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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Thaten der Gnade. II. Stück.
ein zulänglicher Begriff von der wahren
Art, Beschaffenheit und Natur der Bekeh-
rung bey allen Gelegenheiten beygebracht,
er also von allen falschen Bekehrungsbegrif-
fen und Arten abgeführet, und zu einem
rechten Stande der Wiedergeburt gebracht
werde. Das grosse Werk der Bekehrung
eines Menschen besteht also kürzlich darin-
nen: Daß der dreyeinige GOtt, die ewige
und nach dem Heil des Sünders so sehnlich
verlangende Liebe, den von Natur verfin-
sterten, unter der Herrschaft der Sünde,
und der verkehrten Vernunft, in dem
Schlafe der Sicherheit, und des geistlichen
Todes zum Verderben eilenden Sünder,
aus blosser und unverdienter Erbarmung,
vermittelst seines Wortes und Geistes er-
leuchtet, und kräftig überzeuget von denen
Abgründen seines sündlichen Elendes, und
von der Unrichtigkeit alles dessen, darauf
man sich in seiner natürlichen Verblendung
bißhieher verlassen hat. Diese erste Gna-
denstrahlen befreyen den betrogenen Sün-
der zum Theil von der blinden Decke und
denen Schuppen, damit seine Augen vorhin
verschlossen waren. Hat er bißhieher an
seiner Seligkeit (bey aller Sicherheit und
sündlichem Verderben) nie gezweifelt, so
fängt er nun an zu merken, daß es unrich-
tig mit ihm stehe, und daß alle faule Stützen

nichts

Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
ein zulaͤnglicher Begriff von der wahren
Art, Beſchaffenheit und Natur der Bekeh-
rung bey allen Gelegenheiten beygebracht,
er alſo von allen falſchen Bekehrungsbegrif-
fen und Arten abgefuͤhret, und zu einem
rechten Stande der Wiedergeburt gebracht
werde. Das groſſe Werk der Bekehrung
eines Menſchen beſteht alſo kuͤrzlich darin-
nen: Daß der dreyeinige GOtt, die ewige
und nach dem Heil des Suͤnders ſo ſehnlich
verlangende Liebe, den von Natur verfin-
ſterten, unter der Herrſchaft der Suͤnde,
und der verkehrten Vernunft, in dem
Schlafe der Sicherheit, und des geiſtlichen
Todes zum Verderben eilenden Suͤnder,
aus bloſſer und unverdienter Erbarmung,
vermittelſt ſeines Wortes und Geiſtes er-
leuchtet, und kraͤftig uͤberzeuget von denen
Abgruͤnden ſeines ſuͤndlichen Elendes, und
von der Unrichtigkeit alles deſſen, darauf
man ſich in ſeiner natuͤrlichen Verblendung
bißhieher verlaſſen hat. Dieſe erſte Gna-
denſtrahlen befreyen den betrogenen Suͤn-
der zum Theil von der blinden Decke und
denen Schuppen, damit ſeine Augen vorhin
verſchloſſen waren. Hat er bißhieher an
ſeiner Seligkeit (bey aller Sicherheit und
ſuͤndlichem Verderben) nie gezweifelt, ſo
faͤngt er nun an zu merken, daß es unrich-
tig mit ihm ſtehe, und daß alle faule Stuͤtzen

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[79/0131] Thaten der Gnade. II. Stuͤck. ein zulaͤnglicher Begriff von der wahren Art, Beſchaffenheit und Natur der Bekeh- rung bey allen Gelegenheiten beygebracht, er alſo von allen falſchen Bekehrungsbegrif- fen und Arten abgefuͤhret, und zu einem rechten Stande der Wiedergeburt gebracht werde. Das groſſe Werk der Bekehrung eines Menſchen beſteht alſo kuͤrzlich darin- nen: Daß der dreyeinige GOtt, die ewige und nach dem Heil des Suͤnders ſo ſehnlich verlangende Liebe, den von Natur verfin- ſterten, unter der Herrſchaft der Suͤnde, und der verkehrten Vernunft, in dem Schlafe der Sicherheit, und des geiſtlichen Todes zum Verderben eilenden Suͤnder, aus bloſſer und unverdienter Erbarmung, vermittelſt ſeines Wortes und Geiſtes er- leuchtet, und kraͤftig uͤberzeuget von denen Abgruͤnden ſeines ſuͤndlichen Elendes, und von der Unrichtigkeit alles deſſen, darauf man ſich in ſeiner natuͤrlichen Verblendung bißhieher verlaſſen hat. Dieſe erſte Gna- denſtrahlen befreyen den betrogenen Suͤn- der zum Theil von der blinden Decke und denen Schuppen, damit ſeine Augen vorhin verſchloſſen waren. Hat er bißhieher an ſeiner Seligkeit (bey aller Sicherheit und ſuͤndlichem Verderben) nie gezweifelt, ſo faͤngt er nun an zu merken, daß es unrich- tig mit ihm ſtehe, und daß alle faule Stuͤtzen nichts

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/131>, abgerufen am 21.11.2024.