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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Thaten der Gnade. II. Stück.
und ziehen liessen, wie gut würde es der
HErr nicht machen!

Da nun ohne Zweifel der HErr seine
Absichten an dieser Seele erreichet, und er
dieselbe in einem Zustand sahe, daß er sie in
die ewigen Erquickungen einführen konnte,
so kommt ein tödtlichen Zufall, der ihr in
das Jnnerste hinein rufte: Du must sterben;
so schwer und schmerzhaft derselbe auch war,
so standhaft, gläubig und gedultig war die
Fassung ihrer Seele; sie liesse sehr frühe und
vor Aufgang der Sonne den Prediger zu
sich rufen; so bald sie denselben erblickte,
legte sie ein fürtrefliches Sündenbekänntniß
ab, und zeigte insonderheit viel Zerknir-
schung, Reue und Leidwesen über die Sün-
de, in welche sie in ihrem Gnadenstand ge-
fallen war. Jch habe gesündiget, (sag-
te sie) und meinen GOtt betrübet, aber
ich habe mit dem Zöllner auf die Brust
geschlagen, und bin im Glauben zu de-
nen Wunden des Heylandes geflohen,
und habe die Tilgung der Sünde und
der Strafe derselben gefunden.
Sie
rühmte darauf die Erbarmungen, die man
in dem Heyland geniesse, freute sich in die-
sem guten Freund der Seelen, und zeigte
ein herzliches Verlangen, bald aufgelöset
und bey ihm zu seyn. Sie fällt auf dieses

hin

Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
und ziehen lieſſen, wie gut wuͤrde es der
HErr nicht machen!

Da nun ohne Zweifel der HErr ſeine
Abſichten an dieſer Seele erreichet, und er
dieſelbe in einem Zuſtand ſahe, daß er ſie in
die ewigen Erquickungen einfuͤhren konnte,
ſo kommt ein toͤdtlichen Zufall, der ihr in
das Jnnerſte hinein rufte: Du muſt ſterben;
ſo ſchwer und ſchmerzhaft derſelbe auch war,
ſo ſtandhaft, glaͤubig und gedultig war die
Faſſung ihrer Seele; ſie lieſſe ſehr fruͤhe und
vor Aufgang der Sonne den Prediger zu
ſich rufen; ſo bald ſie denſelben erblickte,
legte ſie ein fuͤrtrefliches Suͤndenbekaͤnntniß
ab, und zeigte inſonderheit viel Zerknir-
ſchung, Reue und Leidweſen uͤber die Suͤn-
de, in welche ſie in ihrem Gnadenſtand ge-
fallen war. Jch habe geſuͤndiget, (ſag-
te ſie) und meinen GOtt betruͤbet, aber
ich habe mit dem Zoͤllner auf die Bruſt
geſchlagen, und bin im Glauben zu de-
nen Wunden des Heylandes geflohen,
und habe die Tilgung der Suͤnde und
der Strafe derſelben gefunden.
Sie
ruͤhmte darauf die Erbarmungen, die man
in dem Heyland genieſſe, freute ſich in die-
ſem guten Freund der Seelen, und zeigte
ein herzliches Verlangen, bald aufgeloͤſet
und bey ihm zu ſeyn. Sie faͤllt auf dieſes

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[171/0223] Thaten der Gnade. II. Stuͤck. und ziehen lieſſen, wie gut wuͤrde es der HErr nicht machen! Da nun ohne Zweifel der HErr ſeine Abſichten an dieſer Seele erreichet, und er dieſelbe in einem Zuſtand ſahe, daß er ſie in die ewigen Erquickungen einfuͤhren konnte, ſo kommt ein toͤdtlichen Zufall, der ihr in das Jnnerſte hinein rufte: Du muſt ſterben; ſo ſchwer und ſchmerzhaft derſelbe auch war, ſo ſtandhaft, glaͤubig und gedultig war die Faſſung ihrer Seele; ſie lieſſe ſehr fruͤhe und vor Aufgang der Sonne den Prediger zu ſich rufen; ſo bald ſie denſelben erblickte, legte ſie ein fuͤrtrefliches Suͤndenbekaͤnntniß ab, und zeigte inſonderheit viel Zerknir- ſchung, Reue und Leidweſen uͤber die Suͤn- de, in welche ſie in ihrem Gnadenſtand ge- fallen war. Jch habe geſuͤndiget, (ſag- te ſie) und meinen GOtt betruͤbet, aber ich habe mit dem Zoͤllner auf die Bruſt geſchlagen, und bin im Glauben zu de- nen Wunden des Heylandes geflohen, und habe die Tilgung der Suͤnde und der Strafe derſelben gefunden. Sie ruͤhmte darauf die Erbarmungen, die man in dem Heyland genieſſe, freute ſich in die- ſem guten Freund der Seelen, und zeigte ein herzliches Verlangen, bald aufgeloͤſet und bey ihm zu ſeyn. Sie faͤllt auf dieſes hin

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/223>, abgerufen am 25.11.2024.