war. So konnte sie nun an dem seligen Ende ihrer ziemlich lange gedauerten dun- keln Wegen, aus Erfahrung mit David sa- gen: Wenn du mich demüthigest, ma- chest du mich groß. Psalm 18:36.
So gerne und willig nimmt JEsus die bußfertigen und gläubigen Sünder an, so treu erfüllt er an ihnen die Verheissung, Joh. 6:37. Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstossen. O wenn es doch alle Menschen wüßten! wie JEsus auf die Sünder so sehnlich warte, wie sein Herze mit seinen Armen gegen alle Gnadenbedürf- tige und Hungerende aufgeschlossen sey. O wenn wirs sehen könnten! wie dieser gute Hirte der Schaafe, so ungerne ein einiges lasse verlohren gehen, nachdem er uns mit seinem Blute erkaufet hat, wie unermüdet er ihnen nachgehe! und zum Leben bringen möchte! wären wir recht ausgelährt von allem Welt- und eigenem Wesen, wären wir stille, eingekehrt, und auf die Stimme un- sers Freundes, der uns zu ihm rufet, und einladet, recht aufmerksam; liessen wir ihn seine Liebe recht in unsere Herzen ausströ- men, so würden gewiß viele tausend See- len mehr sich aufmachen, und zu dem Hey- land eilen, und er würde in so vielen zeigen, daß es nicht nur seine gröste Freude, son- dern sein eigentliches Werk sey, Sünder
anzu-
Der groſſen und ſeligen
war. So konnte ſie nun an dem ſeligen Ende ihrer ziemlich lange gedauerten dun- keln Wegen, aus Erfahrung mit David ſa- gen: Wenn du mich demuͤthigeſt, ma- cheſt du mich groß. Pſalm 18:36.
So gerne und willig nimmt JEſus die bußfertigen und glaͤubigen Suͤnder an, ſo treu erfuͤllt er an ihnen die Verheiſſung, Joh. 6:37. Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausſtoſſen. O wenn es doch alle Menſchen wuͤßten! wie JEſus auf die Suͤnder ſo ſehnlich warte, wie ſein Herze mit ſeinen Armen gegen alle Gnadenbeduͤrf- tige und Hungerende aufgeſchloſſen ſey. O wenn wirs ſehen koͤnnten! wie dieſer gute Hirte der Schaafe, ſo ungerne ein einiges laſſe verlohren gehen, nachdem er uns mit ſeinem Blute erkaufet hat, wie unermuͤdet er ihnen nachgehe! und zum Leben bringen moͤchte! waͤren wir recht ausgelaͤhrt von allem Welt- und eigenem Weſen, waͤren wir ſtille, eingekehrt, und auf die Stimme un- ſers Freundes, der uns zu ihm rufet, und einladet, recht aufmerkſam; lieſſen wir ihn ſeine Liebe recht in unſere Herzen ausſtroͤ- men, ſo wuͤrden gewiß viele tauſend See- len mehr ſich aufmachen, und zu dem Hey- land eilen, und er wuͤrde in ſo vielen zeigen, daß es nicht nur ſeine groͤſte Freude, ſon- dern ſein eigentliches Werk ſey, Suͤnder
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Der groſſen und ſeligen
war. So konnte ſie nun an dem ſeligen
Ende ihrer ziemlich lange gedauerten dun-
keln Wegen, aus Erfahrung mit David ſa-
gen: Wenn du mich demuͤthigeſt, ma-
cheſt du mich groß. Pſalm 18:36.
So gerne und willig nimmt JEſus die
bußfertigen und glaͤubigen Suͤnder an, ſo
treu erfuͤllt er an ihnen die Verheiſſung,
Joh. 6:37. Wer zu mir kommt, den
will ich nicht hinausſtoſſen. O wenn es
doch alle Menſchen wuͤßten! wie JEſus auf
die Suͤnder ſo ſehnlich warte, wie ſein Herze
mit ſeinen Armen gegen alle Gnadenbeduͤrf-
tige und Hungerende aufgeſchloſſen ſey. O
wenn wirs ſehen koͤnnten! wie dieſer gute
Hirte der Schaafe, ſo ungerne ein einiges
laſſe verlohren gehen, nachdem er uns mit
ſeinem Blute erkaufet hat, wie unermuͤdet
er ihnen nachgehe! und zum Leben bringen
moͤchte! waͤren wir recht ausgelaͤhrt von
allem Welt- und eigenem Weſen, waͤren wir
ſtille, eingekehrt, und auf die Stimme un-
ſers Freundes, der uns zu ihm rufet, und
einladet, recht aufmerkſam; lieſſen wir ihn
ſeine Liebe recht in unſere Herzen ausſtroͤ-
men, ſo wuͤrden gewiß viele tauſend See-
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/204>, abgerufen am 25.11.2024.
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