demselben nicht länger, sondern lasse dich dardurch bewegen, von der tödtlichen Un- ruhe, die in der Sünde ist, eilend auszuge- hen, und dich deinem Heyland, als dem rechten Ruhebringer völlig zu übergeben.
Bey diesem inneren Strafen, Züchti- gen und Zurechtweisen des heiligen Geistes sahe man an unserer Person ein aufrichtiges und redliches Herz und eine herzliche Heyls- begierde. Sie war wie ein Lamm, willig, stille, beug- und gelenksam, man beobachte- te an ihr kein eigenwilliges und widerspen- stiges Wesen; sie war nicht verschlossen, tü- ckisch und verschlagen, sondern offenherzig, suchte Rath, und nahm denselben an, sie hat auch gläublich keine vorsetzliche Bande mit Wissen mehr zu behalten getrachtet, weniger durch wunderliche Sprünge, Aus- flüchte, Entschuldigungen und Verdrehun- gen sich zu wehren gesucht, sondern war mit allen Wegen, Zurechtweisungen und Arbei- ten der Gnade wohl zufrieden, wünschte und begehrte auch herzlich denenselben zu folgen.
Es
Der groſſen und ſeligen
gen in dir zu daͤmpfen, und dich derſelben auf allerhand Weiſe zu entſchlagen. Wuͤr- de der HErr dieſe heilſame Unruhe von dir nehmen, ſo wuͤrdeſt du in einem Augenblick in den voͤlligen geiſtlichen Tod verſinken. Trage alſo zu dieſem heilſamen Strafamte des heiligen Geiſtes Sorge, widerſetze dich demſelben nicht laͤnger, ſondern laſſe dich dardurch bewegen, von der toͤdtlichen Un- ruhe, die in der Suͤnde iſt, eilend auszuge- hen, und dich deinem Heyland, als dem rechten Ruhebringer voͤllig zu uͤbergeben.
Bey dieſem inneren Strafen, Zuͤchti- gen und Zurechtweiſen des heiligen Geiſtes ſahe man an unſerer Perſon ein aufrichtiges und redliches Herz und eine herzliche Heyls- begierde. Sie war wie ein Lamm, willig, ſtille, beug- und gelenkſam, man beobachte- te an ihr kein eigenwilliges und widerſpen- ſtiges Weſen; ſie war nicht verſchloſſen, tuͤ- ckiſch und verſchlagen, ſondern offenherzig, ſuchte Rath, und nahm denſelben an, ſie hat auch glaͤublich keine vorſetzliche Bande mit Wiſſen mehr zu behalten getrachtet, weniger durch wunderliche Spruͤnge, Aus- fluͤchte, Entſchuldigungen und Verdrehun- gen ſich zu wehren geſucht, ſondern war mit allen Wegen, Zurechtweiſungen und Arbei- ten der Gnade wohl zufrieden, wuͤnſchte und begehrte auch herzlich denenſelben zu folgen.
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Der groſſen und ſeligen
gen in dir zu daͤmpfen, und dich derſelben
auf allerhand Weiſe zu entſchlagen. Wuͤr-
de der HErr dieſe heilſame Unruhe von dir
nehmen, ſo wuͤrdeſt du in einem Augenblick
in den voͤlligen geiſtlichen Tod verſinken.
Trage alſo zu dieſem heilſamen Strafamte
des heiligen Geiſtes Sorge, widerſetze dich
demſelben nicht laͤnger, ſondern laſſe dich
dardurch bewegen, von der toͤdtlichen Un-
ruhe, die in der Suͤnde iſt, eilend auszuge-
hen, und dich deinem Heyland, als dem
rechten Ruhebringer voͤllig zu uͤbergeben.
Bey dieſem inneren Strafen, Zuͤchti-
gen und Zurechtweiſen des heiligen Geiſtes
ſahe man an unſerer Perſon ein aufrichtiges
und redliches Herz und eine herzliche Heyls-
begierde. Sie war wie ein Lamm, willig,
ſtille, beug- und gelenkſam, man beobachte-
te an ihr kein eigenwilliges und widerſpen-
ſtiges Weſen; ſie war nicht verſchloſſen, tuͤ-
ckiſch und verſchlagen, ſondern offenherzig,
ſuchte Rath, und nahm denſelben an, ſie
hat auch glaͤublich keine vorſetzliche Bande
mit Wiſſen mehr zu behalten getrachtet,
weniger durch wunderliche Spruͤnge, Aus-
fluͤchte, Entſchuldigungen und Verdrehun-
gen ſich zu wehren geſucht, ſondern war mit
allen Wegen, Zurechtweiſungen und Arbei-
ten der Gnade wohl zufrieden, wuͤnſchte
und begehrte auch herzlich denenſelben zu
folgen.
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/376>, abgerufen am 16.02.2025.
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