ne und euere Feinde herrlich ausgeführt, und ihre letzte Kraft besieget, er hat diese Siege eben um euertwillen in seinem Blute und Tode errungen. Er ist nun stark ge- nug, diese ohnmächtig gemachte Feinde ge- bunden zu euren Füssen zu legen. Hat er sich in euch als ein so seliger Anfänger geof- fenbahret, so wird er auch (so ihr ihm stille haltet) in eurer Vollendung die Herrlichkeit seines Sieges, die Erhöhung seiner Macht, und die Vermehrung und Ausbreitung sei- nes Reiches suchen.
Der heilige Geist zeigte insonderheit sei- ne Treue gegen diese Seele hierinnen, daß er sie in nichts ruhen liesse, was sie erwähl- te, aussert GOtt ihre Ruhe zu suchen, al- les was sie in eigener Wahl ergriffe, wurde ihr zur Last, alles woran sie sich aussert JEsu halten wollte, wurde ihr entzogen, alles was sie aussert der Gnade, zu ihrem Trost, Hülfe, Erleichterung und Rath suchte, machte sie nur unruhiger, und ver- schlimmerte ihren Zustand. So wurde sie immer mehr darauf geführet, daß in dem HErrn, und seiner Gnade, allein alle ihre Stärke, Hülfe, und ihr Heil bestehe, und ihre Seele wurde dabey täglich nach denen göttlichen Erbarmungen hungerender und sehnender.
So
Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
ne und euere Feinde herrlich ausgefuͤhrt, und ihre letzte Kraft beſieget, er hat dieſe Siege eben um euertwillen in ſeinem Blute und Tode errungen. Er iſt nun ſtark ge- nug, dieſe ohnmaͤchtig gemachte Feinde ge- bunden zu euren Fuͤſſen zu legen. Hat er ſich in euch als ein ſo ſeliger Anfaͤnger geof- fenbahret, ſo wird er auch (ſo ihr ihm ſtille haltet) in eurer Vollendung die Herrlichkeit ſeines Sieges, die Erhoͤhung ſeiner Macht, und die Vermehrung und Ausbreitung ſei- nes Reiches ſuchen.
Der heilige Geiſt zeigte inſonderheit ſei- ne Treue gegen dieſe Seele hierinnen, daß er ſie in nichts ruhen lieſſe, was ſie erwaͤhl- te, auſſert GOtt ihre Ruhe zu ſuchen, al- les was ſie in eigener Wahl ergriffe, wurde ihr zur Laſt, alles woran ſie ſich auſſert JEſu halten wollte, wurde ihr entzogen, alles was ſie auſſert der Gnade, zu ihrem Troſt, Huͤlfe, Erleichterung und Rath ſuchte, machte ſie nur unruhiger, und ver- ſchlimmerte ihren Zuſtand. So wurde ſie immer mehr darauf gefuͤhret, daß in dem HErrn, und ſeiner Gnade, allein alle ihre Staͤrke, Huͤlfe, und ihr Heil beſtehe, und ihre Seele wurde dabey taͤglich nach denen goͤttlichen Erbarmungen hungerender und ſehnender.
So
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Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
ne und euere Feinde herrlich ausgefuͤhrt,
und ihre letzte Kraft beſieget, er hat dieſe
Siege eben um euertwillen in ſeinem Blute
und Tode errungen. Er iſt nun ſtark ge-
nug, dieſe ohnmaͤchtig gemachte Feinde ge-
bunden zu euren Fuͤſſen zu legen. Hat er
ſich in euch als ein ſo ſeliger Anfaͤnger geof-
fenbahret, ſo wird er auch (ſo ihr ihm ſtille
haltet) in eurer Vollendung die Herrlichkeit
ſeines Sieges, die Erhoͤhung ſeiner Macht,
und die Vermehrung und Ausbreitung ſei-
nes Reiches ſuchen.
Der heilige Geiſt zeigte inſonderheit ſei-
ne Treue gegen dieſe Seele hierinnen, daß
er ſie in nichts ruhen lieſſe, was ſie erwaͤhl-
te, auſſert GOtt ihre Ruhe zu ſuchen, al-
les was ſie in eigener Wahl ergriffe, wurde
ihr zur Laſt, alles woran ſie ſich auſſert
JEſu halten wollte, wurde ihr entzogen,
alles was ſie auſſert der Gnade, zu ihrem
Troſt, Huͤlfe, Erleichterung und Rath
ſuchte, machte ſie nur unruhiger, und ver-
ſchlimmerte ihren Zuſtand. So wurde ſie
immer mehr darauf gefuͤhret, daß in dem
HErrn, und ſeiner Gnade, allein alle ihre
Staͤrke, Huͤlfe, und ihr Heil beſtehe, und
ihre Seele wurde dabey taͤglich nach denen
goͤttlichen Erbarmungen hungerender und
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/179>, abgerufen am 16.02.2025.
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