Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.keit/ mit zuziehung fridliebender personen von beiden Parthejen versuchen/ und sich ohne ferneren unkosten und weitläuffigkeit trachten zu vergleichen/ dafern aber solches nicht erheblich/ und kein gütliche Composition statt funde/ solle es unserseits an Administration schleunigen / unparthejischen Rechtens/ in der begerenden kosten nicht ermanglen. Im übrigen lassen wir es bei Bündten/ Landsfriden/ authentischen Verträgen und abscheiden/ auch jedes Orts Rechten und gerechtigkeiten/ durchauß verbleiben/ und haben dessen allen zu gezeugnus und wahrem urkund/ unsere gewonte Innsigel (doch uns und unseren erben und nachkommenden ohne schaden) gehenkt an disen brief. Der geben ist zu Olten/ den zwanzigsten Monats-tag Jäners/ als man zelte nach der geburt Jesu Christi / unsers lieben Herren und Seligmachers/ ein taufend/ sechs hundert/ fünffzig und siben jahr. Grausame verfolgung in Piemont. In disem 1655. und anfangs der 1656. Jahrs wurden die Reformirt-Evangelischen in Piemont im Luserner-Thal/ under des Herzogen von Saphoy Gebiet/ wider Recht und alles versprechen im harten Winter aus ihrer Wohnung vertriben. Jahr Christi 1655. 1656. Der Marqvis Pianesse gab ihnen den armen leuten gute wort und schwur dazu/ daß ihnen kein leid widerfahren solte/ sie solten nur als gehorsame underthanen 3 Regimenter einnemmen/ und verpflegen/ wie der Herzog von Saphojen ihr Landes Fürst solches befohlen/ disen worten ward geglaubet/ aber / so bald die Regimenter eingelassen/ gieng das spil an/ da ward alles nidergemacht/ da dann ein solch Blutbad vorgieng/ dergleichen fast in der Christenheit nicht erhöret. In dem mörden und töden/ welches nicht zu beschreiben/ giengen die Kirchen und häuser in Feuer auff/ die mutter hatte ihr saugendes Kind/ der Mann seine Frau/ die Kinder ihre Elteren verlohren/ einige die den mördern entrünnen wolten/ sprangen von hohen bergen in die tieffe Schnee/ darinn sie dann verschmachten müsten/ die aber noch auff den bergen verbliben/ denen wurden die köpf zwüschen den beinen gebunden/ und also herunder gestürzet/ vil kinder brateten sie auff dem Feuer/ vil nagelten sie an die bäume/ 2. soldaren namen ein kleines kind/ jeder bei einem bein/ rissen es von ein ander/ und schlugen sich damit um die Köpf. Vilen weibern und Jungfrauen schnitten sie die bäuche auff/ thaten Salz/ Pulver und Steine hinein/ sie wolten sich nicht erbitten lassen/ sondern haben dieselbe mit grausamer marter getödet/ sie hatten solche Tormenten/ die unerhöret sein/ damit sie die armen leute qväleten. In dem Dorff Tillarel triben sie mit 150. Frauen und kindern allen muhtwillen/ hernach schlugen sie ihnen die Köpfe ab. keit/ mit zuziehung fridliebender personen von beiden Parthejen versuchen/ und sich ohne ferneren unkosten und weitläuffigkeit trachten zu vergleichen/ dafern aber solches nicht erheblich/ und kein gütliche Composition statt funde/ solle es unserseits an Administration schleunigen / unparthejischen Rechtens/ in der begerenden kosten nicht ermanglen. Im übrigen lassen wir es bei Bündten/ Landsfriden/ authentischen Verträgen und abscheiden/ auch jedes Orts Rechten und gerechtigkeiten/ durchauß verbleiben/ und haben dessen allen zu gezeugnus und wahrem urkund/ unsere gewonte Innsigel (doch uns und unseren erben und nachkommenden ohne schaden) gehenkt an disen brief. Der geben ist zu Olten/ den zwanzigsten Monats-tag Jäners/ als man zelte nach der geburt Jesu Christi / unsers lieben Herren und Seligmachers/ ein taufend/ sechs hundert/ fünffzig und siben jahr. Grausame verfolgung in Piemont. In disem 1655. und anfangs der 1656. Jahrs wurden die Reformirt-Evangelischen in Piemont im Luserner-Thal/ under des Herzogen von Saphoy Gebiet/ wider Recht und alles versprechen im harten Winter aus ihrer Wohnung vertriben. Jahr Christi 1655. 1656. Der Marqvis Pianesse gab ihnen den armen leuten gute wort und schwur dazu/ daß ihnen kein leid widerfahren solte/ sie solten nur als gehorsame underthanen 3 Regimenter einnemmen/ und verpflegen/ wie der Herzog von Saphojen ihr Landes Fürst solches befohlen/ disen worten ward geglaubet/ aber / so bald die Regimenter eingelassen/ gieng das spil an/ da ward alles nidergemacht/ da dann ein solch Blutbad vorgieng/ dergleichen fast in der Christenheit nicht erhöret. In dem mörden und töden/ welches nicht zu beschreiben/ giengen die Kirchen und häuser in Feuer auff/ die mutter hatte ihr saugendes Kind/ der Mann seine Frau/ die Kinder ihre Elteren verlohren/ einige die den mördern entrünnen wolten/ sprangen von hohen bergen in die tieffe Schnee/ darinn sie dann verschmachten müsten/ die aber noch auff den bergen verbliben/ denen wurden die köpf zwüschen den beinen gebunden/ und also herunder gestürzet/ vil kinder brateten sie auff dem Feuer/ vil nagelten sie an die bäume/ 2. soldaren namen ein kleines kind/ jeder bei einem bein/ rissen es von ein ander/ und schlugen sich damit um die Köpf. Vilen weibern und Jungfrauen schnitten sie die bäuche auff/ thaten Salz/ Pulver und Steine hinein/ sie wolten sich nicht erbitten lassen/ sondern haben dieselbe mit grausamer marter getödet/ sie hatten solche Tormenten/ die unerhöret sein/ damit sie die armen leute qväleten. In dem Dorff Tillarel triben sie mit 150. Frauen und kindern allen muhtwillen/ hernach schlugen sie ihnen die Köpfe ab. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0525" n="485"/> keit/ mit zuziehung fridliebender personen von beiden Parthejen versuchen/ und sich ohne ferneren unkosten und weitläuffigkeit trachten zu vergleichen/ dafern aber solches nicht erheblich/ und kein gütliche Composition statt funde/ solle es unserseits an Administration schleunigen / unparthejischen Rechtens/ in der begerenden kosten nicht ermanglen.</p> <p>Im übrigen lassen wir es bei Bündten/ Landsfriden/ authentischen Verträgen und abscheiden/ auch jedes Orts Rechten und gerechtigkeiten/ durchauß verbleiben/ und haben dessen allen zu gezeugnus und wahrem urkund/ unsere gewonte Innsigel (doch uns und unseren erben und nachkommenden ohne schaden) gehenkt an disen brief. Der geben ist zu Olten/ den zwanzigsten Monats-tag Jäners/ als man zelte nach der geburt Jesu Christi / unsers lieben Herren und Seligmachers/ ein taufend/ sechs hundert/ fünffzig und siben jahr.</p> <p><note place="right">Grausame verfolgung in Piemont.</note> In disem 1655. und anfangs der 1656. Jahrs wurden die Reformirt-Evangelischen in Piemont im Luserner-Thal/ under des Herzogen von Saphoy Gebiet/ wider Recht und alles versprechen im harten Winter aus ihrer Wohnung vertriben.</p> <p><note place="right">Jahr Christi 1655. 1656.</note> Der Marqvis Pianesse gab ihnen den armen leuten gute wort und schwur dazu/ daß ihnen kein leid widerfahren solte/ sie solten nur als gehorsame underthanen 3 Regimenter einnemmen/ und verpflegen/ wie der Herzog von Saphojen ihr Landes Fürst solches befohlen/ disen worten ward geglaubet/ aber / so bald die Regimenter eingelassen/ gieng das spil an/ da ward alles nidergemacht/ da dann ein solch Blutbad vorgieng/ dergleichen fast in der Christenheit nicht erhöret.</p> <p>In dem mörden und töden/ welches nicht zu beschreiben/ giengen die Kirchen und häuser in Feuer auff/ die mutter hatte ihr saugendes Kind/ der Mann seine Frau/ die Kinder ihre Elteren verlohren/ einige die den mördern entrünnen wolten/ sprangen von hohen bergen in die tieffe Schnee/ darinn sie dann verschmachten müsten/ die aber noch auff den bergen verbliben/ denen wurden die köpf zwüschen den beinen gebunden/ und also herunder gestürzet/ vil kinder brateten sie auff dem Feuer/ vil nagelten sie an die bäume/ 2. soldaren namen ein kleines kind/ jeder bei einem bein/ rissen es von ein ander/ und schlugen sich damit um die Köpf.</p> <p>Vilen weibern und Jungfrauen schnitten sie die bäuche auff/ thaten Salz/ Pulver und Steine hinein/ sie wolten sich nicht erbitten lassen/ sondern haben dieselbe mit grausamer marter getödet/ sie hatten solche Tormenten/ die unerhöret sein/ damit sie die armen leute qväleten.</p> <p>In dem Dorff Tillarel triben sie mit 150. Frauen und kindern allen muhtwillen/ hernach schlugen sie ihnen die Köpfe ab.</p> </div> </body> </text> </TEI> [485/0525]
keit/ mit zuziehung fridliebender personen von beiden Parthejen versuchen/ und sich ohne ferneren unkosten und weitläuffigkeit trachten zu vergleichen/ dafern aber solches nicht erheblich/ und kein gütliche Composition statt funde/ solle es unserseits an Administration schleunigen / unparthejischen Rechtens/ in der begerenden kosten nicht ermanglen.
Im übrigen lassen wir es bei Bündten/ Landsfriden/ authentischen Verträgen und abscheiden/ auch jedes Orts Rechten und gerechtigkeiten/ durchauß verbleiben/ und haben dessen allen zu gezeugnus und wahrem urkund/ unsere gewonte Innsigel (doch uns und unseren erben und nachkommenden ohne schaden) gehenkt an disen brief. Der geben ist zu Olten/ den zwanzigsten Monats-tag Jäners/ als man zelte nach der geburt Jesu Christi / unsers lieben Herren und Seligmachers/ ein taufend/ sechs hundert/ fünffzig und siben jahr.
In disem 1655. und anfangs der 1656. Jahrs wurden die Reformirt-Evangelischen in Piemont im Luserner-Thal/ under des Herzogen von Saphoy Gebiet/ wider Recht und alles versprechen im harten Winter aus ihrer Wohnung vertriben.
Grausame verfolgung in Piemont. Der Marqvis Pianesse gab ihnen den armen leuten gute wort und schwur dazu/ daß ihnen kein leid widerfahren solte/ sie solten nur als gehorsame underthanen 3 Regimenter einnemmen/ und verpflegen/ wie der Herzog von Saphojen ihr Landes Fürst solches befohlen/ disen worten ward geglaubet/ aber / so bald die Regimenter eingelassen/ gieng das spil an/ da ward alles nidergemacht/ da dann ein solch Blutbad vorgieng/ dergleichen fast in der Christenheit nicht erhöret.
Jahr Christi 1655. 1656. In dem mörden und töden/ welches nicht zu beschreiben/ giengen die Kirchen und häuser in Feuer auff/ die mutter hatte ihr saugendes Kind/ der Mann seine Frau/ die Kinder ihre Elteren verlohren/ einige die den mördern entrünnen wolten/ sprangen von hohen bergen in die tieffe Schnee/ darinn sie dann verschmachten müsten/ die aber noch auff den bergen verbliben/ denen wurden die köpf zwüschen den beinen gebunden/ und also herunder gestürzet/ vil kinder brateten sie auff dem Feuer/ vil nagelten sie an die bäume/ 2. soldaren namen ein kleines kind/ jeder bei einem bein/ rissen es von ein ander/ und schlugen sich damit um die Köpf.
Vilen weibern und Jungfrauen schnitten sie die bäuche auff/ thaten Salz/ Pulver und Steine hinein/ sie wolten sich nicht erbitten lassen/ sondern haben dieselbe mit grausamer marter getödet/ sie hatten solche Tormenten/ die unerhöret sein/ damit sie die armen leute qväleten.
In dem Dorff Tillarel triben sie mit 150. Frauen und kindern allen muhtwillen/ hernach schlugen sie ihnen die Köpfe ab.
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/525>, abgerufen am 16.02.2025. |