wie die am ersten Pfingstfest von Petri Predigt gerührte, und wie dort der aufge- weckte und lebendig angegriffene Kerker- meister zu Philippen. Frage: Was soll ich thun, daß ich selig werde? Biß aber al- lem guten Rath treu, so wird dein Heyland nicht nur dein Anfänger, sondern auch dein Vollender seyn.
Es geschahe um diese Zeit, daß einige Glieder der Gemeine in ihren Herzen durch das Evangelium von Christo dem Gecreu- tzigten kräftig angegriffen, und zu einer ernstlichen Sorge für die Errettung ihrer Seele gebracht wurden. Jhre Augen fien- gen an aufzugehen, sie sahen ihre Sünden, und die dadurch verursachten tödtlichen Wunden in ihren Seelen. Der todte Glaube wollte es dabey eben so wenig mehr thun, als die Ausflüchte des Fleisches, und die betrüglichen Eingebungen der Seelen- feinde. Sie fühlten einen Last und Druck auf dem Herzen, der sie eben so ängstlich in Unruhe setzte, als herzlich erweckte, alles anzuwenden, ihres Jammers los zu wer- den. Sie brauchten zu diesem Ende die Mittel des Heyls sehr fleißig, insonderheit ward ihnen die Anhörung der Predigt des Evangelii sehr theuer und köstlich. An de- nen Sonntagen nach geendetem Gottesdien- ste, wenn andere in denen Werken des Flei-
sches
Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
wie die am erſten Pfingſtfeſt von Petri Predigt geruͤhrte, und wie dort der aufge- weckte und lebendig angegriffene Kerker- meiſter zu Philippen. Frage: Was ſoll ich thun, daß ich ſelig werde? Biß aber al- lem guten Rath treu, ſo wird dein Heyland nicht nur dein Anfaͤnger, ſondern auch dein Vollender ſeyn.
Es geſchahe um dieſe Zeit, daß einige Glieder der Gemeine in ihren Herzen durch das Evangelium von Chriſto dem Gecreu- tzigten kraͤftig angegriffen, und zu einer ernſtlichen Sorge fuͤr die Errettung ihrer Seele gebracht wurden. Jhre Augen fien- gen an aufzugehen, ſie ſahen ihre Suͤnden, und die dadurch verurſachten toͤdtlichen Wunden in ihren Seelen. Der todte Glaube wollte es dabey eben ſo wenig mehr thun, als die Ausfluͤchte des Fleiſches, und die betruͤglichen Eingebungen der Seelen- feinde. Sie fuͤhlten einen Laſt und Druck auf dem Herzen, der ſie eben ſo aͤngſtlich in Unruhe ſetzte, als herzlich erweckte, alles anzuwenden, ihres Jammers los zu wer- den. Sie brauchten zu dieſem Ende die Mittel des Heyls ſehr fleißig, inſonderheit ward ihnen die Anhoͤrung der Predigt des Evangelii ſehr theuer und koͤſtlich. An de- nen Sonntagen nach geendetem Gottesdien- ſte, wenn andere in denen Werken des Flei-
ſches
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0369"n="317"/><fwplace="top"type="header">Thaten der Gnade. <hirendition="#aq">IV</hi>. Stuͤck.</fw><lb/>
wie die am erſten Pfingſtfeſt von Petri<lb/>
Predigt geruͤhrte, und wie dort der aufge-<lb/>
weckte und lebendig angegriffene Kerker-<lb/>
meiſter zu Philippen. Frage: Was ſoll<lb/>
ich thun, daß ich ſelig werde? Biß aber al-<lb/>
lem guten Rath treu, ſo wird dein Heyland<lb/>
nicht nur dein Anfaͤnger, ſondern auch dein<lb/>
Vollender ſeyn.</p><lb/><p>Es geſchahe um dieſe Zeit, daß einige<lb/>
Glieder der Gemeine in ihren Herzen durch<lb/>
das Evangelium von Chriſto dem Gecreu-<lb/>
tzigten kraͤftig angegriffen, und zu einer<lb/>
ernſtlichen Sorge fuͤr die Errettung ihrer<lb/>
Seele gebracht wurden. Jhre Augen fien-<lb/>
gen an aufzugehen, ſie ſahen ihre Suͤnden,<lb/>
und die dadurch verurſachten toͤdtlichen<lb/>
Wunden in ihren Seelen. Der todte<lb/>
Glaube wollte es dabey eben ſo wenig mehr<lb/>
thun, als die Ausfluͤchte des Fleiſches, und<lb/>
die betruͤglichen Eingebungen der Seelen-<lb/>
feinde. Sie fuͤhlten einen Laſt und Druck<lb/>
auf dem Herzen, der ſie eben ſo aͤngſtlich<lb/>
in Unruhe ſetzte, als herzlich erweckte, alles<lb/>
anzuwenden, ihres Jammers los zu wer-<lb/>
den. Sie brauchten zu dieſem Ende die<lb/>
Mittel des Heyls ſehr fleißig, inſonderheit<lb/>
ward ihnen die Anhoͤrung der Predigt des<lb/>
Evangelii ſehr theuer und koͤſtlich. An de-<lb/>
nen Sonntagen nach geendetem Gottesdien-<lb/>ſte, wenn andere in denen Werken des Flei-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſches</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[317/0369]
Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
wie die am erſten Pfingſtfeſt von Petri
Predigt geruͤhrte, und wie dort der aufge-
weckte und lebendig angegriffene Kerker-
meiſter zu Philippen. Frage: Was ſoll
ich thun, daß ich ſelig werde? Biß aber al-
lem guten Rath treu, ſo wird dein Heyland
nicht nur dein Anfaͤnger, ſondern auch dein
Vollender ſeyn.
Es geſchahe um dieſe Zeit, daß einige
Glieder der Gemeine in ihren Herzen durch
das Evangelium von Chriſto dem Gecreu-
tzigten kraͤftig angegriffen, und zu einer
ernſtlichen Sorge fuͤr die Errettung ihrer
Seele gebracht wurden. Jhre Augen fien-
gen an aufzugehen, ſie ſahen ihre Suͤnden,
und die dadurch verurſachten toͤdtlichen
Wunden in ihren Seelen. Der todte
Glaube wollte es dabey eben ſo wenig mehr
thun, als die Ausfluͤchte des Fleiſches, und
die betruͤglichen Eingebungen der Seelen-
feinde. Sie fuͤhlten einen Laſt und Druck
auf dem Herzen, der ſie eben ſo aͤngſtlich
in Unruhe ſetzte, als herzlich erweckte, alles
anzuwenden, ihres Jammers los zu wer-
den. Sie brauchten zu dieſem Ende die
Mittel des Heyls ſehr fleißig, inſonderheit
ward ihnen die Anhoͤrung der Predigt des
Evangelii ſehr theuer und koͤſtlich. An de-
nen Sonntagen nach geendetem Gottesdien-
ſte, wenn andere in denen Werken des Flei-
ſches
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/369>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.