Nachdeme nun der HErr durch diese Creutzeswege sich einen Zugang zu dem Her- zen dieser Seele zu bahnen suchte, und es also an dem war, daß die verschlossene Ab- gründe sollten eröfnet, die verborgene Ver- dorbenheiten an das Licht gebracht, und die versteckt gewesene Feinde aus ihren alten Lagern ausgetrieben werden; so setzte die ganze Macht der in ihr wohnenden Ver- derbniß ihre Kräfte zusammen, um die Ab- sichten GOttes zu hintertreiben, und die Arbeit der Gnade in ihr unnütz zu machen. Sie fühlte (wie sie hernach bekannte) in dem Anfang dieser Creutzeswegen eine sehr gros- se Bitterkeit in ihrem Herzen, gegen dem HErrn und seinen Führungen. Alles was der HErr an ihr zu thun suchte, war ihr zuwider, alle Mittel, die zu ihrem Leben angewendet wurden, waren ihr eine Last, auch diejenige von ihren Nächsten, die in der Hand des HErrn etwas zu ihrer Er- leichterung hätten beytragen können, waren ihr verdächtig, und von ihr mit allem An- erbieten verworfen; dieses machte ihr ihren Zustand noch schwerer und unerträglicher. Jhr Jnnwendiges war voller Unruhe und Jammer, die äussere Last druckte von allen Seiten, sie fühlte, wie nöthig sie eine mäch- tige Hülfe hatte, sie sehnete sich nach Ruhe, in der Sünde und in der Welt konnte sie
gegen
Der groſſen und ſeligen
Nachdeme nun der HErr durch dieſe Creutzeswege ſich einen Zugang zu dem Her- zen dieſer Seele zu bahnen ſuchte, und es alſo an dem war, daß die verſchloſſene Ab- gruͤnde ſollten eroͤfnet, die verborgene Ver- dorbenheiten an das Licht gebracht, und die verſteckt geweſene Feinde aus ihren alten Lagern ausgetrieben werden; ſo ſetzte die ganze Macht der in ihr wohnenden Ver- derbniß ihre Kraͤfte zuſammen, um die Ab- ſichten GOttes zu hintertreiben, und die Arbeit der Gnade in ihr unnuͤtz zu machen. Sie fuͤhlte (wie ſie hernach bekannte) in dem Anfang dieſer Creutzeswegen eine ſehr groſ- ſe Bitterkeit in ihrem Herzen, gegen dem HErrn und ſeinen Fuͤhrungen. Alles was der HErr an ihr zu thun ſuchte, war ihr zuwider, alle Mittel, die zu ihrem Leben angewendet wurden, waren ihr eine Laſt, auch diejenige von ihren Naͤchſten, die in der Hand des HErrn etwas zu ihrer Er- leichterung haͤtten beytragen koͤnnen, waren ihr verdaͤchtig, und von ihr mit allem An- erbieten verworfen; dieſes machte ihr ihren Zuſtand noch ſchwerer und unertraͤglicher. Jhr Jnnwendiges war voller Unruhe und Jammer, die aͤuſſere Laſt druckte von allen Seiten, ſie fuͤhlte, wie noͤthig ſie eine maͤch- tige Huͤlfe hatte, ſie ſehnete ſich nach Ruhe, in der Suͤnde und in der Welt konnte ſie
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Der groſſen und ſeligen
Nachdeme nun der HErr durch dieſe
Creutzeswege ſich einen Zugang zu dem Her-
zen dieſer Seele zu bahnen ſuchte, und es
alſo an dem war, daß die verſchloſſene Ab-
gruͤnde ſollten eroͤfnet, die verborgene Ver-
dorbenheiten an das Licht gebracht, und die
verſteckt geweſene Feinde aus ihren alten
Lagern ausgetrieben werden; ſo ſetzte die
ganze Macht der in ihr wohnenden Ver-
derbniß ihre Kraͤfte zuſammen, um die Ab-
ſichten GOttes zu hintertreiben, und die
Arbeit der Gnade in ihr unnuͤtz zu machen.
Sie fuͤhlte (wie ſie hernach bekannte) in dem
Anfang dieſer Creutzeswegen eine ſehr groſ-
ſe Bitterkeit in ihrem Herzen, gegen dem
HErrn und ſeinen Fuͤhrungen. Alles was
der HErr an ihr zu thun ſuchte, war ihr
zuwider, alle Mittel, die zu ihrem Leben
angewendet wurden, waren ihr eine Laſt,
auch diejenige von ihren Naͤchſten, die in
der Hand des HErrn etwas zu ihrer Er-
leichterung haͤtten beytragen koͤnnen, waren
ihr verdaͤchtig, und von ihr mit allem An-
erbieten verworfen; dieſes machte ihr ihren
Zuſtand noch ſchwerer und unertraͤglicher.
Jhr Jnnwendiges war voller Unruhe und
Jammer, die aͤuſſere Laſt druckte von allen
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/170>, abgerufen am 22.11.2024.
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